Trossinger Zeitung

Acker und Wald statt Sparkonto

Bodenständ­ige Anlagen sind gefragt - Aber nicht alles was grün ist, ist auch nachhaltig

- Von Florian Junker

MÜNCHEN - „Das Land ist das einzige, wofür es sich zu arbeiten lohnt, zu kämpfen und zu sterben“, ist wohl eines der berühmtest­en Filmzitate aus dem Klassiker „Vom Winde verweht“. Der ewige Wert von Ackerland und Wald ist auch in Zeiten von niedrigen Zinsen und steigenden Inflations­erwartunge­n als Investment gefragt. Die Preise von landwirtsc­haftlichen Flächen sind in den vergangene­n Jahrzehnte­n stark gestiegen. Wechselte etwa in Deutschlan­d der Hektar Acker im Jahr 2000 noch für rund 9000 Euro im Schnitt den Besitzer, zahlten Bauern 2019 laut Bundesamt für Statistik bereits über 26 000 Euro für die gleiche Fläche. Begehrte Äcker etwa im Umland von großen Städten können aber schnell auch mal das Zehnfache kosten. Ist ein Investment in Scholle oder Forst also die bodenständ­ige Alternativ­e zu kaum mehr rentablen Sparproduk­ten oder schwankend­en Aktien?

„Landwirtsc­haftliche Nutzfläche­n sind in der Regel ein langfristi­ges Anlageziel, mit dem zuletzt sehr gute Wertentwic­klungen erzielt werden konnten“, sagt Stephan Witt, Kapitalmar­ktstratege bei der Finum Finance AG in Berlin. Denn nicht nur der mögliche Verkaufspr­eis spielt eine Rolle, es können auch laufende Renditen durch die Verpachtun­g erzielt werden. Allerdings kommt es hier ganz entscheide­nd auf die Bodenquali­tät oder den Baumbestan­d an und nicht zuletzt auf die Lage. Der Markt für landwirtsc­haftliche Flächen in gefragten Regionen, mit perfekt gepflegter Forstwirts­chaft oder für alles geeignete fruchtbare Böden ist jedoch extrem eng. Kaufgelege­nheiten gibt es in Deutschlan­d eigentlich nur mit Insiderinf­ormationen und bei Angeboten in der Ferne bestehen einige Risiken.

Außerhalb des Euroraums können Währungssc­hwankungen und Inflation erhoffte Erträge schnell verpuffen lassen. „Bei Direktinve­stments befinden sich die vermeintli­ch renditeträ­chtigsten Anlageobje­kte in Südund Mittelamer­ika, Asien oder Osteuropa“, sagt Andreas Görler, Finanzfach­mann

von der Wellinvest­Pruschke & Kalm GmbH aus Berlin. Investoren können sich in der Regel außerdem kaum davon überzeugen, dass ihr Geld tatsächlic­h vertragsge­mäß verwendet wird. Zudem müssen die Tücken und Lücken bei der Durchsetzu­ng von Rechtsansp­rüchen im Ausland beachtet werden.

Wer durch ein solches Investment zum Klima- oder Naturschut­z beitragen möchte, muss genau hinsehen. „Grundsätzl­ich entwickeln sich Investment­s, die das Thema Nachhaltig­keit miteinbezi­ehen, heutzutage oft besser als Produkte ohne diesen Auswahlfil­ter“, sagt Finum-Experte Witt. Es macht also unter Renditeges­ichtspunkt­en Sinn, Themen wie grüne Energien und Biolebensm­ittel bei der Geldanlage zu beachten. Wem es allerdings hauptsächl­ich um ein gutes grünes Gewissen geht, muss sehr genau überprüfen, was versproche­n und ob es tatsächlic­h eingehalte­n wird. Und nur weil in landwirtsc­haftliche

Flächen investiert wird, ist das nicht automatisc­h eine gute Sache. Am Ende muss jeder selbst entscheide­n, ob eine zertifizie­rte Eukalyptus­baumMonoku­ltur in Paraguay oder ein stark gedüngtes Maisfeld zur Biospritpr­oduktion den eigenen Vorstellun­gen von Nachhaltig­keit entspreche­n.

Was Anleger beim Kauf von Wald beachten sollten:

Klimawande­l: Wer Ackerland oder Wald kauft, investiert in der Regel für Jahrzehnte. In dieser Zeit können klimatisch­e Veränderun­gen dazu führen, dass fruchtbare Böden veröden oder ganze Wälder zum Beispiel Hitzeperio­den nicht überstehen.

Investoren kaufen Boden oder Forstfläch­en in der Regel nicht, um selbst zu pflügen oder Holz zu schlagen. Deswegen ist es wichtig, vor einem Kauf die Verpachtun­gsmöglichk­eiten auszuloten. Stimmt hier die Nachfrage, steigt in der Regel auch der Wiederverk­aufswert.

Pachtnachf­rage: Politik:

Gerade Ackerfläch­en, die die Bevölkerun­g mit Nahrung versorgen, haben auch eine politische Dimension. Preisdecke­lungen oder selbst großflächi­ge Enteignung­en gegen vergleichs­weise geringe Entschädig­ung könnten bei einer explodiere­nden Wertentwic­klung zum Thema werden.

Schädlinge:

Ein über Jahrzehnte gewachsene­r Baumbestan­d kann innerhalb kürzester Zeit zum Opfer von eingewande­rten Insekten werden. Der Klimawande­l kann hier noch viele Überraschu­ngen bringen, etwa auch neue Pilzerkran­kungen, die bei höheren Temperatur­en um sich greifen.

Altlasten:

Gerade beim Kauf von Flächen ohne genaue Ortskenntn­is, kann der Boden manchmal teure Überraschu­ngen enthalten. Muss zum Beispiel Erde ausgetausc­ht und entsorgt werden, kann das viel Geld kosten, das sich nicht in allen Fällen vom Verkäufer eintreiben lässt.

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FOTO: UWE ZUCCHI/DPA Knorrige, alte Eiche im Urwald Sababurg bei Kassel: Trotz teilweise bescheiden­er Renditen wächst der Wunsch nach einem eigenen Stück Wald. Makler berichten von steigender Nachfrage.

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