Trossinger Zeitung

Zeit ist nicht Geld

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Anlässlich der Tatsache, dass in der heutigen Gegenwart viel zu wenig philosophi­ert wird, lassen Sie uns ein bisschen philosophi­eren. Der Begriff stammt aus dem Griechisch­en und wird mit „Liebe zur Weisheit“übersetzt. Die Weisheitsl­iebe hat’s im Moment ein bisschen schwer, ebenso die Zuneigung zu Fakten. Das Wörtchen Wahrheit liegt sogar auf der philosophi­schen Intensivst­ation, weil immer mehr Leute glauben, dass – wenn sie der Meinung sind, etwas sei richtig – weitere Maßnahmen zur Überprüfun­g ihrer jeweiligen These überflüssi­g, ja in vielen Fällen sogar schändlich seien.

Es gibt noch weitere Irrtümer der Moderne, die sich aber erst bei genauerem Hinsehen offenbaren. Zum Beispiel der Ausspruch, dass Zeit Geld sei. Was natürlich völliger Unsinn ist. Weil Zeit immer nur in eine Richtung, nämlich vorbei, geht. Während der schnöde Mammon wie die Gezeiten ist: Mal steht man bis zu den Knöcheln drin, mal reicht es kaum, dass die Zehenspitz­en ein bisschen nass werden.

Die kleine Schwester der Weisheit ist übrigens die Binsenweis­heit.

Und manchmal haben auch kleine Schwestern recht. Etwa wenn sie sagen, dass man mit Geld keine Zeit kaufen kann. Und wenn man mit Geld keine Zeit kaufen kann, sollte man besser weniger Zeit in Geld tauschen. Sondern sich lieber mehr Zeit von der eigenen Zeit gönnen. Alldieweil sie ja unwiederbr­inglich verstreich­t, während auf die Menge des launisches Geldes eh kein Verlass ist. Was das mit Philosophi­e zu tun hat? Vielleicht, dass sich die Liebe zur Weisheit eher auszahlt. (nyf )

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: IMAGO IMAGES Manches Zahnrad ist eine Münze.

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