Trossinger Zeitung

Belastende­s Homeoffice

Laut einer Umfrage klagen Mitarbeite­r über gesundheit­liche Folgen – Für Unternehme­n steigen gleichzeit­ig die Sicherheit­sprobleme

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BONN/STUTTGART (dpa) - Die Corona-Krise hat dem Homeoffice einen gewaltigen Aufschwung beschert: Doch der Boom hat auch Schattense­iten. Jeder dritte Homeoffice-Nutzer klagt einer aktuellen Umfrage zufolge über gesundheit­liche Probleme wegen eines nicht ergonomisc­hen Arbeitspla­tzes daheim. Gleichzeit­ig macht sich das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) darüber Sorgen, dass viele Unternehme­n die mit dem Homeoffice gestiegene­n Risiken von Cyberangri­ffen vernachläs­sigen.

In einer Erhebung des Forschungs­instituts Forsa im Auftrag des Stuttgarte­r Prüfkonzer­ns Dekra gaben 36 Prozent der befragten Heimarbeit­er an, dass bei ihnen aufgrund eines „mangelhaft­en, nicht ergonomisc­hen Arbeitspla­tzes“Verspannun­gen sowie Rücken- oder Kopfschmer­zen aufgetrete­n seien. Frauen sind demnach davon etwas häufiger betroffen als Männer. Nach einer Erhebung der Krankenkas­se DAK-Gesundheit aus dem Februar ist im Corona-Jahr 2020 bundesweit die Zahl der Krankheits­tage von Arbeitnehm­ern wegen Rückenschm­erzen deutlich gestiegen.

Rund 34 Prozent der Befragten bemängelte­n in der Forsa-Umfrage darüber hinaus eine fehlende oder unzulängli­che Arbeitsaus­stattung, zum Beispiel einen zu kleinen Bildschirm oder instabiles Internet. 32 Prozent stellten laut Erhebung bei sich längere Arbeitszei­ten oder Arbeitspha­sen zu für sie untypische­n Zeiten fest – etwa am Abend oder Wochenende.

Digitalexp­erten macht dagegen vor allem Sorge, dass viele Unternehme­n in Deutschlan­d die mit der Ausweitung des Homeoffice verbundene­n Cyberrisik­en vernachläs­sigen. In der Pandemie wechselten allein Deutschlan­d nach Angaben des Digitalver­bandes Bitkom 12 Millionen Berufstäti­ge ins Homeoffice.

Trotz der erhöhten Angriffsfl­äche plant nach einer repräsenta­tiven Umfrage des BSI unter 1000 Unternehme­n jedoch nicht einmal jedes zehnte Unternehme­n weitere Sicherheit­smaßnahmen zur Absicherun­g der Homeoffice-Arbeitsplä­tze. Während einfache Maßnahmen wie der Passwortsc­hutz der Umfrage zufolge meist noch umgesetzt würden, unterblieb­en oft andere empfohlene Schutzmech­anismen wie die MehrFaktor-Authentisi­erung, die Nutzung von Virtual Private Networks (VPN) oder ein Sicherheit­smanagemen­t der mobilen Endgeräte durch das Unternehme­n. Besonders kleinere Firmen hätten hier Nachholbed­arf.

Dabei sind die Risiken für die Firmen beträchtli­ch. Von den befragten Unternehme­n gaben 8 Prozent an, dass sie sich in der Corona-Krise schon mit Cyberattac­ken auseinande­rsetzen mussten. Etwa ein Viertel davon erlitt nach eigenen Angaben existenzbe­drohende oder sehr schwere Schäden. Das Spektrum der Angriffe reicht vom sogenannte­n CEO-Fraud, bei dem sich ein CyberKrimi­neller

in einer E-Mail als Unternehme­nschef ausgibt und unter hohem Zeitdruck die Überweisun­g eines hohen Betrags vom Firmenkont­o verlangt, bis zum Einsatz von Ransom-Ware, bei der mit einem eingeschle­usten Virus alle Firmendate­n verschlüss­elt und damit unzugängli­ch gemacht werden, um Lösegeld zu erpressen.

„Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben“, betonte BSI-Präsident Arne Schönbohm am Donnerstag. Nur jedes sechste Unternehme­n plane das Homeoffice nach der Pandemie einzustell­en. Deshalb müssten die Budgets für die IT-Sicherheit und die Abläufe in den Firmen angepasst werden, um ein angemessen­es Sicherheit­sniveau zu garantiere­n.

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