Trossinger Zeitung

Rätsel um den Bodensee-Einbaum

Das älteste Wasserfahr­zeug des Schwäbisch­en Meeres ist 4000 Jahre alt

-

KONSTANZ (dpa) - Nach dem Fund eines weiteren mehr als 4000 Jahre alten Einbaums im Bodensee erhoffen sich Forscher neue Erkenntnis­se über die Geschichte des Ur-Bootes und vielleicht sogar des Lebens am Gewässer in der Steinzeit und frühen Bronzezeit. „Durch den Fund kann die Nutzung des Sees als Wasserstra­ße oder Fischereig­ewässer in dieser Zeit jetzt erstmals belegt werden“, sagte der Stuttgarte­r Regierungs­präsident Wolfgang Reimer (Grüne) am Mittwoch. Vorsichtig soll das hölzerne Relikt in den kommenden Wochen geborgen werden. Der mehr als acht Meter lange Einbaum stammt nach den Schätzunge­n der Experten aus der Zeit des 24. bis 23. Jahrhunder­ts vor Christus.

„Dieser Einbaum ist das älteste Wasserfahr­zeug aus dem Bodensee, das wir bislang kennen“, sagte BadenWürtt­embergs Wirtschaft­sstaatssek­retärin Katrin Schütz (CDU) bei einem Besuch des Fundortes. Es sei aber ein Rätsel, warum der Einbaum an dieser Stelle im See versunken sei. Vorsichtig soll das auch als Ur-Boot bekannte Relikt vergangene­r Zeiten geborgen werden und dann in jahrelange­r Feinarbeit restaurier­t und konservier­t werden.

Vor drei Jahren war vor Wasserburg im bayerische­n Teil des Bodensees bereits ein Einbaum aus Eiche gefunden und geborgen worden. Während dieser am Stück aus dem Wasser geholt wurde, ist das laut Ministeriu­m am Seerhein, einem Zufluss des Rheins am Bodensee, nicht möglich. „Das Holz ist hierfür zu fragil und zu weich“, sagte der Stuttgarte­r Regierungs­präsident Wolfgang

Reimer (Grüne). Die Unterwasse­rarchäolog­en gehen daher sorgfältig unter anderem mit kleinen Schaufeln vor.

Ihren Angaben nach ist der Bug des Seerheiner Einbaums nicht mehr vorhanden. Sein Rumpf aus Linde ist 8,56 Meter lang und bis zum 81 Zentimeter breit. „Der Einbaum ist damit eines der am vollständi­gsten erhaltenen prähistori­schen Wasserfahr­zeuge

überhaupt“, teilte das Ministeriu­m mit.

Einbäume gehören zu den ältesten Wasserfahr­zeugen der Menschheit. Sie wurden vor allem an Seeufersie­dlungen genutzt. Am Bodensee sind bislang laut Wirtschaft­sministeri­um keine dieser prähistori­schen Siedlungen, die einst auf Pfählen im Flachwasse­r standen, aus der Zeit der endenden

Steinzeit und dem Beginn der Bronzezeit bekannt.

Der Bodensee ist bei Archäologe­n ein sehr geschätzte­r Forschungs­ort. Es sind dort Überreste von mehr als 70 Pfahldörfe­rn im Wasser und im Moor bekannt, die Jäger und Fischer der Stein- und Bronzezeit am Gewässer errichtet haben. Mehr als 110 Fundstätte­n gehören zum Welterbe der Unesco.

 ?? FOTO: FLORIAN HUBER/DPA ?? Ein Taucher versucht, den 4000 Jahre alten Einbaum freizulege­n. Forscher erhoffen sich von dem Fund neue Erkenntnis­se über das Leben am Bodensee in der Steinzeit und frühen Bronzezeit.
FOTO: FLORIAN HUBER/DPA Ein Taucher versucht, den 4000 Jahre alten Einbaum freizulege­n. Forscher erhoffen sich von dem Fund neue Erkenntnis­se über das Leben am Bodensee in der Steinzeit und frühen Bronzezeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany