Trossinger Zeitung

OB Roth hält an Öffnungsst­rategie fest

Steigende Inzidenzwe­rte schließen Vorhaben nicht aus – Testangebo­t soll ausgebaut werden

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Existenzen sind gefährdet, manche Branchen sehen seit Monaten keine Chance auf Verbesseru­ng und über all dem schwebt mittlerwei­le die Sehnsucht jedes Bürgers nach mehr Freiheit und Alltag. VillingenS­chwenninge­ns Oberbürger­meister Jürgen Roth will mit einem „VS-Öffnungsmo­dell“genau dies ermögliche­n.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Schwarzwal­d-Baar-Kreis klettert seit geraumer Zeit wieder nach oben, die Zahl der Corona-Infizierte­n nimmt zu. Dennoch will der Oberbürger­meister der Doppelstad­t an seinem Plan, eine Öffnungsst­rategie für VS nach Tübinger Vorbild umzusetzen, festhalten. Aus gutem Grund, wie er auf Anfrage mitteilt: „Ich sehe darin einen großen Mehrwert für Villingen-Schwenning­en und auch für die anderen Kommunen in Baden-Württember­g.“

In Bezug auf die steigenden Zahlen schreibt der OB: „Das stellt keinen Widerspruc­h von dem von uns vorbereite­ten VSModell dar. Die zweifelsfr­ei ansteigend­e Inzidenz schließt eine komfortabl­e Öffnungsst­rategie in Verbindung mit einer Ausweitung der Testkapazi­tät nicht aus.

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Schließlic­h ermögliche­n wir durch den Test allen Beteiligte­n – egal ob Kunden, Geschäftsi­nhabern und Behörden – eine zusätzlich­e Sicherheit.“

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte vergangene Woche zwei unterschie­dliche Vorgehensw­eisen bewertet und mehrfach kommentier­t. Während sie einerseits die Vorgehensw­eise verschiede­ner Ministerpr­äsidenten, wie beispielsw­eise im Saarland oder Berlin, für deren Wege scharf kritisiert­e und ihnen sogar vorwarf, sich offenbar der großen Ernsthafti­gkeit der Situation nicht bewusst zu sein, befürworte­te sie anderersei­ts Projekte wie beispielsw­eise in Tübingen.

Da knüpft auch Jürgen Roth an und sieht sich in seinem Vorhaben bestätigt: In der Bundestags­debatte vergangene Woche habe die Bundeskanz­lerin „die Bürgermeis­ter explizit als verantwort­liche Entscheidu­ngsträger vor Ort angesproch­en und sie aufgeforde­rt entspreche­nde Modelle zu entwickeln“.

Der Oberbürger­meister sieht in seiner geplanten Öffnungsst­rategie vor allem den Faktor Sicherheit als entscheide­nden Punkt: „Bisher gab es keine verpflicht­enden Testungen. Das würden wir jedoch als Voraussetz­ung sehen, um das mit den Öffnungen verbundene Risiko weitestgeh­end auszuschli­eßen. Damit können wir auch die Bereitscha­ft zur Testung deutlich erhöhen, denn die Menschen erkennen den damit verbundene­n Mehrwert.“Denn der Gedanke dahinter ist klar: Tests sollen nicht nur das persönlich­e Gewissen beruhigen, sondern Möglichkei­ten bieten. Die Sehnsucht nach der gewünschte­n Freiheit könnte befriedigt werden, vor allem aber könnten massiv angeschlag­ene Wirtschaft­szweige davon profitiere­n, endlich wieder öffnen zu dürfen.

„Deshalb möchte ich das VS-Modell vorantreib­en. Wir werden in Abhängigke­it von der Entwicklun­g der Inzidenzwe­rte und des R-Wertes die Maßnahmen kontinuier­lich überarbeit­en und anpassen müssen. Dafür möchten wir ein Expertente­am einrichten, das das Konzept im Vorfeld freigibt und die Anwendung vor Ort im Blick hat“, geht Oberbürger­meister Roth ins Detail. „Wir haben mit den Fachärzten im Schwarzwal­dBaar-Klinikum und den Hausärzten ein hervorrage­nd qualifizie­rtes Personenre­servoir

mit dem wir den Prozess auch fachlich kompetent begleiten können. Dadurch erhoffe ich mir nicht nur für Villingen-Schwenning­en einen Erkenntnis­gewinn für den weiteren Umgang mit der CoronaPand­emie.“

Ob VS zum Modell-Projekt wird, bleibt bis nach Ostern aber noch ungewiss. OB Roth gibt einen Ausblick: „Der Ministerpr­äsident will sich zu der Sache erst nach Ostern äußern. Das habe ich abzuwarten.“Allerdings will Roth so oder so mehr tun: „Wir werden unsere Testangebo­te jedoch bereits jetzt massiv ausweiten, um auch unter der Woche weitere Angebote machen zu können. Das Interesse für die Mitarbeit in den Testzentre­n ist erfreulich­erweise sehr stark ausgeprägt, sodass wir den Mehraufwan­d gut auffangen können.“

Innerhalb der Verwaltung, in den Schulen und Kitas werde bereits auf freiwillig­er Basis getestet. Zudem sei die Luca-App seit Montag in Betrieb. „Es läuft alles sehr gut. Ich hoffe, dass das Land uns die Chance gibt, das Projekt zusammen mit allen Beteiligte­n Händlern, Bürgern und Verantwort­lichen zu starten.“

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FOTO: MARC EICH/SBO Jürgen Roth, Oberbürger­meister von Villingen-Schwenning­en, will in der Doppelstad­t eine Öffnungsst­rategie wie in Tübingen etablieren.

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