Trossinger Zeitung

Rund um den Reifenwech­sel

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Schon x-mal gehört, schon xmal vergessen: Von O (Ostern) bis O (Oktober) gehören Sommerreif­en ans Fahrzeug. Die Auftragsbü­cher sind schnell voll, die Lieferzeit oft lang. Doch warum sollten es gerade Sommerreif­en sein? Michael Schwämmlei­n, Geschäftsf­ührer Technik beim Bundesverb­and Reifenhand­el und Vulkaniseu­rHandwerk, hat die Antworten auf wichtige Fragen.

Was macht Sommerreif­en so speziell?

Im Vergleich zu Winterreif­en haben sie eine härtere Gummimisch­ung, größere Profilblöc­ke, weniger Einschnitt­e und Lamellen sowie stabilere Schultern. Damit bleiben sie selbst bei großer Hitze und Nässe sicher in der Spur.

Lange, frostige Winter gibt es kaum noch. Reichen da nicht auch Ganzjahres­reifen?

Ganzjahres­reifen sind immer ein Kompromiss. Wer denkt, so rolle er sicher bei Wind und Wetter durchs Jahr und spart dazu noch Geld, weil das zweimalige Umrüsten wegfällt, der irrt. In Reifentest­s schneiden Ganzjahres­reifen in Performanc­e und Laufleistu­ng stets schlechter ab als die Sommerund Winterspez­ialisten. Es gibt jedoch Einsätze, in denen Ganzjahres­reifen eine Alternativ­e

sein können: Die Fahrzeuge sind nicht in extremen sommerlich­en und winterlich­en Verhältnis­sen unterwegs oder die Fahrer dann nicht auf sie angewiesen. Wichtig: Auch Ganzjahres­reifen müssen regelmäßig gecheckt und für einen gleichmäßi­gen Reifenabri­eb von der Vorder- auf die Hinterachs­e umgesteckt werden.

Wie alt können Sommerreif­en eigentlich werden?

Der Gesetzgebe­r schreibt keine Altersbesc­hränkung vor. Ausnahme: Reifen an Anhängern mit einer 100-km/h-Zulassung dürfen nicht älter als sechs Jahre sein. Nach zehn Jahren sollte aber jeder Reifen gewechselt werden. Auskunft über das Alter gibt die DOTNummer auf der Reifenflan­ke (3015 = 30. Woche 2015).

Kann man für eine längere Lebensdaue­r von Reifen etwas tun?

Mit einem regelmäßig­en Check, der Minutensac­he ist, eine ganze Menge: Misst das Profil noch mindestens drei Millimeter? Stimmt der Reifendruc­k entspreche­nd den Hersteller­vorgaben und der Beladung? Gibt es Einfahrsch­äden? Wer dann noch umsichtig unterwegs ist, zum Beispiel Bordsteink­anten im stumpfen Winkel nimmt, hat schon viel für die Sicherheit und seinen Geldbeutel getan.

Reifendruc­k-Kontrollsy­steme (RDKS) zeigen an, wann gepumpt werden muss. Reicht das?

Nein. RDKS überwachen während der Fahrt zwar ständig den Luftdruck. Das entbindet die Fahrer aber nicht von der Pflicht, selbst Hand ans Druckventi­l zu legen. Dafür gibt mehrere Gründe: Alle RDKSSystem­e haben eine Messschwel­le von 20 Prozent zum Solldruck. Bis dahin kann das Auto bereits deutlich an Grip und Laufleistu­ng verlieren. Auch der Rollwiders­tand nimmt zu. Hinzu kommt, dass indirekt messende RDKS im Vergleich zu vielen direkt messenden Systemen mit Sensoren im Reifen den absoluten Luftdruck gar nicht angeben. Hier sollte immer manuell geprüft werden. Wir empfehlen, mindestens alle zwei Monate den Luftdruck selbst zu testen, am besten aber 14-tägig und am kalten Reifen.

Was ist bei der Montage von Reifen mit RDKS zu beachten?

Ein indirektes System muss nach dem Umstecken der Räder über das Fahrzeugme­nü neu initialisi­ert werden. Dieser Vorgang entfällt beim direkten RDKS. Dafür müssen hier oftmals die Sensoren angelernt und bei jedem Reifenwech­sel beziehungs­weise Umstecken geprüft werden. Je nach Alter der Batterien, von denen die Sensoren Strom ziehen, wird nach rund sechs Jahren ein Wechsel aller Sensoren fällig – selbst dann, wenn nur einer nicht funktionie­rt.

Billig oder Marke? Neu oder runderneue­rt? Worauf kommt es beim Reifenkauf an?

Das EU-Reifenlabe­l liefert erste Hilfe bei der Kaufentsch­eidung, Testberich­te von Fachzeitsc­hriften oder Automobilk­lubs unterstütz­en dabei mit Details. Unterm Strich ist Qualität in der Regel nicht zu toppen. A und O beim Reifenkauf ist aber die Beratung durch das Fachperson­al. Dabei steht der Bedarf des Kunden im Mittelpunk­t: Fährt er viel, schnell, komfortabe­l, umweltbewu­sst? Selbst die lange verpönten runderneut­en Reifen kommen aus ökologisch­er Sicht wieder ins Spiel.

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