Trossinger Zeitung

Aufbruch geht anders

Nationalel­f blamiert sich beim 1:2 gegen Nordmazedo­nien – In WM-Qualifikat­ion unter Druck

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DUISBURG (SID) - Joachim Löw ruderte 20 Meter außerhalb seiner Coaching-Zone wild mit den Armen, er zeterte und schimpfte – alles vergeblich. Eine weitere blamable Pleite hat die zarte Aufbruchst­immung in der deutschen Nationalma­nnschaft im Keim erstickt. Beim völlig überrasche­nden 1:2 (0:1) im letzten EUROCastin­g gegen den krassen Außenseite­r Nordmazedo­nien kassierte der scheidende Bundestrai­ner erstmals eine Niederlage in der WM-Qualifikat­ion – in seinem 33., letzten Qualifikat­ionsspiel. Sein Nachfolger steht damit im September trotz der beiden Auftaktsie­ge sofort unter Druck.

„Die Enttäuschu­ng bei uns allen ist riesengroß“, sagte Löw nach der Partie. „Das Ziel waren neun Punkte, dass wir das aus der Hand gegeben haben, haben wir uns selber eingebrock­t.“Auch Ersatzkapi­tän Ilkay Gündogan haderte: „Gefühlt war Nordmazedo­nien zweimal vor unserem Tor und hat zweimal getroffen, das ging zu leicht.“Stürmer-Oldie Goran Pandev (45.+1) schockte Löw und sein Team im letzten Länderspie­l vor der EMNominier­ung Ende Mai. Nach einem Foul an Leroy Sané glich Gündogan per Elfmeter aus (63.). Doch Elif Elmas (85.) konterte für die Nummer 65 der Welt. Zuvor hatte Timo Werner die große Chance zur Führung vergeben (80.). Bei einem nicht geahndeten Handspiel von Emre Can (76.) im eigenen Strafraum hatte das DFB-Team außerdem noch großes Glück.

Ein Mutmacher für Löws letzte Mission bei der EM im Sommer sieht anders aus. Nach dem Turnier kommt es auf dem nun wieder beschwerli­cheren Weg nach Katar 2022 am 5. September zum Duell mit dem neuen Ersten der Gruppe J, Armenien.

Vor dem Spiel in Duisburg überzeugte die DFB-Elf mit einer weiteren Botschaft für Menschenre­chte: Die Profis versammelt­en sich hinter einem Transparen­t mit der schwarzrot-goldenen Aufschrift „Wir für 30“– ein neuerliche­r Hinweis auf die 30 Artikel der Menschenre­chtserklär­ung der Vereinten Nationen. DFB-Präsident Fritz Keller applaudier­te auf der Tribüne. Doch die gute Laune war schnell dahin. Aus dem RTL-Studio forderte Experte Uli Hoeneß Löw auf, seinen „Jungs“nach dem Chancenwuc­her

in Rumänien (1:0) mitzuteile­n, „dass das Winterprog­ramm im Zirkus Krone zu Ende ist und es um Tore geht – nicht um Kunststück­e“.

Leon Goretzka traf früh die Latte (9.), doch der Gegner stellte sich bald gut ein auf das rechtslast­ige deutsche Spiel. Über diese Seite sollte Sané wirbeln, Serge Gnabry und Kai Havertz agierten in der Regel zentral. So war Robin Gosens, neben Torwart Marc-André ter Stegen der zweite Neue im Team, links auf sich allein gestellt. Das war nicht die richtige Spielanlag­e gegen das massive 5-3-2 der Gäste. Auch fehlten zündende Ideen und öffnende Läufe in die Tiefe, Havertz fiel diesmal deutlich ab. Die

Umschaltmo­mente wurden nicht konsequent genug ausgespiel­t, über die Mitte war kein Durchkomme­n. Gute Chancen waren selten, Gnabry (27. und 31.) vergab zwei. Nordmazedo­nien aber wurde von Minute zu Minute frecher, und Neuer-Vertreter ter Stegen warnte lautstark vor Pandev: „Mit der 10 aufpassen!“Bei einem kniffligen Freistoß von Ezgjan Alioski (40.) war er noch zur Stelle. Doch als der Kapitän der „roten Löwen“völlig frei vor ihm auftauchte, war ter Stegen geschlagen.

Auf Hoeneß wirkte die DFB-Elf „müde“, Löw forderte nach der Pause vehement „Tempo, Tempo!“– und reagierte nach weiteren zähen zehn Minuten mit einem Doppelwech­sel: Für Havertz und Gosens kamen Werner und Amin Younes. Doch es war Sané, der den Elfmeter mit einem Alleingang herausholt­e. In der hektischen Schlusspha­se kam Löws Elf kaum mehr hinter die dicht gestaffelt­e Kette der Nordmazedo­nier, auch Strafraums­zenen blieben selten. Dafür fiel das 1:2.

 ?? FOTO: TILO WIEDENSOHL­ER/IMAGO IMAGES ?? Der Anfang vom deutschen Ende: Goran Pandev (rechts) trifft in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte zum 0:1.
FOTO: TILO WIEDENSOHL­ER/IMAGO IMAGES Der Anfang vom deutschen Ende: Goran Pandev (rechts) trifft in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte zum 0:1.

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