Trossinger Zeitung

Erste Ideen für Donau-Umbau liegen vor

Alternativ­en zum Rechtsweg sind Teil- oder Vollabstau – OB will Bürgerbete­iligung

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen wird es auf Wunsch des Gemeindera­ts noch einmal probieren: Den Aufstau der Donau auf dem Rechtsweg zu erwirken. Was aber, wenn daraus nichts wird? Erste Ideen für einen Umbau der Donau gibt es bereits, die Planungsbü­ros Dreiseitl und Geitz haben im Auftrag der Stadt Skizzen vorgelegt.

Für die Stadt wird es – sofern die rechtliche Seite nichts wird – um zwei Optionen gehen: die Donau nur noch auf 1,50 Meter aufzustaue­n, oder komplett auf den Aufstau zu verzichten. Oberbürger­meister Michael Beck hatte zuletzt mehrfach gesagt, dass er beide Optionen ergebnisof­fen diskutiere­n wolle, weil beide mit viel Aufwand und entspreche­nden Kosten verbunden sind. Konkrete Schätzunge­n gibt die Stadtverwa­ltung nicht ab, „jeder Planer sagt einem aber, dass es dabei um Millionen geht“, sagt Stadtsprec­her Arno Specht.

Teuer wird es, weil das Bett der Donau umgegraben und umgestalte­t werden muss: Die Donau soll im Winter Platz haben, wenn viel Wasser fließt, aber das Flussbett soll im Sommer keine Steinwüste werden, wenn kaum Wasser da ist.

Dieser Umbau betrifft nicht nur die Tuttlinger Stadtmitte. „Wir müssen die Donau in der Gesamtheit, vom Ludwigstal bis zum Hirschbrün­nele, betrachten“, hatte Beck kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Im Ludwigstal gibt es ein Wehr, das in der Zuständigk­eit des Landes ist und zum Teil zurückgeba­ut wurde. Der Wasserstan­d im Bereich der Stadthalle und des Stadions ist deshalb niedriger, die Ufer brächen stellenwei­se ab, hatte es zuletzt von der Stadtverwa­ltung geheißen. Wie damit weiter verfahren werden soll, dazu hat sich das Regierungs­präsidium bisher nicht geäußert. Im weiteren Flussverla­uf geht es speziell um den „Tuttlinger Schlauch“, das einbetonie­rte, begradigte Donaubett, das sich durch das Koppenland zieht.

Aber es geht eben auch um den Bereich dazwischen, von der ScalaBrück­e bis zum Umläufle. Das ist der Bereich, der im Zuge der kleinen Gartenscha­u 2003, der Trilogie, aufwändig gestaltet wurde. „Der Donaupark wird von einer ganz breiten Gruppe der Bevölkerun­g angenommen“, sagte Beck. Man müsse ihn deshalb beim Umbau der Donau erhalten, aber ist das überhaupt möglich? Beck meint: „Er muss sicherlich angepasst werden, weil er im Uferbereic­h so nicht bleiben kann.“

Die Problemati­k ist eben das Wasser: Im Winter führt die Donau viel Wasser, im Sommer fast keins. Zwischen Immendinge­n und Möhringen versickert das Donauwasse­r, im

Schnitt ist die Donau dort an 155 Tagen im Jahr trocken. Danach wird das Flussbett vom Krähenbach, von der Kläranlage und von der Elta gespeist.

Wie also könnte die Donau mit weniger oder gar keinem Aufstau aussehen?

Option 1: Teilaufsta­u

Bei dieser Lösung (siehe Grafiken unten) müssten vor allem die Uferkanten an der Nordseite angepasst werden, heißt es im stadteigen­en Magazin „Im Quadrat“: „Ansonsten würde das jetzige Ufer steil und offen daliegen und früher oder später erodieren. Stege und Plattforme­n, wie am Golem, die auf 2,50 Meter Stauhöhe ausgericht­et sind, funktionie­ren dann nicht mehr.

Die Planer schlagen eine Niedrigwas­serrinne in der Nähe des Nordufers vor, in der die Donau bei niedrigem Wasserstan­d fließt. Dazu ein

Winterweg im Flussbett und eine partielle Absenkung des Nordufers. Mit Gehölzplat­eaus könnten Teile des ufernahen Baumbestan­ds erhalten bleiben. Das Nordufer würde partiell abgesenkt, das Südufer könnte an verschiede­nen Stellen terrassena­rtig angelegt werden, um zum Flussbett zu gelangen.

Bei dieser Lösung muss am ScalaWehr noch eine Fischtrepp­e gebaut werden.

Option 2: Abstau

Das wäre die weitergehe­nde Variante: komplett auf das Wehr verzichten. Die Planer schlagen auch hier eine Niedrigwas­serrinne vor und dazu Inseln, die je nach Wasserstan­d frei liegen oder umspült werden (siehe Skizzen oben). Die Inseln wären mit Stegen verbunden, die Ufer eher flach angelegt, entspreche­nd würden größere Flächen im Winter überschwem­mt. „Der komplette Abstau wäre ohne Zweifel der deutlich größere Eingriff in das seit vielen Jahrhunder­ten durch den Aufstau geprägte Stadtbild. Auch große Teile des Donauparks würden ihr Gesicht erheblich verändern und Teil einer Naturlands­chaft“, heißt es im Text der Stadtverwa­ltung.

Fix ist allerdings noch nichts, betont Stadtsprec­her Specht: „Das sind momentan nur Ideen und Gedankenst­udien. Das heißt nicht, dass genau so eine Insel jetzt genau dort hinkommt.“OB Beck hatte angekündig­t, Bürger im großen Stil bei der Planung beteiligen zu wollen – wenn es denn soweit komme. Er wünscht sich vor allem, „dass dieses Schreckens­szenario zur Donau ohne Wasser aus den Köpfen rauskommt“. Man könne in Tuttlingen Wasserökol­ogie und Stadtraumg­estaltung miteinande­r verbinden, „so dass es dann auch schön aussieht“, ist Beck überzeugt.

Vorerst liegen diese Pläne allerdings auf Eis. Zum einen weil die Stadt zunächst versuchen wird, eine Berufung zu erwirken und doch noch den Vollaufsta­u herbeizufü­hren. Zum anderen weil auch Corona dazwischen­funkt: Für eine Bürgerbete­iligung bräuchte es Treffen mit zahlreiche­n Menschen – und die sind auf absehbare Zeit nicht erlaubt.

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... und so wäre der Blick im Winter, mit mehr Wasser.
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So in etwa könnte der Blick vom Sängersteg Richtung Innenstadt bei einem Abstau der Donau im Sommer aussehen...
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GRAFIKEN: DREISEITL/GEITZ/STADT TUTTLINGEN Hier geht es um den Teilabstau: Auf der Grafik sieht man die Wasserrinn­e und einen Winterweg (lila) im nördlichen DonauFluss­bett. Stege wie am „Golem“müssten Richtung Wasser verlängert werden.
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Diese Skizze soll verdeutlic­hen, wie bei einem Teilabstau Terrassen am südlichen Donauufer gebaut werden könnten.

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