Einzelhändler sind frustriert, einige Kunden verunsichert
Seit Donnerstag bleibt wieder nur „Click and Collect“– Mitarbeiter haben beim Angebotswechsel Übung
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Es ist eine Art Déjà-vu: Rund fünfeinhalb Wochen konnten die Einzelhändler der Doppelstadt VillingenSchwenningen ihre Kunden vor Ort zum Einkaufen empfangen – wenn auch den überwiegenden Teil der Zeit nur nach Terminvereinbarung unter dem Stichwort „Click and Meet“.
Nun ist es auch damit wieder vorbei. Seit Dienstagabend ist klar: Weil die Sieben-Tage-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis drei Tage lang über 100 lag, steht seit Donnerstag wieder nur noch „Click and Collect“auf dem Plan.
Nach Tag eins fällt die Bilanz der hiesigen Einzelhändler ernüchternd aus. „Wir sind mittlerweile schon geübt“, erzählt Sabine Hauser, Inhaberin des Geschäfts Buch-Haltestelle in Villingen. Bereits zum dritten Mal habe der Laden im letzten Jahr aufgrund geänderter Maßnahmen zu diesem System wechseln müssen. Der Inhaberin sei es wichtig zu betonen, dass der Einzelhandel auch weiterhin für die Kunden da sei. In der Öffentlichkeit sei ihren Aussagen nach vermehrt irrtümlicherweise der Eindruck entstanden, dass die Läden wieder komplett geschlossen haben – dies sei nicht richtig.
Ungerechte Behandlung? Zu den gewohnten Öffnungszeiten können Kunden ihre gewünschten Produkte vorbestellen und anschließend direkt vor Ort im Laden abholen. „Unsere Stammkunden wissen Bescheid und sind sehr froh über dieses Angebot“, erzählt Hauser. In einzelnen Fällen bietet das Geschäft sogar einen Lieferservice an. Wann der Einzelhandel wieder für den Kundenbetrieb vor Ort öffnen darf, bleibt abzuwarten – und ist abhängig vom Infektionsgeschehen.
Das Geschäft Buch-Haltestelle plant zumindest für die nächsten zehn Tage einen reinen „Click und Collect“-Betrieb. Auch das Modehaus Broghammer bietet seit Donnerstag lediglich den „Click und Collect“-Service an. Der erste Tag startete laut Patrick Broghammer sehr ruhig. Die vergangenen Tage sei wesentlich mehr Betrieb gewesen. „Mit ,Click und Meet’ konnten wir total gut leben“, erzählt Broghammer. Der Einzelhändler ist der Meinung: Durch „Click und Collect“seien die Leute total verunsichert. „Wir sind komplett frustriert und fühlen uns ungerecht behandelt“, erzählt Broghammer. Die Tatsache, dass Geschäfte wie beispielsweise Baumärkte fast ohne Einschränkungen geöffnet haben dürfen, sei für ihn nicht nachvollziehbar.
Von verunsicherten Kunden berichtet auch Thomas Caster, Geschäftsführer der Schwenninger Zinser-Filiale, die seit Donnerstag geschlossen ist. Da viele Kunden sich nicht sicher seien, welche Regeln gerade gelten, „rufen hier extrem viele an“, sagt Caster. Und dass manche Einzelhändler „Click and Collect“anbieten, andere aber wiederum nicht, trage sein Übriges zur allgemeinen Verwirrung der Kunden bei.
Für Zinser ist das unwirtschaftlich: Die Filiale ist jedenfalls geschlossen – „Click and Collect“sei hier keine Option, betont Caster. In der Tübinger Filiale habe das Modehaus Zinser zu Beginn des Jahres testweise das Abholen bestellter Waren ermöglicht und dabei laut Caster festgestellt, „dass das wirtschaftlich überhaupt nicht infrage kommt“. Denn für zwei oder drei Kunden am Tag müsse man permanent Personal vorhalten. Daher heißt es für die Schwenninger Filiale nun zunächst Füße stillhalten und auf bessere Inzidenzwerte warten – auch wenn der Trend momentan ja eher in die andere Richtung gehe, wie Caster bedauert.
Statt auf bessere Zeiten zu hoffen, lässt man sich im Bekleidungsgeschäft „Trendbereich“im City-Rondell etwas einfallen, um trotz Corona zumindest eine Art Einkaufserlebnis zu schaffen. Bereits seit Januar bietet das Team um Inhaberin Sarah Messner wöchentlich eine Stunde LiveShopping als Video über Instagram an. „Und das wird sehr gut angenommen“, freut sich Messner. Ansonsten laufe neben „Click and Collect“vieles über Bestellungen, die direkt an die Kunden geliefert werden – oder eben über „Click and Meet“, wenn das wieder möglich ist. Zwischen den verschiedenen Angeboten hin und her zu wechseln sei mittlerweile kein Problem mehr – „da haben wir ja Übung“, meint Messner.