OB Roth hält an Öffnungsstrategie fest
Steigende Inzidenzwerte schließen Vorhaben nicht aus – Testangebot soll ausgebaut werden
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Existenzen sind gefährdet, manche Branchen sehen seit Monaten keine Chance auf Verbesserung und über all dem schwebt mittlerweile die Sehnsucht jedes Bürgers nach mehr Freiheit und Alltag. VillingenSchwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth will mit einem „VS-Öffnungsmodell“genau dies ermöglichen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis klettert seit geraumer Zeit wieder nach oben, die Zahl der Corona-Infizierten nimmt zu. Dennoch will der Oberbürgermeister der Doppelstadt an seinem Plan, eine Öffnungsstrategie für VS nach Tübinger Vorbild umzusetzen, festhalten. Aus gutem Grund, wie er auf Anfrage mitteilt: „Ich sehe darin einen großen Mehrwert für Villingen-Schwenningen und auch für die anderen Kommunen in Baden-Württemberg.“
In Bezug auf die steigenden Zahlen schreibt der OB: „Das stellt keinen Widerspruch von dem von uns vorbereiteten VSModell dar. Die zweifelsfrei ansteigende Inzidenz schließt eine komfortable Öffnungsstrategie in Verbindung mit einer Ausweitung der Testkapazität nicht aus.
ANZEIGE
Schließlich ermöglichen wir durch den Test allen Beteiligten – egal ob Kunden, Geschäftsinhabern und Behörden – eine zusätzliche Sicherheit.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vergangene Woche zwei unterschiedliche Vorgehensweisen bewertet und mehrfach kommentiert. Während sie einerseits die Vorgehensweise verschiedener Ministerpräsidenten, wie beispielsweise im Saarland oder Berlin, für deren Wege scharf kritisierte und ihnen sogar vorwarf, sich offenbar der großen Ernsthaftigkeit der Situation nicht bewusst zu sein, befürwortete sie andererseits Projekte wie beispielsweise in Tübingen.
Da knüpft auch Jürgen Roth an und sieht sich in seinem Vorhaben bestätigt: In der Bundestagsdebatte vergangene Woche habe die Bundeskanzlerin „die Bürgermeister explizit als verantwortliche Entscheidungsträger vor Ort angesprochen und sie aufgefordert entsprechende Modelle zu entwickeln“.
Der Oberbürgermeister sieht in seiner geplanten Öffnungsstrategie vor allem den Faktor Sicherheit als entscheidenden Punkt: „Bisher gab es keine verpflichtenden Testungen. Das würden wir jedoch als Voraussetzung sehen, um das mit den Öffnungen verbundene Risiko weitestgehend auszuschließen. Damit können wir auch die Bereitschaft zur Testung deutlich erhöhen, denn die Menschen erkennen den damit verbundenen Mehrwert.“Denn der Gedanke dahinter ist klar: Tests sollen nicht nur das persönliche Gewissen beruhigen, sondern Möglichkeiten bieten. Die Sehnsucht nach der gewünschten Freiheit könnte befriedigt werden, vor allem aber könnten massiv angeschlagene Wirtschaftszweige davon profitieren, endlich wieder öffnen zu dürfen.
„Deshalb möchte ich das VS-Modell vorantreiben. Wir werden in Abhängigkeit von der Entwicklung der Inzidenzwerte und des R-Wertes die Maßnahmen kontinuierlich überarbeiten und anpassen müssen. Dafür möchten wir ein Expertenteam einrichten, das das Konzept im Vorfeld freigibt und die Anwendung vor Ort im Blick hat“, geht Oberbürgermeister Roth ins Detail. „Wir haben mit den Fachärzten im SchwarzwaldBaar-Klinikum und den Hausärzten ein hervorragend qualifiziertes Personenreservoir
mit dem wir den Prozess auch fachlich kompetent begleiten können. Dadurch erhoffe ich mir nicht nur für Villingen-Schwenningen einen Erkenntnisgewinn für den weiteren Umgang mit der CoronaPandemie.“
Ob VS zum Modell-Projekt wird, bleibt bis nach Ostern aber noch ungewiss. OB Roth gibt einen Ausblick: „Der Ministerpräsident will sich zu der Sache erst nach Ostern äußern. Das habe ich abzuwarten.“Allerdings will Roth so oder so mehr tun: „Wir werden unsere Testangebote jedoch bereits jetzt massiv ausweiten, um auch unter der Woche weitere Angebote machen zu können. Das Interesse für die Mitarbeit in den Testzentren ist erfreulicherweise sehr stark ausgeprägt, sodass wir den Mehraufwand gut auffangen können.“
Innerhalb der Verwaltung, in den Schulen und Kitas werde bereits auf freiwilliger Basis getestet. Zudem sei die Luca-App seit Montag in Betrieb. „Es läuft alles sehr gut. Ich hoffe, dass das Land uns die Chance gibt, das Projekt zusammen mit allen Beteiligten Händlern, Bürgern und Verantwortlichen zu starten.“