Trossinger Zeitung

Ein Titel in Sichtweite

Ulms Basketball­er treffen im Pokalhalbf­inale auf den FC Bayern – Neue Rolle für Klepeisz

- Von Thorsten Kern

ULM - Auf einen Titel wartet Ratiopharm Ulm nun schon seit 25 Jahren. 1996 gewannen die Basketball­er den deutschen Pokal. Seither standen sie zweimal im Pokalfinal­e (2013, 2014) und dreimal im Play-off-Finale der Bundesliga (1998, 2012, 2016). Nun ist ein möglicher Titel wieder mal in Sichtweite. Allerdings trifft Ratiopharm Ulm im Pokalhalbf­inale am Samstag (16 Uhr/frei empfangbar bei MagentaSpo­rt) auf den wohl schwersten nationalen Brocken: den FC Bayern Basketball.

Die Ulmer rechnen sich dennoch Chancen aus, auch wenn die Münchener das Nonplusult­ra im deutschen Basketball sind. Das zeigt alleine die Tatsache, dass der FC Bayern als bislang erste deutsche Mannschaft die Play-offs in der Euroleague erreicht hat. Aber: In der Bundesliga hat München in dieser Saison schon ungeahnte Schwächen gezeigt, zuletzt unter anderem gegen den Abstiegska­ndidaten Gießen verloren. „Wir kennen die Situation, nach München zu reisen und bei einem Turnier das erste Spiel gegen die Bayern zu bestreiten“, sagt Ulms Tommy Klepeisz. Beim Finalturni­er der Bundesliga in der vergangene­n

Saison setzte sich Ulm überrasche­nd gegen den FC Bayern durch und kam später bis ins Halbfinale.

Dort war dann Schluss, die Ulmer blieben – wieder einmal – titellos. „Wir sind auch jetzt der klare Außenseite­r, aber wir sind extrem heiß und haben nichts zu verlieren“, meint Klepeisz. Die Sehnsucht nach einem Titel ist groß bei den Ulmern. Aber auch die Bayern wollen natürlich den Titel – zumal in eigener Halle. Richtig glücklich über das PokalFinal-Four sind die Münchener allerdings nicht.

Denn am Dienstag steht bereits das Play-off-Viertelfin­ale in der Euroleague bei Olimpia Mailand an. Sein Team stehe vor einer „LoseLose-Situation“, sagte Trainer Andrea Trinchieri der Deutschen Presse-Agentur. Mit dieser Doppelbela­stung umzugehen sei „nicht schwierig, sondern unmöglich“, unterstric­h der Bayern-Trainer. Die Münchener hätten das Turnier gerne verschoben, doch die Basketball-Bundesliga lehnte das ab. „Als Sportsmann ist es für mich schwierig zu verstehen, dass ein Team, das ein ganzes Land repräsenti­ert, sich nicht auf die Playoffs in der Euroleague vorbereite­n kann“, schimpfte Trinchieri. „Ich verstehe das nicht, muss aber damit umgehen und das Beste draus machen. Aber es gibt keine Lösung.“

Die Kritik kann Ulms Trainer Jaka Lakovic nicht nachvollzi­ehen. Und er nimmt sie auch nicht für voll. „Die Bayern werden trotz der Euroleague den Pokal ernst nehmen und 100 Prozent geben“, sagt Lakovic. Der Slowene ist sich sicher: „Wir werden die Euroleague-Bayern sehen.“Das soll heißen, dass die Münchener am Samstag im Pokal keinen Leistungst­räger schonen werden. Auch wenn sie bei einem möglichen Finaleinzu­g und dem Endspiel am Sonntag quasi keine Zeit zur Vorbereitu­ng auf das Spiel in Mailand hätten – denn hinfahren müssen die Bayern schließlic­h auch noch.

Mit solchen Nebengeräu­schen wollen sich die Ulmer gar nicht beschäftig­en. Genauso wenig wie mit einem möglichen Titel. „Wir brauchen

Ulms Trainer Jaka Lakovic 100 Prozent, wenn nicht sogar mehr, um gegen Bayern gewinnen zu können“, setzt Klepeisz die Mathematik außer Kraft. „Wir dürfen keine Kraft darauf verschwend­en, was am Sonntag möglich wäre.“Zunächst steht die riesige Herausford­erung gegen München an.

Und das ohne Per Günther. Das Ulmer Urgestein, seit 2008 im Verein, fällt mit einer Ellenbogen­verletzung aus. „Er ist aber bald zurück“, versichert Lakovic. Nur beim Kampf um den Titel – es wäre auch für Günther der erste – kann der 33-Jährige eben nicht mithelfen. Seine Aufgabe als Spielmache­r muss daher Klepeisz zusammen mit Troy Caupain übernehmen. „Es ist sicher eine Umstellung“, sagt der Österreich­er Klepeisz, der eigentlich eher Shooting Guard ist, über seine neue Aufgabe. „Aber ich versuche alles, um dem Team zu helfen.“

Auftrieb soll den Ulmern auch die Vertragsve­rlängerung des Trainers geben. Für zwei weitere Jahre wird Lakovic an der Donau bleiben. „Das war eine leichte Entscheidu­ng für mich“, meint der 42-jährige Slowene. „Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns bis zu dem Punkt, wo ich mit dem Team hinmöchte.“Ein erster Titel würde da ganz sicher helfen.

„Wir haben noch viel Arbeit vor uns bis zu dem Punkt, wo ich mit dem Team hinmöchte.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany