So soll Spaichingen grüner werden
Stadt will künftig wieder mehr Augenmerk auf Bepflanzung legen
SPAICHINGEN - „Wir sind am Anfang. Aber es formiert sich zusehends“, sagt Bürgermeister Markus Hugger und meint damit die Grünentwicklung der Stadt. Auf diese soll künftig wieder mehr Augenmerk gelegt und in diesem Sinne auch das Stadtentwicklungskonzept ergänzt werden. Und auch die Stadtgärtnerei soll wieder einen größeren Stellenwert bekommen.
„Danke für die wunderschöne Bepflanzung! Wir freuen uns auf einen bunten, blühenden Marktplatz!“So stand es auf einem improvisierten Plakat, das für ein paar Tage an einem der Bäume auf dem Spaichinger Marktplatz stand. Doch die Bepflanzung der einst beschotterten Baumrabatten ist nur der erste Schritt in einem umfassenden Konzept.
Ende Mai soll wieder der große Schotter-Absauger kommen und dann auch die übrigen Baum-Vierecke auf dem Marktplatz vom sterilen Schotter befreien, so dass auch hier Blumenrabatte oder andere Bepflanzungen entstehen können. Im gleichen Zug werden dann auch die Schotterbeete entlang der Dreifaltigkeitsbergstraße weg gesaugt, um Platz für Pflanzen zu schaffen.
Während die Begrünung des Marktplatzes weiter in der Zuständigkeit der Stadt bleibt, könnte sich Bürgermeister Markus Hugger für die Dreifaltigkeitsbergstraße – und dann in Zukunft peu à peu für immer weitere Nebenstraßen – Patenschaften vorstellen. „Vielleicht hat auch mal ein ganzer Verein oder ein Jahrgang Lust, so eine Patenschaft zu übernehmen“, hofft der Bürgermeister. Ein Pate müsse vor allem eines mitbringen: „Freude“an der Gestaltung und Pflege der Flächen, wobei die Stadt „für jede Form der Unterstützung“offen sei.
Auch der Parkplatz hinter dem Rathaus soll künftig weniger Schotter und mehr Grün sehen. Insgesamt sei dies auf das ganze Stadtgebiet betrachtet ein Projekt von mehreren Jahren: „Es hat lange Zeit gebraucht, das alles einzuschottern“, gibt Markus Hugger zu bedenken. „Es braucht auch wieder Zeit, das wegzumachen.“
Doch die Entschotterung ist nur ein Teil eines umfassenderen Konzepts zur ökologisch nachhaltigen Stadtentwicklung. „Eine ausgearbeitete Grünflächenplanung hat die Stadt noch nicht“, so Markus Hugger, „weil das bisher keinen großen Stellenwert hatte“. Doch das soll sich nun ändern: Das Büro Planstatt Senner, das unter anderem bereits die Renaturierung der Prim geplant hat, habe ein erstes „Ideenpapier“formuliert, das Bürgermeister Hugger demnächst in den Gemeinderat einbringen will. Auf dieser Grundlage soll dann das Stadtentwicklungskonzept, das gemeinsam mit der Steg (Stadtentwicklung GmbH) erarbeitet wird, ergänzt und um den
Schwerpunkt Grünentwicklung erweitert werden.
Dabei geht es zum einen um den Erholungswert von Grünflächen und Spielplätzen in der Stadt, zum anderen um deren ökologisch nachhaltige Gestaltung, um zum Beispiel Insekten Nahrung und Lebensraum zu geben. Über mehr Grünflächen soll künftig auch wieder mehr Regenwasser ins Grundwasser absickern können, was wichtig wäre, „weil wir immer weniger Versickerungsflächen haben“, wie Bürgermeister Hugger feststellt.
Dabei soll auch auf eine ökologisch sinnvolle und zukunftsfähige Bepflanzung Wert gelegt werden, „bis hin zu Waldumbau-Maßnahmen in den Gemeindewäldern“, so Hugger, die dann mit Revierförster Joachim Reger erarbeitet werden müssten, um den Wald auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten.
Auch die Stadtgärtnerei soll künftig wieder einen höheren Stellenwert bekommen. „Ob es wieder eine eigenständige Stadtgärtnerei gibt“, so Hugger, „oder ob sie als größere Abteilung innerhalb des städtischen Baubetriebshofes angesiedelt bleibt, steht noch nicht fest“.
Zudem stehen Biotop-Pflegemaßnahmen – etwa an der PhotovoltaikFreilandanlage und dem Gebiet unterhalb derselben – an. Aber auch die Biotop-Vernetzung wird zukünftig in Angriff genommen. Hier können und werden sich die Gemeinden Spaichingen und Balgheim an ein Projekt der N-Region anschließen. In der NRegion 5G (wobei das „N“für Nachhaltigkeit steht) sind die fünf Gemeinden Aldingen, Denkingen, Frittlingen, Wellendingen und Deißlingen zusammengeschlossen, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Die N-Region hat schon vor längerer Zeit eine Vernetzung ihrer Biotope beschlossen, wie Frank Nann, Geschäftsführer der N-Region, erläutert, und die Gemeinden Balgheim und Spaichingen sollen die Möglichkeit bekommen, sich an dieses Konzept anzuschließen. „Das ist auch sinnvoll, weil wir so eine größere Gebietskulisse hinkriegen“, befindet auch Spaichingens Bürgermeister Hugger.
Am 6. Mai wird es erste Gespräche von Denkingens Bürgermeister Rudolf Wuhrer und Hauptamtsleiter Frank Nann mit Vertretern von NABU sowie der Landkreise Tuttlingen und Rottweil geben, berichtet Nann im Gespräch mit unserer Zeitung. Dann soll es um die Rahmenbedingungen für eine nicht nur gemeinde-, sondern kreisübergreifende BiotopVernetzung gehen und um mögliche Förderungen, etwa bei der Kartierung.
Die Diskussion um Baumpflegemaßnahmen in Spaichingen sei „oft sehr emotional geführt worden“, konstatiert Bürgermeister Hugger. In der Vergangenheit hatten rücksichtslose Abholzungsaktionen (Kastanie Eisenbahnstraße, Bäume und Büsche Angerstraße, Kreuzplatz) für Unmut gesorgt.
Hugger setzt hier auf eine Versachlichung und sorgfältige Prüfung. Die alten Kastanien an der Alten Turnhalle etwa müsse man sich genau ansehen, um festzustellen, wie stabil die Bäume sind und welche Stabilisierungsmaßnahmen eventuell möglich und nötig sind. „Ich sehe dieses Jahr aber noch keine Gefahr im Verzug.“
Schlechter könnte es um ein paar der jüngeren Bäume vor der Stadthalle stehen. „Die sind kaputt“, so Bürgermeister Hugger, „da macht es Sinn, zwei, drei Bäume rauszuholen“. An einigen der Bäume vor der Stadthalle ist die Rinde aufgerissen – vermutlich Frostschäden.
Die Überlebenschance der Linden auf dem Kreuzplatz und entlang der neu gestalteten Hauptstraße hängt nach Einschätzung von Bürgermeister Hugger nicht nur davon ab, wie stark ihr Wurzelwerk unter Umständen durch die Tiefbauarbeiten beschädigt worden ist, sondern vor allem auch von der Witterung in den nächsten zwei, drei Jahren. Eine niederschlagsreiche und kühle Witterung würde den Bäumen gut tun. „Doch die heißen und niederschlagsarmen Sommer und sogar Winter, die wir in den vergangenen Jahren hatten, setzen die Bäume unter Stress.“