Skulpturenweg inspiriert über Monate Tausende Besucher
Ausstellung von Bildern der Objekte ist im Schaufenster des Kimmerl-Gebäudes zu sehen
SPAICHINGEN - Der knuffige Kerl, der schräg auf einer Weltkugel steht und in die Ferne schaut – den haben die Besucher der Freiluftausstellung zeitgenössischer Kunst auf dem Dreifaltigkeitsberg mit am meisten gemocht. Das zumindest legen die eingesandten Fotos nahe. Seit Donnerstag ist das Präsentationsfenster im früheren Kimmerl-Laden gegenüber der Stadtpfarrkirche mit ausgewählten Bildern bestückt.
Ein Jahr lang haben tausende Besucher den Skulpturenweg auf dem Berg hinter dem Kloster besucht, bei sonne und Schnee, Regen und Wind. Immer war jemand oben und hat sich an den 13 Kunstwerken gefreut, die zu „Zehn Jahre Stadtkunst, 20 Jahre Förderverein“im vergangenen Jahr dort von allen 13 Stadtkünstlern aufgestellt oder sogar extra geschaffen wurden. Der Stadtkunstverein hatte dazu aufgerufen, die schönsten Bilder einzuschicken und auch mitzumachen bei der Frage nach dem persönlichen Favoriten. 600 Rückmeldungen seien dabei eingetrudelt, sagt Karl-Ludwig Oehrle. Insgesamt schätze der Verein, dass mindesten 12000 Besucher den Skulpturenweg besucht haben. Ein Ehepaar aus Konstanz sei sogar drei Mal gekommen, durch die wechselnden Jahreszeiten war die Betrachtung jedes Mal anders.
Das Schaufenster bestückten Lena Grimm und Sylvia Reichle-Teufel am Mittwoch, mit im Team waren Heike Braun und Karin Pfriender sowie Charlie Oehrle.
Hunderte Fotos wurden gesichtet. Jeder Einsender, jede Einsenderin ist vertreten, dabei waren die Einsendungen ganz unterschiedlich, manche hatten zwei, drei Fotos geschickt, manche gaben einen Stick mit hundert Bildern ab. Die Bilder zeigen auch, wie sich die Ansicht von Natur und Kunst über die Monate veränderte und immer wieder neue Blickpunkte bot. Einsendungen kamen von Sonja Döring, Wolfgang Dreher, Kurt Glückler, Erwin Haisch,
Elke Merkt, Ingbert Merz, Ulrich Rack, Helmut Rotter, Brunhild Schwörer und Anke Weidner.
Wenn alles gut geht, veranstaltet der Verein am 30. April eine Vernissage um 17 Uhr, so Oehrle. „Aber wir planen wie alle derzeit ins Blaue.“In der übernächsten Woche werden die Gewinner der Kleinskulpturen ihrer Lieblingskunstwerke gezogen. Denn wer sich beteiligt hat, hat die Chance auf ein Original seines Favoriten, die zwölf von den 13 dank der Vermittlung des Kurators Jürgen Knubben gestiftet haben.
Dies so Oehrle zeige wieder einmal, wie wertschätzend die Künstler das Stadtkunstprojekt begleiteten. Zur Vernissage würden dann die Gewinner eingeladen. Ob sie, wenn jemand aus München oder Berlin gezogen sein werde, auch kommen können, ist eine andere Frage. Zumal die Coronabedingungen noch nicht klar seien, er gehe dann auch davon aus dass die meisten Stadtkünstler auch kommen würden.
Über diese lange Ausstellungszeit von einem Jahr sind immer wieder kleine Interaktionen mit den Besuchern zu beobachten, nicht nur beim Betrachten selbst. So hat jemand eine improvisierte Staffelei dazu gestellt, die von Oehrle immer wieder geflickt wurde. Oder seit Neuestem hat jemand kunstvolle, aus Blech gebogene Jesusfiguren beim Skulpturenweg angebracht. Ob der Kunstfertigkeit ist Oehrle erstaunt und erfreut. Er würde sich freuen, wenn sich diese Künstler melden würden.
„Wir haben so viel Zuspruch bekommen“, sagt Oehrle. Und dies, obwohl nur ein Bruchteil dessen, was geplant war, auch stattfinden konnte. Maximal zehn Führungen habe es geben können. Dabei sei so viel vorbereitet gewesen wie Führungen für ältere oder gehandicapte Menschen, für Schulen und andere Gruppen.
Besonders gefreut habe ihn auch, dass Spaichingen, die sonst nicht so für Gegenwartskunst schwärmten, die Ausstellung mit Toleranz und Zuspruch aufgenommen hätten. Nur zwei negative Meldungen habe es in der großen Fülle der positiven gegeben.
Auch wenn der schöne Schlusspunkt am 30. April doch Corona zum Opfer fallen sollte – vielleicht werde das Fest nachgeholt. In jedem Fall werde es – wohl 2023 – wieder einen Stadtkünstler geben.