Erste Ideen für Donau-Umbau liegen vor
Alternativen zum Rechtsweg sind Teil- oder Vollabstau – OB will Bürgerbeteiligung
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen wird es auf Wunsch des Gemeinderats noch einmal probieren: Den Aufstau der Donau auf dem Rechtsweg zu erwirken. Was aber, wenn daraus nichts wird? Erste Ideen für einen Umbau der Donau gibt es bereits, die Planungsbüros Dreiseitl und Geitz haben im Auftrag der Stadt Skizzen vorgelegt.
Für die Stadt wird es – sofern die rechtliche Seite nichts wird – um zwei Optionen gehen: die Donau nur noch auf 1,50 Meter aufzustauen, oder komplett auf den Aufstau zu verzichten. Oberbürgermeister Michael Beck hatte zuletzt mehrfach gesagt, dass er beide Optionen ergebnisoffen diskutieren wolle, weil beide mit viel Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden sind. Konkrete Schätzungen gibt die Stadtverwaltung nicht ab, „jeder Planer sagt einem aber, dass es dabei um Millionen geht“, sagt Stadtsprecher Arno Specht.
Teuer wird es, weil das Bett der Donau umgegraben und umgestaltet werden muss: Die Donau soll im Winter Platz haben, wenn viel Wasser fließt, aber das Flussbett soll im Sommer keine Steinwüste werden, wenn kaum Wasser da ist.
Dieser Umbau betrifft nicht nur die Tuttlinger Stadtmitte. „Wir müssen die Donau in der Gesamtheit, vom Ludwigstal bis zum Hirschbrünnele, betrachten“, hatte Beck kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Im Ludwigstal gibt es ein Wehr, das in der Zuständigkeit des Landes ist und zum Teil zurückgebaut wurde. Der Wasserstand im Bereich der Stadthalle und des Stadions ist deshalb niedriger, die Ufer brächen stellenweise ab, hatte es zuletzt von der Stadtverwaltung geheißen. Wie damit weiter verfahren werden soll, dazu hat sich das Regierungspräsidium bisher nicht geäußert. Im weiteren Flussverlauf geht es speziell um den „Tuttlinger Schlauch“, das einbetonierte, begradigte Donaubett, das sich durch das Koppenland zieht.
Aber es geht eben auch um den Bereich dazwischen, von der ScalaBrücke bis zum Umläufle. Das ist der Bereich, der im Zuge der kleinen Gartenschau 2003, der Trilogie, aufwändig gestaltet wurde. „Der Donaupark wird von einer ganz breiten Gruppe der Bevölkerung angenommen“, sagte Beck. Man müsse ihn deshalb beim Umbau der Donau erhalten, aber ist das überhaupt möglich? Beck meint: „Er muss sicherlich angepasst werden, weil er im Uferbereich so nicht bleiben kann.“
Die Problematik ist eben das Wasser: Im Winter führt die Donau viel Wasser, im Sommer fast keins. Zwischen Immendingen und Möhringen versickert das Donauwasser, im
Schnitt ist die Donau dort an 155 Tagen im Jahr trocken. Danach wird das Flussbett vom Krähenbach, von der Kläranlage und von der Elta gespeist.
Wie also könnte die Donau mit weniger oder gar keinem Aufstau aussehen?
Option 1: Teilaufstau
Bei dieser Lösung (siehe Grafiken unten) müssten vor allem die Uferkanten an der Nordseite angepasst werden, heißt es im stadteigenen Magazin „Im Quadrat“: „Ansonsten würde das jetzige Ufer steil und offen daliegen und früher oder später erodieren. Stege und Plattformen, wie am Golem, die auf 2,50 Meter Stauhöhe ausgerichtet sind, funktionieren dann nicht mehr.
Die Planer schlagen eine Niedrigwasserrinne in der Nähe des Nordufers vor, in der die Donau bei niedrigem Wasserstand fließt. Dazu ein
Winterweg im Flussbett und eine partielle Absenkung des Nordufers. Mit Gehölzplateaus könnten Teile des ufernahen Baumbestands erhalten bleiben. Das Nordufer würde partiell abgesenkt, das Südufer könnte an verschiedenen Stellen terrassenartig angelegt werden, um zum Flussbett zu gelangen.
Bei dieser Lösung muss am ScalaWehr noch eine Fischtreppe gebaut werden.
Option 2: Abstau
Das wäre die weitergehende Variante: komplett auf das Wehr verzichten. Die Planer schlagen auch hier eine Niedrigwasserrinne vor und dazu Inseln, die je nach Wasserstand frei liegen oder umspült werden (siehe Skizzen oben). Die Inseln wären mit Stegen verbunden, die Ufer eher flach angelegt, entsprechend würden größere Flächen im Winter überschwemmt. „Der komplette Abstau wäre ohne Zweifel der deutlich größere Eingriff in das seit vielen Jahrhunderten durch den Aufstau geprägte Stadtbild. Auch große Teile des Donauparks würden ihr Gesicht erheblich verändern und Teil einer Naturlandschaft“, heißt es im Text der Stadtverwaltung.
Fix ist allerdings noch nichts, betont Stadtsprecher Specht: „Das sind momentan nur Ideen und Gedankenstudien. Das heißt nicht, dass genau so eine Insel jetzt genau dort hinkommt.“OB Beck hatte angekündigt, Bürger im großen Stil bei der Planung beteiligen zu wollen – wenn es denn soweit komme. Er wünscht sich vor allem, „dass dieses Schreckensszenario zur Donau ohne Wasser aus den Köpfen rauskommt“. Man könne in Tuttlingen Wasserökologie und Stadtraumgestaltung miteinander verbinden, „so dass es dann auch schön aussieht“, ist Beck überzeugt.
Vorerst liegen diese Pläne allerdings auf Eis. Zum einen weil die Stadt zunächst versuchen wird, eine Berufung zu erwirken und doch noch den Vollaufstau herbeizuführen. Zum anderen weil auch Corona dazwischenfunkt: Für eine Bürgerbeteiligung bräuchte es Treffen mit zahlreichen Menschen – und die sind auf absehbare Zeit nicht erlaubt.