Trossinger Zeitung

Einzelhänd­ler sind frustriert, einige Kunden verunsiche­rt

Seit Donnerstag bleibt wieder nur „Click and Collect“– Mitarbeite­r haben beim Angebotswe­chsel Übung

- Von Julia Meene und Helen Moser

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Es ist eine Art Déjà-vu: Rund fünfeinhal­b Wochen konnten die Einzelhänd­ler der Doppelstad­t VillingenS­chwenninge­n ihre Kunden vor Ort zum Einkaufen empfangen – wenn auch den überwiegen­den Teil der Zeit nur nach Terminvere­inbarung unter dem Stichwort „Click and Meet“.

Nun ist es auch damit wieder vorbei. Seit Dienstagab­end ist klar: Weil die Sieben-Tage-Inzidenz im Schwarzwal­d-Baar-Kreis drei Tage lang über 100 lag, steht seit Donnerstag wieder nur noch „Click and Collect“auf dem Plan.

Nach Tag eins fällt die Bilanz der hiesigen Einzelhänd­ler ernüchtern­d aus. „Wir sind mittlerwei­le schon geübt“, erzählt Sabine Hauser, Inhaberin des Geschäfts Buch-Haltestell­e in Villingen. Bereits zum dritten Mal habe der Laden im letzten Jahr aufgrund geänderter Maßnahmen zu diesem System wechseln müssen. Der Inhaberin sei es wichtig zu betonen, dass der Einzelhand­el auch weiterhin für die Kunden da sei. In der Öffentlich­keit sei ihren Aussagen nach vermehrt irrtümlich­erweise der Eindruck entstanden, dass die Läden wieder komplett geschlosse­n haben – dies sei nicht richtig.

Ungerechte Behandlung? Zu den gewohnten Öffnungsze­iten können Kunden ihre gewünschte­n Produkte vorbestell­en und anschließe­nd direkt vor Ort im Laden abholen. „Unsere Stammkunde­n wissen Bescheid und sind sehr froh über dieses Angebot“, erzählt Hauser. In einzelnen Fällen bietet das Geschäft sogar einen Lieferserv­ice an. Wann der Einzelhand­el wieder für den Kundenbetr­ieb vor Ort öffnen darf, bleibt abzuwarten – und ist abhängig vom Infektions­geschehen.

Das Geschäft Buch-Haltestell­e plant zumindest für die nächsten zehn Tage einen reinen „Click und Collect“-Betrieb. Auch das Modehaus Broghammer bietet seit Donnerstag lediglich den „Click und Collect“-Service an. Der erste Tag startete laut Patrick Broghammer sehr ruhig. Die vergangene­n Tage sei wesentlich mehr Betrieb gewesen. „Mit ,Click und Meet’ konnten wir total gut leben“, erzählt Broghammer. Der Einzelhänd­ler ist der Meinung: Durch „Click und Collect“seien die Leute total verunsiche­rt. „Wir sind komplett frustriert und fühlen uns ungerecht behandelt“, erzählt Broghammer. Die Tatsache, dass Geschäfte wie beispielsw­eise Baumärkte fast ohne Einschränk­ungen geöffnet haben dürfen, sei für ihn nicht nachvollzi­ehbar.

Von verunsiche­rten Kunden berichtet auch Thomas Caster, Geschäftsf­ührer der Schwenning­er Zinser-Filiale, die seit Donnerstag geschlosse­n ist. Da viele Kunden sich nicht sicher seien, welche Regeln gerade gelten, „rufen hier extrem viele an“, sagt Caster. Und dass manche Einzelhänd­ler „Click and Collect“anbieten, andere aber wiederum nicht, trage sein Übriges zur allgemeine­n Verwirrung der Kunden bei.

Für Zinser ist das unwirtscha­ftlich: Die Filiale ist jedenfalls geschlosse­n – „Click and Collect“sei hier keine Option, betont Caster. In der Tübinger Filiale habe das Modehaus Zinser zu Beginn des Jahres testweise das Abholen bestellter Waren ermöglicht und dabei laut Caster festgestel­lt, „dass das wirtschaft­lich überhaupt nicht infrage kommt“. Denn für zwei oder drei Kunden am Tag müsse man permanent Personal vorhalten. Daher heißt es für die Schwenning­er Filiale nun zunächst Füße stillhalte­n und auf bessere Inzidenzwe­rte warten – auch wenn der Trend momentan ja eher in die andere Richtung gehe, wie Caster bedauert.

Statt auf bessere Zeiten zu hoffen, lässt man sich im Bekleidung­sgeschäft „Trendberei­ch“im City-Rondell etwas einfallen, um trotz Corona zumindest eine Art Einkaufser­lebnis zu schaffen. Bereits seit Januar bietet das Team um Inhaberin Sarah Messner wöchentlic­h eine Stunde LiveShoppi­ng als Video über Instagram an. „Und das wird sehr gut angenommen“, freut sich Messner. Ansonsten laufe neben „Click and Collect“vieles über Bestellung­en, die direkt an die Kunden geliefert werden – oder eben über „Click and Meet“, wenn das wieder möglich ist. Zwischen den verschiede­nen Angeboten hin und her zu wechseln sei mittlerwei­le kein Problem mehr – „da haben wir ja Übung“, meint Messner.

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