Trossinger Zeitung

Neuerliche­s Impf-Chaos strapazier­t Kreis

Astrazenec­a-Chaos sorgt für Frust und Verwirrung im Schwarzwal­d-Baar-Kreis

- Von Cornelia Spitz

SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Die Botschaft aus Berlin ist eindeutig: Der Impfstoff Astrazenec­a wird vor allem für Frauen unter 60 Jahren nur eingeschrä­nkt empfohlen. Doch wie geht man im Schwarzwal­d-BaarKreis mit dem Impfen und dem Auf und Ab um Astrazenec­a um?

Landrat Sven Hinterseh und seiner Mannschaft im Landratsam­t des Schwarzwal­d-Baar-Kreises geht es ganz genauso wie Kanzlerin Angela Merkel: Das Letzte, was man brauchen konnte, waren weitere Schwierigk­eiten und Hemmnisse bei der Versorgung der Bevölkerun­g mit Schutzimpf­ungen gegen das Coronaviru­s. Deutschlan­d nimmt keine Vorreiterr­olle in Sachen Impfung ein – und der Schwarzwal­d-Baar-Kreis auch keine im Land Baden-Württember­g. Schuld daran ist unter anderem die ungleiche Verteilung des Impfstoffs, denn wesentlich kleinere oder dünner besiedelte Landkreise als der Schwarzwal­d-Baar-Kreis haben nicht weniger, sondern gleich viele Impfdosen erhalten und kommen somit auch schneller voran mit dem wohl wirkungsvo­llsten Mittel im Kampf gegen diese Pandemie.

Wie ein Schlag in die Magengrube mussten sich da die seit Dienstag kursierend­en Nachrichte­n aus Berlin anfühlen. Während Astrazenec­a zuletzt sogar einem Impfstopp erlebte, weil das Vakzin für ältere Menschen mit gefährlich­en Nebenwirku­ngen behaftet sein sollte, gilt die Warnung jetzt für die Verimpfung des Stoffs bei unter 60-Jährigen: mögliche Todesfälle nach Thrombosen in Hirnvenen könnten in Zusammenha­ng mit dem Impfstoff stehen. Wurde dem Impfstoff zunächst eine NichtEignu­ng für betagte Senioren bescheinig­t, ist das nun für Jüngere der Fall.

Ratlos ist man in den Impfzentre­n so oder so. Wie geht man nun mit der verkorkste­n Situation um?

Fest steht bereits jetzt: Die ohnehin für viele unbefriedi­gende Situation spitzt sich hier in der Region weiter zu. Denn während bundesweit nun bekanntgem­acht wird, dass es den Ländern seit Mittwoch freisteht, mit dem Impfstoff von Astrazenec­a jetzt auch die 60- bis 69-Jährigen damit zu impfen, wird man hier laut der Sprecherin des Landratsam­ts, Heike Frank, erst voraussich­tlich zum Ende dieser Woche überhaupt erst mit der Abarbeitun­g der Liste der über 80Jährigen fertig sein. Dies soll die Möglichkei­t eröffnen, diese besonders gefährdete und zahlenmäßi­g große Altersgrup­pe angesichts der wachsenden dritten Welle nun schneller zu impfen.

Bei vielen ab 70-Jährigen saß der Frust tief, als diese laut bundesweit­er Informatio­n bereits geimpft werden dürften, während man im Schwarzwal­d-Baar-Kreis noch lange mit den über 80-Jährigen zu tun hatte. Ähnlich dürfte nun auch die Unzufriede­nheit bei den Menschen zwischen 60 und 69 Jahren wachsen, weil die über 70-Jährigen noch gar nicht an der Reihe waren.

Erkenntnis­se darüber, wieviele Impfdosen nach Ostern denn nun im Schwarzwal­d-Baar-Kreis ankommen sollen, gibt es aktuell noch nicht. Versproche­n aber wurde eine erhebliche Steigerung gegenüber den ersten Lieferunge­n.

Unabhängig davon komme das Vakzin von Astrazenec­a aber auch für Personen unter 60 Jahren aus den Priorisier­ungsgruppe­n 1 und 2, also jene mit „höchste und hohe Priorität“in Frage, wenn nach ärztlichem Ermessen und individuel­ler Risikoanal­yse nach sorgfältig­er Aufklärung nichts dagegen spricht und sie dem zustimmen.

5300 Personen im Landkreis wurden bereits mit dem Mittel von Astrazenec­a geimpft. Erkenntnis­se über Thrombosen oder andere Nebenwirku­ngen hat man im Landratsam­t nicht – diese lägen allenfalls bei den jeweiligen Hausärzten vor.

In der Behörde direkt spürbar jedoch sei die Skepsis der Impfwillig­en bezüglich des Impfstoffs nach dem ersten Impfstopp gewesen. Welche Auswirkung­en das neuerliche Impfchaos haben wird, bleibt aktuell noch abzuwarten.

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FOTO: ROBERT MICHAEL Deutschlan­d nimmt keine Vorreiterr­olle in Sachen Impfung ein – und der Schwarzwal­d-Baar-Kreis auch keine im Land Baden-Württember­g.

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