Mehr Baumgräber auf Schuras Friedhof
Wolfgang Schoch erinnert an 175-jähriges Jubiläum - Weiterer Baum wird gepflanzt
TROSSINGEN-SCHURA - Schuras Friedhof besteht inzwischen seit 175 Jahren. Grund genug für Ortsvorsteher Wolfgang Schoch, einen Blick auf dessen Geschichte zu werfen. Gleichzeitig hatte der Ortschaftsrat auch die Zukunft im Blick: Die Begräbnismöglichkeiten für Baumbestattungen werden erweitert.
Gegründet wurde der Friedhof 1846. Das erste Grabfeld entstand auf der ehemaligen Allmandwiese, wo Platz für 126 Bestattungen war. „Bis dahin galt der Satz: Schura gehört tot wie lebendig zu Trossingen“, erzählte Schoch. „Jetzt gehören wir nur noch lebendig zu Trossingen.“Nachdem das erste Grabfeld 1918 belegt war und stillgelegt wurde, wurden nach und nach weitere Abteilungen freigegeben.
Erstmals erweitert werden sollte der Friedhof 1942, doch der Plan wurde aufgrund des Zweiten Weltkriegs auf Eis gelegt. Erstmals sollte der Friedhof auch entwässert werden, da der Lehmboden stark durchnässt war. Dieser sorgt auch dafür, dass die Leichen im Erdboden nur sehr langsam verwesen. In Schura entdeckte man dies 1963, als das erste Grabfeld wiederbelegt werden sollte. Der Lehmboden macht dies aber unmöglich. 1969 wurden die Erweiterung und die Friedhofshalle eingeweiht.
Zwischen 2008 und 2012 wurden Rasengräber und Urnenwand eingeführt, ebenso Urnengemeinschaftsgräber, Teilrasengräber und Baumgräber. Die Suche nach Standorten für weitere Baumgräber wurde 2019 zurückgestellt. In der jüngsten Sitzung
des Ortschaftsrats fiel nun der Beschluss, einen weiteren Baum für Baumbestattungen zu pflanzen. Ursel Gula, Leiterin der Friedhofsverwaltung, schlug dafür eine Zierkirsche vor. Sie soll im nordwestlichen Teil des Friedhofs gepflanzt werden.
Derzeit sind noch acht von 16 Baumgräbern am Kastanienbaum und 11 von 32 Baumgräbern am Apfelbaum frei. „Baumgräber sind sehr gefragt“, stellte Gula fest. „Deshalb müssen wir vorausdenken und entsprechend planen.“Bei allen anderen Grabarten, sagte sie, würden die Kapazitäten sicherlich noch einige
Jahre reichen.
Umgestellt werden müssen die Container, da es Probleme mit Mäusen gibt. „Unser Friedhof ist der einzige, der einen Kammerjäger braucht“, kommentierte Schoch. Um die Container herum soll auch eine Hecke gepflanzt werden.
Wie Ursel Gula berichtete, wird die Friedhofsverwaltung eine neue Infotafel mit einem Plan des Friedhofs aufstellen. „In den kommenden Wochen wird auch ein neuer Sargwagen zur Verfügung gestellt“, sagte sie. Der bisherige habe „ein biblisches Alter.“
Wolfgang Schoch hatte im Archiv auch die Geschichte vom Leichenwagen in Schura herausgesucht: Bis 1962 hatte der Ort einen eigenen Leichenwagen, der von Pferden gezogen wurde. Landwirt Ernst Link erhielt in den 50er-Jahren den Auftrag als Leichenwagenführer. Nach seinem Tod fand sich kein anderer Landwirt, der noch über ein Pferdegespann verfügte, weshalb der Leichentransport per Pferdefuhrwerk eingestellt werden musste. Ab diesem Zeitpunkt übernahm das Institut Neipp neben Trossingen auch den Leichentransport per Auto in Schura.