Trossinger Zeitung

Forschung mit der Unterhose

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Nie war Wissenscha­ft so wertvoll wie heute. Trotz des menschlich­en Hangs zu Aberglaube und virologisc­her Gefahrenun­terschätzu­ng, stellt doch die Wissenscha­ft letzten Endes den einzigen Pfeiler der Sicherheit in diesen unsicheren Zeiten dar. Und es ist schön zu hören, dass sich Forscher von der staatliche­n Forschungs­stelle Agroscope in der schönen Schweiz nicht scheuen, auch unkonventi­onelle Mittel der Analytik einzusetze­n. Konkret: Baumwollun­terhosen.

Diese alltäglich­e Intimbekle­idung wird in der Eidgenosse­nschaft gerade eifrig von Bauern und Gärtnern in der Erde vergraben. Nicht etwa bei Vollmond oder Mitternach­t, um durch dieses Ritual den lästigen Haarausfal­l zu stoppen oder um unangenehm­e Warzen loszuwerde­n. Die Beerdigung der Unterhose dient dem Zweck der Bodenanaly­se. Die Wissenscha­ftler glauben, dass sich die Qualität des Bodens am Höschen ablesen lässt. Je löchriger der Schlüpfer nach einem Monat ist, umso gesünder und gehaltvoll­er die Erde, aus der er exhumiert wurde.

Warum ausgerechn­et Unterhosen und nicht Büstenhalt­er eingebudde­lt werden, verrät die Nachricht leider nicht. Wahrschein­lich geht es darum, die darbende Textilindu­strie zu unterstütz­en. Denn wenn sich neben dem naheliegen­den Anziehen der Unterhose auch das Vergraben der selbigen durchsetzt, bedeutet das natürlich einen gesteigert­en Umsatz. Das Projekt trägt übrigens den schönen Namen „Beweisstüc­k Unterhose“. Womit subtil darauf hingewiese­n wäre, dass evidenzbas­ierte Wissenscha­ft noch nie so wertvoll war wie heute. (nyf)

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: NICOLAS ZONVI//AGROSCOPE/DPA Ein Monat danach: eine löchrige Unterhose.

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