Akkus für E-Autos aus Schwaben
Batteriekonzern Varta plant Produktions-Pilotlinie in Ellwangen
RAVENSBURG/ELLWANGEN - Beim Batteriekonzern Varta aus Ellwangen im Ostalbkreis läuft’s. Das bestätigte das MDax-Unternehmen einmal mehr am Mittwoch, als es bekannt gab, dass sich sein Gewinn 2020 verdoppelt habe. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn kletterte um rund 90 Prozent auf 95,4 Millionen Euro.
Varta profitierte vor allem vom Geschäft mit den Coin Power genannten kleinen Lithium-Ionen-Zellen. Diese leistungsstarken Knopfzellbatterien finden sich vor allem in kabellosen Kopfhörern, die derzeit stark nachgefragt sind. Nach eigenen Angaben ist der Konzern bei den Knopfzellen Weltmarktführer und baut die Produktion dafür weiter aus.
Zudem hat Varta im vergangenen Jahr wieder die Haushaltsbatterien für Endverbraucher unter dem Dach der Varta AG eingegliedert. Auch hierauf war das starke Wachstum zurückzuführen. Der Umsatz stieg 2020 – das hatte das Unternehmen bereits im Februar verkündet – um 140 Prozent auf 870 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte mit 147 Prozent auf 241 Millionen Euro noch etwas stärker zu als noch im Februar mitgeteilt. „Wir sind stolz auf ein historisches Geschäftsjahr – das bisher beste in den 135 Jahren unserer Geschichte“, sagte Varta-Chef Herbert Schein.
An die Aktionäre soll eine Dividende von rund 100 Millionen Euro ausgeschüttet werden – 2,48 Euro pro Aktie.
Profitieren will Varta bald auch von der E-Mobilität: Der Batteriekonzern steigt nämlich groß in die Produktion von Batterien für Elektroautos ein. Neuartige Zellen sollen zum Ende des Jahres am Stammsitz in Ellwangen auf einer Pilotlinie produziert werden. Die großformatige Batteriezelle 21700 soll zunächst vor allem in leistungsstarken Elektroautos zum Einsatz kommen. „Die Zelle zeichnet sich durch einen sehr geringen Innenwiderstand aus, was eine sehr schnelle Ladung und Entladung ermöglicht. Dadurch eignet sie sich vor allem für Anwendungen, bei denen hohe Leistung gefordert ist“, teilte der Konzern mit. „Im Automobilsektor sehen wir eine ganz große
Chance für ein Segment, wo diese Power und Schnellladefähigkeit besonders dringend gebraucht wird“, sagte Schein in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“. „Wir sind mit vielen Automobilherstellern im engen Kontakt, da gibt es aber Vertraulichkeitserklärungen. Ideal ist unsere Powerzelle natürlich für Sportwagen, für den Premiumbereich: Die Batterie gibt in kürzester Zeit viel Kraft ab, etwa für die Beschleunigung“, sagte Schein.
Den positiven Ausblick auf das laufende Jahr bestätigte das Management. „Der Konzern erwartet ein organisches Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein prozentual deutlich zweistelliges Ergebniswachstum im laufenden Geschäftsjahr.“