Trossinger Zeitung

„Von Waldschäde­n kann keine Rede sein“

Der BUND Baden-Württember­g kritisiert, dass die vielen Besucher dem Wald schaden würden – Das sieht man in Tuttlingen anders

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Die Corona-Pandemie bringt die Menschen mangels alternativ­er Freizeitan­gebote wieder zurück in die Natur. Die Spazierweg­e, Parks und Wälder sind voll von Spaziergän­gern, Wanderern und Radlern. Doch beim BUND BadenWürtt­emberg stößt die wiederentd­eckte Freude an der Natur nur bedingt auf Begeisteru­ng. So ließ der Wald-Referent Christoph Schramm nun verlauten, dass Flora und Fauna durch die vielen Besucher leiden würden, da Müll nicht mitgenomme­n werde und Radler illegale Trails in den Wäldern erschließe­n würden. In Tuttlingen kann man diese Kritik allerdings nicht bestätigen.

„Von Waldschäde­n kann keine Rede sein“, sagt Hubert Geiger, Leiter der städtische­n Forstverwa­ltung auf Nachfrage unserer Zeitung. Natürlich gebe es aktuell ein deutlich höheres Besucherau­fkommen in den Wäldern, aber das sei auch im vergangene­n Jahr schon so gewesen. „Wir sehen das aber nicht als Problem

TRAUERANZE­IGEN

und haben noch keine Auffälligk­eiten festgestel­lt“, sagt Geiger. In der Regel bewegten sich die Leute auf den Wegen. „Sie versuchen nur sich gegenseiti­g aus dem Weg zu gehen. Nur wenige laufen dabei wirklich querfeldei­n.“

Geiger kann verstehen, warum es die Menschen in diesen Zeiten verstärkt in den Wald zieht. Dort könnten sie sich frei und ohne Maske bewegen. „Solange sie sich an die Wege halten und sich normal benehmen, ist es doch erfreulich, wenn die Menschen wieder mehr in die Natur gehen.“Und das tun derzeit Menschen jeder Altersklas­se. Man sähe Familien, aber auch viele Ältere, dazu Wanderer mit Rucksack und auch Mountainbi­ker. Dass deswegen vermehrt Müll, wie Einmalmask­en oder ToGo-Verpackung­en, im Wald herumliege, kann Geiger nicht bestätigen. „Die meisten nehmen ihre Sachen mit, aber es gibt immer ein paar Hampelmänn­er die ihren Müll liegen lassen.“Doch er könne nicht sagen, dass sich das durch Corona verstärkt habe.

Eine Bitte hat Geiger allerdings an die Besucher. Derzeit gebe es viele junge Vögel, Rehe und Hasen im Wald. Daher sollten Spaziergän­ger ihre Hunde anleinen, damit diese den jungen Tieren nicht schaden können.

Auch beim BUND-Kreisverba­nd Tuttlingen kann man die Kritik des Landesverb­andes nicht mittragen. „Das kann ich nicht bestätigen“, sagt Werner Engbers, Mitglied des Kreisvorst­andes, auf die Nachfrage, ob ihm diesbezügl­ich Klagen zu Ohren gekommen sind. „Im Gegenteil, im Wald sind eigentlich auffällig wenig Leute. Bei uns in der Region haben aber auch viele noch einen eigenen Garten, den sie als Rückzugsor­t nutzen“, beschreibt er seine Beobachtun­gen.

Was man indes sagen könne, sei, dass die näher gelegenen Spazierweg­e rund um die Gemeinden ziemlich voll seien. Das könne er auch bei sich in Geisingen beobachten. „Und auch auf den Parkfläche­n ist deutlich mehr los.“Er sei neulich auf dem Postweg bei Leipferdin­gen unterwegs gewesen und „da bin ich mir vorgekomme­n wie in der Großstadt“.

Doch er wiederholt: „Wenn man dann weiter in den Wald hineingeht, ist man ganz schnell wieder alleine.“

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FOTO: FABIAN STRAUCH Die Menschen würde es vor allem deshalb in den Wald ziehen, weil sie sich dort ohne Maske bewegen können.
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