Druck auf Söder und Laschet wächst
Machtkampf in der Union schwelt weiter – Imageschaden für beide Kandidaten befürchtet
BERLIN/MÜNCHEN - Der Poker um die Kanzlerkandidatur der Union zwischen den Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, setzt sich fort. Nach den Auftritten der Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern am Vortag in der Unionsfraktion im Bundestag gab es am Mittwoch öffentlich kaum Bewegung im Machtkampf. Jedoch forderte Silvia Breher, die stellvertretende CDU-Vorsitzende, in der ARD eine
Entscheidung noch in dieser Woche. „Das muss das Ziel sein“, sagte sie. „In der jetzigen Zeit, wo sich wirklich jeder eigentlich eher um andere Dinge Sorgen macht, darf sich das nicht lange hinziehen.“
Auch Abgeordnete aus der Region appellierten – unabhängig von ihrer jeweiligen Präferenz – an die beiden Bewerber, sich möglichst rasch zu einigen. „Wir haben schließlich wichtigere Herausforderungen für unser Land als die K-Frage“, sagte Roderich Kiesewetter aus Aalen, der sich pro Laschet positioniert hat. Auch die Söder-Befürworterin Ronja
Kemmer aus Ulm setzt auf eine einvernehmliche Lösung, um mit einem „starken Team“in die Bundestagswahl gehen zu können.
CSU-Chef Söder selbst bezeichnete den Ausgang des Machtkampfs in einer Sitzung der Landtagsfraktion in München nach Angaben aus Teilnehmerkreisen als „völlig offen“. Es werde ein gutes Ergebnis geben, sagte der 54-Jährige. Man müsse den Menschen am Ende erklären können, warum so oder so entschieden worden sei. Seinen Rivalen Laschet nannte Bayerns Regierungschef einen hoch veritablen Ministerpräsidenten, den er sehr schätze. Söder fügte hinzu, keiner dürfe beschädigt werden.
Exakt dies sehen die meisten Beobachter und Experten jedoch anders. Wolfgang Weidenfeld, Professor für Politikwissenschaft an der Münchner Ludwig-MaximiliansUniversität, sagte am Mittwoch der „Schwäbischen Zeitung“: „Heute kann man nur sagen, dass ohne Schaden niemand da rauskommt, egal wie man sich verständigt.“Der Vorgang sei mittlerweile „so weit in die Sackgasse hineingetrieben, dass es schwerfällt, etwas Konstruktives abzuleiten“.