Trossinger Zeitung

Bloß nicht antippen!

Seit Ostern gibt es vermehrt Meldungen wegen betrügeris­cher SMS

- Von Anke Kumbier

RAVENSBURG - Seit einer guten Woche häufen sich die Meldungen über betrügeris­che SMS. Betroffene erhalten dabei meist eine Nachricht mit dem Hinweis, dass ein Paket unterwegs sei und einem Link zum Anklicken. Darauf sollten die Empfänger jedoch auf keinen Fall tippen. Denn mit dem Anklicken des Links könnte eine Schadsoftw­are auf dem Handy installier­t werden. Betrüger verfolgen damit das Ziel, an sensible Daten zu gelangen und beispielsw­eise mit dem Verschicke­n teurer SMS Geld zu machen. Die Kosten für den Versand fließen an die Kriminelle­n.

„Als ich nach Ostern an meinen Arbeitspla­tz zurückkam, bin ich von einem „Anfragen-Tsunami“überrascht worden“, sagt Erich Nolte, Wirtschaft­sjurist und Rechtsbera­ter der Verbrauche­rzentrale in BadenWürtt­emberg. Allein an einem Vormittag hätten sich zwischen 40 oder 50 Menschen bei ihm gemeldet, um sich über diese Masche zu beschweren. Und nach wie vor würden Anfragen eintrudeln. Auch bei der Verbrauche­rzentrale in Bayern habe es vermehrt Anfragen gegeben, berichtet Simone Bueb, Referentin für Verbrauche­rrecht.

Ganz neu ist das Phänomen nicht. Dem Bayerische­n Landeskrim­inalamt (LKA) ist diese Vorgehensw­eise seit Anfang des Jahres bekannt. Das baden-württember­gische Pendant berichtet, dass am 14. Dezember 2020 die erste Anzeige eingegange­n sei. Inzwischen belaufe sich die Zahl auf 1200. „Ein großer Anteil der Geschädigt­en hatte jedoch lediglich SMS erhalten, ohne dem Link gefolgt zu sein“, heißt es aus dem LKA. Ein Sprecher weist darauf hin, dass der Absender zwar häufig ein vermeintli­cher Paketdiens­t war, aber nicht immer.

Erich Nolte berichtet von einem Fall, den er gerade bearbeitet. Ein Mann hatte versucht, den Link zu öffnen. Ohne dessen Wissen seien daraufhin unter seiner Telefonnum­mer sehr teure SMS verschickt worden. „Innerhalb eines Tages kam eine Rechnung von 1750 Euro zusammen“, sagt Nolte.

Das Muster ist nicht neu. Sogenannte Phishingma­ils sind seit langem bekannt. Doch dass Betrüger SMS verwenden, kommt eher selten vor, dann ist von Smishing die Rede. Besonders perfide: Gerade in Coronazeit­en läuft vieles über das Internet ab, der Onlinehand­el boomt, viel mehr Pakete als vor Corona sind unterwegs.

Doch die Schadsoftw­are kann nicht nur teure SMS verschicke­n, sondern möglicherw­eise auch auf die Kontakte und andere sensible

Daten des Smartphone-Nutzers zugreifen. Seit Kurzen weiß das badenwürtt­embergisch­e LKA von SMS, in denen Betroffene mit Name angesproch­en werden. Mit hoher Wahrschein­lichkeit stammen diese Daten von Smartphone­s, die bereits von der Schadsoftw­are befallen waren. Diese hat dann zum Beispiel die im Telefon gespeicher­ten Kontakte ausgelesen und an Dritte verschickt.

Laut Erich Nolte könnten die Betrüger auch anders an Nummern kommen – etwa, wenn Hacker sensible Daten aus Datenbanke­n von Unternehme­n stehlen. Ob die Welle an Betrugsfäl­len in Zusammenha­ng mit den Facebook-Nutzerdate­n steht, die an Ostern im Netz aufgetauch­t sind, ist aber nicht geklärt.

Noch muss Nolte die Unterlagen des Mannes, der sich an ihn gewandt hat, prüfen. Immer wieder könne er verhindern, dass Betroffene zahlen müssen. Im beschriebe­nen Fall vermutlich auch deshalb, weil der Mann Anzeige bei der Polizei erstattet, diese sein Handy untersucht und dabei die Schadsoftw­are entdeckt hat. Damit steht fest, dass er Opfer eines Betrugs geworden ist und die SMS nicht wissentlic­h verschickt hat.

Die einzig Chance solchen Kriminelle­n das Handwerk zu legen, sieht Nolte in Prävention. „Die Leute müssen wissen, was es bedeutet, ein Smartphone zu bedienen.“Er rät dazu, immer zu überlegen, welches Verhalten eine Mail oder eine solche SMS nahelegt und ob es überhaupt sinnvoll ist, genau das auch zu tun.

 ?? FOTO: WOLF VON DEWITZ/DPA ?? Der Text der Abzocker-SMS lautet immer wieder anders. Die Links tragen meist dubiose Namen.
FOTO: WOLF VON DEWITZ/DPA Der Text der Abzocker-SMS lautet immer wieder anders. Die Links tragen meist dubiose Namen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany