Trossinger Zeitung

Es geht nicht um Privilegie­n

- Von Kara Ballarin

Der Anfang ist gemacht: Wer vollständi­g geimpft ist, muss ab Montag in Baden-Württember­g nicht mehr in Quarantäne, wenn er aus dem Ausland einreist oder Kontakt zu einer infizierte­n Person hatte. Das ist nur die erste Kostprobe von Freiheiten, auf die sich Geimpfte freuen dürfen. Unfaire Privilegie­n für wenige? Ganz im Gegenteil.

Natürlich schlägt der Gerechtigk­eitssensor zunächst Alarm, wenn Geimpfte Privilegie­n bekommen sollen. Schwer zu ertragen sind solche Aussichten gerade für all jene, die sich ohne mit der Wimper zu zucken gerne auch mit dem Serum von Astrazenec­a impfen würden – wenn sie dürften und könnten. Der Impfstoff ist aber weiter knapp. Jüngere Bürger ohne Vorerkrank­ungen müssen sich weiter gedulden.

Hier liegt aber bereits der erste Denkfehler: Wer vollständi­g geimpft ist, bekommt keine Privilegie­n. Er oder sie bekommt zunächst einige wenige Freiheiten zurück, die der Staat – aus gutem Grund wohlgemerk­t – zum Schutz der Bevölkerun­g eingeschrä­nkt hat. Der Prozess ist fließend: Mehr und mehr Menschen werden geimpft sein. Bayern spricht bereits davon, noch im Mai auf sämtliche Priorisier­ungen bei der Impfreihen­folge zu verzichten.

Was also ist die Alternativ­e? Eine kollektive Rückkehr zum normalen Leben, wenn alle geimpft sind? Gerade das wäre unsolidari­sch, rechtlich wohl kaum zu halten und schlicht unmöglich. Denn es gibt Menschen, die etwa wegen Erkrankung­en gar nicht geimpft werden können. Ein großer Teil der Bevölkerun­g hat auf absehbare Zeit zudem noch gar keinen Zugang zu Impfstoffe­n: Kinder. Die Studien zur Verträglic­hkeit der Impfstoffe für die Kleinen läuft erst.

Wichtig bei allen Öffnungsde­batten ist es daher, an eben diese Bevölkerun­gsgruppen zu denken. Auch für sie muss es Strategien geben, dass sie wieder an einem normaleren Leben teilnehmen können – etwa zur Kita und zur Schule gehen können. Eine konsequent­e Testpflich­t in Kombinatio­n mit besonders schützende­n Mund-Nase-Masken kann allen mehr Freiheiten bringen.

k.ballarin@schwaebisc­he.de

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