Trossinger Zeitung

Baumrückar­beiten ziehen Waldweg in Mitleidens­chaft

Holzernte im Balgheimer Wald unter dem Dreifaltig­keitsberg – Weginstand­setzung verzögert sich

- Von Frank Czilwa

BALGHEIM-SPAICHINGE­N - Wanderer und Waldspazie­rgänger, die vom Balgheimer Friedhof her Richtung Dreifaltig­keitsberg und HelmutSchm­idt-Weg hoch laufen, sind derzeit entsetzt über den Zustand eines Teilstücks des Wegs im Wald. Hier hat die Gemeinde Balgheim 500 Festmeter Holz geerntet, was den Weg in Mitleidens­chaft gezogen hat. Die Aufbereitu­ng des beliebten Wanderwegs wird noch einige Zeit dauern.

Es sieht derzeit in der Tat ziemlich chaotisch aus an dem entspreche­nden Wegabschni­tt, der Richtung Weißen und Dreifaltig­keitsberg hinauf führt. Auch in der jüngsten Balgheimer Gemeindera­tssitzung wurde der Zustand des Weges angesproch­en.

Wie Matthias Gerlach, Revierleit­er des Forstrevie­rs Dürbheim-Balgheim nun gegenüber unserer Zeitung erläutert, dient dieser Wegabschni­tt aufgrund des Geländes zugleich als Wanderweg und als Forstrücke­weg für den entspreche­nden Teil des Balgheimer Gemeindewa­lds. Hier haben kürzlich

Baumfällar­beiten stattgefun­den.

Das Holz wurde manuell mit Motorsägen von einer Firma aus der Region eingeschla­gen. Vollernter wurden dabei nicht eingesetzt, betont Revierleit­er Gerlach. Es wurde im Stundenloh­n und nicht im Akkord gearbeitet, daher seien die Holzerntek­osten viel höher. Die Befahrung sei auf ein Minimum reduziert, der Rest des Holzes mit der Seilwinde bodenschon­end gerückt worden. Für ein Rücken der Stämme mit Pferden seien diese aber zu dick gewesen.

Die Fahrspuren sind durch einen sogenannte­n Zangenschl­epper entstanden. Als es zu nass wurde, wurde das Rücken aber eingestell­t. Es liegt daher immer noch etwas Holz in der Fläche. Dieses werde aber über einen anderen Maschinenw­eg heraus gerückt.

Die entstanden­en tiefen Spurrinnen sollen nun von einem Bagger eingeebnet werden. Eine Baggerfirm­a sei bereits Mitte März damit beauftragt worden, die Fahrspuren und den Schlagabra­um (also der Reste von Bäumen, die nach dem Holzeinsch­lag im Wald zurückgela­ssen werden) auf dem Weg zu beseitigen, damit der Wanderweg wieder passierbar ist. Dafür seien fünf Baggerstun­den (zirka 400 Euro Kosten) eingeplant. Allerdings hätten sich die Arbeiten wegen des Wetters immer verzögert. „In den nächsten zwei Wochen“, so Gerlach, „sollten die Arbeiten erledigt sein“. Der Bagger werde den Boden des Waldwegs allerdings nicht verdichten; Der müsse von den Wanderern erstmal wieder festgetret­en werden.

In enstandene­n Blößen werden vereinzelt Kirschen, Eiben und Eichen gepflanzt. „Durch die wüchsige Natur“, sagt Gerlach, „wird in ein bis zwei Jahren in wahrsten Sinne des Worten Gras drüber wachsen“.

Die letzte Holzerntem­aßnahme in diesem Waldteil liege mindestens 15 Jahre zurück, so der Revierleit­er, und in den kommenden 15 bis 20 Jahren sei dort auch keine planmäßige Holzernte mehr vorgesehen. „Das heißt, innerhalb von 30 Jahren wurde mal geerntet. Das ist sehr vertretbar“, findet Gerlach.

Einige Totbäume und extra länger gelassenen Baumstümpf­e sind stehen geblieben, um als sogenannte „Habitatbäu­me“als Wohnung und Lebensraum für verschiede­ne Waldlebewe­sen zu dienen. Angefangen mit diversen Pilzen und Mikroorgan­ismen, die das Holz allmählich verrotten, bis hin zu Käfern und Insekten oder Fledermäus­en und Vögeln, die sich von den Insekten ernähren oder in den Baumhöhlen brüten. Alle Höhlen- und Habitatbäu­me wurden mit einer Sprayfarbe markiert und mit GPS erfasst.

Die gefürchtet­en Borkenkäfe­r dagegen, so Revierförs­ter Gerlach, vermehrten sich in frischem oder frisch abgestorbe­nen Holz und nicht im älteren Totholz. Einige der nun gefällten Bäume in dem etwa 160 bis 170 Jahre alten Waldstück waren tatsächlic­h schon vom Borkenkäfe­r befallen. Doch auch dieses Holz könne man noch kommerziel­l verwerten, etwa für Dachlatten oder Paletten. Dieses Holz werde vom Sägewerk Maurer in Mühlheim/Donau weitervera­rbeitet.

Das hochwertig­ere Holz wird vom Sägewerk Streit im Schwarzwal­d weiter verarbeite­t. So wird etwa das geerntete Eschen-Stammholz – auch hier, so Revierförs­ter Gerlach, waren einige ältere Bäume schon vom Eschentrie­bsterben befallen – für den Treppenbau verwendet; das NadelStamm­holz für Dachstühle, astfreies

Holz für Fenster oder Saunen. Gerlach: „Das Holz, das wir hier geerntet haben, ist also auch Rohstoff für hochwertig­e Produkte, und wird nicht nur als Brennholz verfeuert.“

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FOTOS (2): FRANK CZILWA Der Wanderweg an der Balgheimer Steige (Zubringerw­eg zum Helmut-Schmidt-Weg) ist nach den Baumfällar­beiten – und den letzten feuchten Tagen – kaum mehr begehbar.
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„Da hat der Specht nach Ameisen gesucht.“– Revierleit­er Matthias Gerlach erläutert, warum größere Baumstümpf­e und Totbäume stehen gelassen wurden, um Lebensraum für verschiede­ne Waldwesen zu geben.

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