Trossinger Zeitung

Druck auf Söder und Laschet wächst

Machtkampf in der Union schwelt weiter – Imageschad­en für beide Kandidaten befürchtet

- Von Claudia Kling, Ralf Müller und unseren Agenturen

BERLIN/MÜNCHEN - Der Poker um die Kanzlerkan­didatur der Union zwischen den Parteivors­itzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, setzt sich fort. Nach den Auftritten der Ministerpr­äsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern am Vortag in der Unionsfrak­tion im Bundestag gab es am Mittwoch öffentlich kaum Bewegung im Machtkampf. Jedoch forderte Silvia Breher, die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e, in der ARD eine

Entscheidu­ng noch in dieser Woche. „Das muss das Ziel sein“, sagte sie. „In der jetzigen Zeit, wo sich wirklich jeder eigentlich eher um andere Dinge Sorgen macht, darf sich das nicht lange hinziehen.“

Auch Abgeordnet­e aus der Region appelliert­en – unabhängig von ihrer jeweiligen Präferenz – an die beiden Bewerber, sich möglichst rasch zu einigen. „Wir haben schließlic­h wichtigere Herausford­erungen für unser Land als die K-Frage“, sagte Roderich Kiesewette­r aus Aalen, der sich pro Laschet positionie­rt hat. Auch die Söder-Befürworte­rin Ronja

Kemmer aus Ulm setzt auf eine einvernehm­liche Lösung, um mit einem „starken Team“in die Bundestags­wahl gehen zu können.

CSU-Chef Söder selbst bezeichnet­e den Ausgang des Machtkampf­s in einer Sitzung der Landtagsfr­aktion in München nach Angaben aus Teilnehmer­kreisen als „völlig offen“. Es werde ein gutes Ergebnis geben, sagte der 54-Jährige. Man müsse den Menschen am Ende erklären können, warum so oder so entschiede­n worden sei. Seinen Rivalen Laschet nannte Bayerns Regierungs­chef einen hoch veritablen Ministerpr­äsidenten, den er sehr schätze. Söder fügte hinzu, keiner dürfe beschädigt werden.

Exakt dies sehen die meisten Beobachter und Experten jedoch anders. Wolfgang Weidenfeld, Professor für Politikwis­senschaft an der Münchner Ludwig-Maximilian­sUniversit­ät, sagte am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Heute kann man nur sagen, dass ohne Schaden niemand da rauskommt, egal wie man sich verständig­t.“Der Vorgang sei mittlerwei­le „so weit in die Sackgasse hineingetr­ieben, dass es schwerfäll­t, etwas Konstrukti­ves abzuleiten“.

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