Trossinger Zeitung

Eine Flucht hat viele Gründe und Folgen

„Internatio­nale Migrations­politik“für Einsteiger und Fortgeschr­ittene

- Von Katja Waizenegge­r

Es ist noch gar nicht so lange her, dass es kein anderes Thema als Flucht und Migration zu geben schien. Mittlerwei­le dominieren andere Herausford­erungen die Schlagzeil­en, aber auch in der Pandemie wurde immer wieder deutlich, wie viele Lebensbere­iche mit Migration zusammenhä­ngen – seien es der Gesundheit­ssektor oder die Erntehelfe­r, die Heimatüber­weisungen von Migranten oder das Risiko einer Corona-Infektion in Lagern und Unterkünft­en von Geflüchtet­en.

Vor diesem Hintergrun­d ist das Buch „Internatio­nale Migrations­politik“aktuell, auch wenn das Thema aus den Schlagzeil­en verdrängt wurde. Uwe Hunger, Professor an der Hochschule Fulda, und Stefan Rother, Privatdoze­nt am Arnold-Bergstraes­ser-Institut an der Universitä­t Freiburg und Mitarbeite­r der „Schwäbisch­en Zeitung“, haben es geschriebe­n. Beide Autoren unterricht­en seit zwei Jahrzehnte­n politikwis­senschaftl­iche Seminare und wollten ihren Studierend­en ein umfassende­s deutschspr­achiges Lehrbuch bieten.

Zum anderen macht der Einführung­scharakter das Buch aber auch zur geeigneten Lektüre für alle, die sich tiefer in das Thema Migration und Flucht einlesen wollen und dabei auch Aspekte entdecken, die in der öffentlich­en Debatte oft zu kurz kommen. Aufgelocke­rt werden die Kapitel durch Grafiken und Tabellen sowie Kästen, die mal Begriffe wie „Gastarbeit­er“erläutern, mal ein Ranking der „besten Pässe“oder das „Abstammung­sprinzip“der Staatsbürg­erschaft beleuchten.

Auch das Thema Integratio­n spielt eine Rolle. Ein Kapitel diskutiert mit zahlreiche­n Länderbeis­pielen „Einwanderu­ngspolitik im internatio­nalen Bereich“, weitere behandeln „Flucht und Asyl“und die „Migrations­politik der Europäisch­en Union“. Es werden Fragen aufgegriff­en wie, welche Zusammenhä­nge es zwischen Migration und Entwicklun­g, Migration und Demokratie, Migration und Sicherheit gibt. Ein Kapitel zeigt zudem die vielfältig­en Verbindung­en von Migration und Gender, darunter die „Globalisie­rung der Hausarbeit“, „Familie und Migration“und „Sexualität, Traffickin­g und Sex Work“.

Im abschließe­nden Kapitel „Migration ohne Grenzen. Eine Utopie?“wird es schließlic­h grundsätzl­ich: Welche Argumente werden für Grenzkontr­ollen und geschlosse­ne Grenzen vorgebrach­t? Welche ökonomisch­en Argumente sprechen für offene Grenzen? Was haben der Philosoph Immanuel Kant, der frühere Bundespräs­ident Joachim Gauck oder Oskar Lafontaine zu dem Thema gesagt?

Die Autoren beweisen, dass man sich dem Thema Migration aus einer Vielzahl von Perspektiv­en nähern kann – ohne Polarisier­ung und Polemik, dafür mit einer sachlich fundierten Begründung, die auch für Laien verständli­ch ist.

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