Letzter Ausweg Quarantänehotel
Auch auf Mallorca werden die Corona-Regeln verschärft, Infizierte können in ein Hilfskrankenhaus ausweichen
Liebe Leserinnen und Leser, aus technischen Gründen werden ab sofort die Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Vortag (Stand 7.30 Uhr) veröffentlicht. Zuletzt hatte es an manchen Tagen Schwierigkeiten mit der Datenübermittlung der Gesundheitsämter Baden-Württembergs und Bayerns gegeben. Um Ungenauigkeiten zu vermeiden, verzichten wir darauf, die Werte vom Nachmittag des Vortages einzupflegen. Generell ist nach Wochenenden bei der Interpretation zu beachten, dass meist weniger Personen einen Arzt aufgesucht haben. Dadurch wurden weniger Proben genommen. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Ämter an allen Tagen Daten an das RKI übermittelt haben. Die 7-Tage-Inzidenz bildet die Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen ab.
MADRID/PALMA - Eingesperrt in einem Hotelzimmer, ohne Möglichkeit an den Pool oder an den Strand zu gehen – das blüht jenen Urlaubern, die sich über Ostern auf Mallorca mit dem Cornavirus anstecken. Das ist nicht gerade das, was man sich als erholungsbedürftiger Reisender erträumt. Die ersten Ostertouristen hat es bereits erwischt. Wie die Inselbehörden bestätigten, befinden sich derzeit mehrere Feriengäste in Quarantäne. Unter den Betroffenen sind wenigstens zwei deutsche Urlauber.
Es spricht vieles dafür, dass es auf der balearischen Mittelmeerinsel in den nächsten Tagen noch weitere Ansteckungen von Urlaubern geben wird. Denn die Corona-Inzidenz steigt nun auch im Ferienparadies, das Mitte März noch eine der niedrigsten Infektionszahlen Europas meldete. Zuletzt lag die 7-Tage-Inzidenz auf den Balearischen Inseln bei 37 Fällen pro 100 000 Einwohner. 85 Prozent aller Ansteckungen werden inzwischen auf die britische Variante zurückgeführt.
Da in ganz Spanien die Infektionskurve wieder nach oben geht, verschärfte die spanische Regierung für das gesamte Land, also auch für Mallorca, die Maskenpflicht. Beim Sonnenbaden am Strand dürfen die Menschen allerdings weiter die Schutzmaske ablegen. Die Regel hatte für Verwirrung gesorgt. Sie war zunächst von Medien so interpretiert worden, dass in Zukunft auch beim Sonnenbaden Mund- und Nasenschutz getragen werden muss. Mit der Zentralregierung habe man nun aber geklärt, dass das nicht der Fall sei, versicherte die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez.
Das spanische Gesundheitsministerium habe eingeräumt, dass die Bestimmung, die bis „zum Ende der Gesundheitskrise“gelten soll, unklar gewesen sei. Man wolle sie bald gemeinsam ausarbeiten und genauer fassen. „Wenn man sich am Strand mit haushaltsfremden Personen trifft, muss man Maske tragen“, erklärte Ministerin Gómez. Wer aber allein oder mit Menschen des eigenen Haushalts Sonne und Meer genießt, darf das „oben ohne“tun. Allerdings steht es jeder Region und jeder Gemeinde frei, die Bestimmungen strikter auszulegen und das Tragen der Maske am Strand zur Pflicht zu erklären.
Zuvor hatte bereits die neue Testpflicht für deutsche Inselrückkehrer für Aufregung gesorgt. Seit Dienstag müssen deutsche Inselurlauber vor dem Rückflug einen negativen Antigen-Schnelltest vorweisen, was zu einem Ansturm auf Mallorcas Testlabors führte. Einige große Hotels wie manche Reiseveranstalter richteten inzwischen eigene Teststationen für ihre Kunden ein. Auch auf dem Flughafen öffnete ein Testcenter – allerdings mit langen Wartelisten. „Alle
Termine am Flughafen sind schon auf Tage ausgebucht“, klagen Reisende.
In dieser Osterwoche werden mehr als 500 Touristenflüge auf Mallorca erwartet. Die meisten Passagiere kommen derzeit aus Deutschland und der Schweiz, nachdem beide Länder Mallorca von der Liste der Risikogebiete gestrichen hatten. Bis Ostersonntag
werden 40 000 bis 50 000 Urlauber auf der Insel erwartet.
Für einige Feriengäste war der Mallorca-Osterurlaub übrigens gleich nach der Ankunft auf dem Flughafen in Palma zu Ende: Dort wurde nach Mitteilung der Inselbehörden in den letzten sieben Tagen bei 18 Reisenden, die sich auf dem Airport einem Corona-Test unterziehen mussten, eine Infektion festgestellt. Wie viele der Betroffenen ausländische Urlauber waren, wurde nicht mitgeteilt.
Inzwischen gibt es Klarheit darüber, was mit infizierten Urlaubern geschieht: Wie Tourismusminister Iago Negueruela mitteilte, können jene, die nur leichte Symptome haben, entweder in ihrer Ferienunterkunft in Selbstisolierung gehen. Oder sie können sich in ein Quarantänehotel begeben, das sich in der Inselhauptstadt Palma befindet. Bei dieser offiziellen Quarantäneherberge, die als Hilfskrankenhaus dient, handelt es sich um das Vier-Sterne-Haus „Palma Bay“, in dem medizinisches Personal zur Betreuung bereitsteht.
Im „Palma Bay“sind nach offiziellen Angaben derzeit elf Quarantänezimmer
besetzt. Unter den Patienten befinden sich wenigstens sechs ausländische Urlauber. Bei zwei Betroffenen soll es sich um Deutsche handeln. Zudem sei eine vierköpfige kroatische Familie eingewiesen worden. Ein Behördensprecher schloss aber nicht aus, dass sich mittlerweile weitere Touristen in ihren jeweiligen Feriendomizilen in Quarantäne befinden.
Und wer bezahlt, wenn Urlauber in Quarantäne oder sogar ins Krankenhaus kommen? Tourismusminister Negueruela sagte dazu: Werden Infizierte ins Hospital oder ins medizinisch ausgerüstete Quarantänehotel „Palma Bay“eingewiesen, können die Kosten über die Europäische Krankenversicherungskarte abgerechnet werden. Extrakosten, die jedoch für einen wegen Corona verlängerten Aufenthalt in der Ferienunterkunft auflaufen, müssen die Gäste aus eigener Tasche begleichen.
Keine Sorgen machen müssen sich in der Regel die Pauschaltouristen: Die meisten Veranstalter haben in die Buchung eine „Covid-Police“eingeschlossen, die die Kosten für Quarantäneaufenthalte übernimmt.