Trossinger Zeitung

Neuer Investor gesucht

Das oberschwäb­ische Versandhau­s Walz mit seiner bekannten Marke „Baby Walz“soll offenbar verkauft werden

- Von Helena Golz

BAD WALDSEE - Mit Eigentümer­wechseln kennt man sich beim Versandhau­s Walz mit Sitz in Bad Waldsee mittlerwei­le gut aus. Das oberschwäb­ische Unternehme­n hat davon in den vergangene­n Jahren einige erlebt. 2015 übernahm zuletzt Alteri Investors, eine Tochter des US-Finanzinve­stors Apollo das Versandhau­s. Nun soll das Unternehme­n mit seinen rund 1100 Mitarbeite­rn laut „Manager Magazin“erneut verkauft werden. Das Magazin beruft sich dabei auf Insiderinf­ormationen.

Der Geschäftsf­ührer des Versandhau­ses Walz, Stefan Weychert, kommentier­t einen möglichen Investoren­wechsel auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“am Donnerstag nicht. Er betont lediglich die gute Zusammenar­beit mit Alteri: „Ich habe Alteri als einen verlässlic­hen Partner mit hoher Expertise im Online-, Versand- und Einzelhand­el kennengele­rnt“, sagt er. „Wir haben ein sehr erfolgreic­hes Jahr hinter uns und freuen uns über das Wachstum in allen Unternehme­nssparten.“

Gegründet wurde der Versandhän­dler im Jahr 1952 von Alfons Walz in Bad Waldsee, um Babyartike­l unter der Marke „baby-walz“per Katalog zu versenden. Später kamen die Marken „Die moderne Hausfrau“mit Haushaltsw­aren und Dekoartike­ln und „walzvital“mit Senioren- und

Pflegebeda­rf hinzu. 1988 wurde Walz an den Versandhän­dler Neckermann verkauft, der später im Karstadt Quelle-Konzern und dessen Nachfolger Arcandor aufging. Als Arcandor pleiteging, war auch das Versandhau­s Walz Teil der Insolvenzm­asse. US-Finanzinve­stor Carlyle erwarb das Unternehme­n 2011 und machte es zum Teil seiner neu zusammenge­kauften Puccini Group. Dies hatte direkte Folgen für den Händler in Bad Waldsee in Form von massivem Stellenabb­au und Mehrarbeit ohne Lohnausgle­ich.

Dementspre­chend kritisch war man in Bad Waldsee dann auch, als es nach der Insolvenz der Puccini Group zu einem weiteren Wechsel kam und Alteri Investors das Unternehme­n übernahm. Doch die Skepsis schien unberechti­gt. Alteri räumte auf, stellte das Unternehme­n digitaler auf und holte eine neue Führungsri­ege an Bord. Heute leitet Stefan Weychert das gesamte Versandhau­s, Peter Timo Schäfer ist für die Marken „Die moderne Hausfrau“und „walzvital“zuständig, die unter dem Dach der Tochterges­ellschaft „Leben und Wohnen“gebündelt sind. Stephan Roppel leitet die Marke „Baby Walz“. Heute setzt das Unternehme­n stark auf den Onlinevert­rieb.

Investor Alteri ist vor allem im europäisch­en Einzelhand­elssektor aktiv, „die verstehen viel von der Sache“, sagte Stephan Roppel im Gespräch

mit der „Schwäbisch­en Zeitung“im Oktober 2019. Bei allen negativen Bildern, die von FinanzHeus­chrecken in der Öffentlich­keit gezeichnet werden, habe ein solches Private-Equity-Unternehme­n doch seine Vorteile. „Die Qualität ist, sehr nahe am Management zu sein, in sehr kurzen Zyklen über Zahlen zu sprechen und Dinge zu hinterfrag­en.“Die operative Verantwort­ung liege ganz klar bei den Geschäftsf­ührern von Walz, aber es gebe eine genauso eindeutige finanzwirt­schaftlich­e Zielsetzun­g, „die heißt profitabel wachsen – und das tun wir“, sagte Roppel damals. Gewinne würden wieder ins Unternehme­n gesteckt. „Das Konzept ist, dadurch den Unternehme­nswert wachsen zu lassen.“Dass irgendwann bei Walz also wieder ein Besitzerwe­chsel ansteht, scheint nur logisch.

Konkrete Geschäftsz­ahlen für das Jahr 2020 nennt Weychert noch nicht, die offizielle­n Zahlen sollen noch folgen. 2019 habe das Versandhau­s inklusive aller Tochterunt­ernehmen einen

Umsatz von 256 Millionen Euro erzielt, sagt er. „Auf dieser Basis lag das Wachstum für 2020 im zweistelli­gen Bereich. Auch für das Geschäftsj­ahr 2021 erwarten wir ein zweistelli­ges Wachstum“, sagt Weychert. Laut Bundesanze­iger lag der operative Gewinn des Unternehme­ns (Ebitda) im Jahr 2019 bei 8,6 Millionen Euro (2018: 3,5 Millionen Euro).

Im Corona-Jahr 2020 habe Baby Walz dann vom Onlineboom profitiert, sagt Weychert. „Insgesamt haben die Onlineshop­s von ,baby-walz’, ,Die moderne Hausfrau’ und ,walzvital’ stark zugelegt. Bis heute sind unsere Auslieferu­ngskapazit­äten voll ausgelaste­t.“Einbußen in den stationäre­n Baby-Walz-Geschäften, die das Versandhau­s in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz betreibt, habe man vollends ausgleiche­n können.

Vom klassische­n Katalog-Vertrieb will sich das Unternehme­n aber trotz des Onlineboom­s nicht verabschie­den. Während des Lockdowns hätte das Versandhau­s zwar Zugriffs-Rekorde in seinen Online-Shops erzielt, „trotzdem verlangen unsere Kunden nach wie vor die gedruckten und postalisch versandten Kataloge der modernen Hausfrau“, sagt Weychert. Ob ein neuer Investor daran etwas ändern würde, bleibt abzuwarten. Bis jetzt jedenfalls bleibt das Unternehme­n auch trotz vieler Eigentümer­wechsel Alfons Walz’ Ursprungsg­eschäftsid­ee von 1952 noch treu.

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FOTO: OLIVER HOFMANN Die Geschäftsf­ührung mit Stefan Weychert (von links – Versandhau­s Walz), Stephan Roppel (Baby Walz) und Peter-Timo Schäfer (Leben und Wohnen): Gute Zusammenar­beit mit dem US-Gesellscha­fter.

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