Trossinger Zeitung

So soll Spaichinge­n grüner werden

Stadt will künftig wieder mehr Augenmerk auf Bepflanzun­g legen

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - „Wir sind am Anfang. Aber es formiert sich zusehends“, sagt Bürgermeis­ter Markus Hugger und meint damit die Grünentwic­klung der Stadt. Auf diese soll künftig wieder mehr Augenmerk gelegt und in diesem Sinne auch das Stadtentwi­cklungskon­zept ergänzt werden. Und auch die Stadtgärtn­erei soll wieder einen größeren Stellenwer­t bekommen.

„Danke für die wunderschö­ne Bepflanzun­g! Wir freuen uns auf einen bunten, blühenden Marktplatz!“So stand es auf einem improvisie­rten Plakat, das für ein paar Tage an einem der Bäume auf dem Spaichinge­r Marktplatz stand. Doch die Bepflanzun­g der einst beschotter­ten Baumrabatt­en ist nur der erste Schritt in einem umfassende­n Konzept.

Ende Mai soll wieder der große Schotter-Absauger kommen und dann auch die übrigen Baum-Vierecke auf dem Marktplatz vom sterilen Schotter befreien, so dass auch hier Blumenraba­tte oder andere Bepflanzun­gen entstehen können. Im gleichen Zug werden dann auch die Schotterbe­ete entlang der Dreifaltig­keitsbergs­traße weg gesaugt, um Platz für Pflanzen zu schaffen.

Während die Begrünung des Marktplatz­es weiter in der Zuständigk­eit der Stadt bleibt, könnte sich Bürgermeis­ter Markus Hugger für die Dreifaltig­keitsbergs­traße – und dann in Zukunft peu à peu für immer weitere Nebenstraß­en – Patenschaf­ten vorstellen. „Vielleicht hat auch mal ein ganzer Verein oder ein Jahrgang Lust, so eine Patenschaf­t zu übernehmen“, hofft der Bürgermeis­ter. Ein Pate müsse vor allem eines mitbringen: „Freude“an der Gestaltung und Pflege der Flächen, wobei die Stadt „für jede Form der Unterstütz­ung“offen sei.

Auch der Parkplatz hinter dem Rathaus soll künftig weniger Schotter und mehr Grün sehen. Insgesamt sei dies auf das ganze Stadtgebie­t betrachtet ein Projekt von mehreren Jahren: „Es hat lange Zeit gebraucht, das alles einzuschot­tern“, gibt Markus Hugger zu bedenken. „Es braucht auch wieder Zeit, das wegzumache­n.“

Doch die Entschotte­rung ist nur ein Teil eines umfassende­ren Konzepts zur ökologisch nachhaltig­en Stadtentwi­cklung. „Eine ausgearbei­tete Grünfläche­nplanung hat die Stadt noch nicht“, so Markus Hugger, „weil das bisher keinen großen Stellenwer­t hatte“. Doch das soll sich nun ändern: Das Büro Planstatt Senner, das unter anderem bereits die Renaturier­ung der Prim geplant hat, habe ein erstes „Ideenpapie­r“formuliert, das Bürgermeis­ter Hugger demnächst in den Gemeindera­t einbringen will. Auf dieser Grundlage soll dann das Stadtentwi­cklungskon­zept, das gemeinsam mit der Steg (Stadtentwi­cklung GmbH) erarbeitet wird, ergänzt und um den

Schwerpunk­t Grünentwic­klung erweitert werden.

Dabei geht es zum einen um den Erholungsw­ert von Grünfläche­n und Spielplätz­en in der Stadt, zum anderen um deren ökologisch nachhaltig­e Gestaltung, um zum Beispiel Insekten Nahrung und Lebensraum zu geben. Über mehr Grünfläche­n soll künftig auch wieder mehr Regenwasse­r ins Grundwasse­r absickern können, was wichtig wäre, „weil wir immer weniger Versickeru­ngsflächen haben“, wie Bürgermeis­ter Hugger feststellt.

Dabei soll auch auf eine ökologisch sinnvolle und zukunftsfä­hige Bepflanzun­g Wert gelegt werden, „bis hin zu Waldumbau-Maßnahmen in den Gemeindewä­ldern“, so Hugger, die dann mit Revierförs­ter Joachim Reger erarbeitet werden müssten, um den Wald auf die Herausford­erungen des Klimawande­ls vorzuberei­ten.

Auch die Stadtgärtn­erei soll künftig wieder einen höheren Stellenwer­t bekommen. „Ob es wieder eine eigenständ­ige Stadtgärtn­erei gibt“, so Hugger, „oder ob sie als größere Abteilung innerhalb des städtische­n Baubetrieb­shofes angesiedel­t bleibt, steht noch nicht fest“.

Zudem stehen Biotop-Pflegemaßn­ahmen – etwa an der Photovolta­ikFreiland­anlage und dem Gebiet unterhalb derselben – an. Aber auch die Biotop-Vernetzung wird zukünftig in Angriff genommen. Hier können und werden sich die Gemeinden Spaichinge­n und Balgheim an ein Projekt der N-Region anschließe­n. In der NRegion 5G (wobei das „N“für Nachhaltig­keit steht) sind die fünf Gemeinden Aldingen, Denkingen, Frittlinge­n, Wellending­en und Deißlingen zusammenge­schlossen, um gemeinsam eine nachhaltig­e Zukunft zu gestalten.

Die N-Region hat schon vor längerer Zeit eine Vernetzung ihrer Biotope beschlosse­n, wie Frank Nann, Geschäftsf­ührer der N-Region, erläutert, und die Gemeinden Balgheim und Spaichinge­n sollen die Möglichkei­t bekommen, sich an dieses Konzept anzuschlie­ßen. „Das ist auch sinnvoll, weil wir so eine größere Gebietskul­isse hinkriegen“, befindet auch Spaichinge­ns Bürgermeis­ter Hugger.

Am 6. Mai wird es erste Gespräche von Denkingens Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer und Hauptamtsl­eiter Frank Nann mit Vertretern von NABU sowie der Landkreise Tuttlingen und Rottweil geben, berichtet Nann im Gespräch mit unserer Zeitung. Dann soll es um die Rahmenbedi­ngungen für eine nicht nur gemeinde-, sondern kreisüberg­reifende BiotopVern­etzung gehen und um mögliche Förderunge­n, etwa bei der Kartierung.

Die Diskussion um Baumpflege­maßnahmen in Spaichinge­n sei „oft sehr emotional geführt worden“, konstatier­t Bürgermeis­ter Hugger. In der Vergangenh­eit hatten rücksichts­lose Abholzungs­aktionen (Kastanie Eisenbahns­traße, Bäume und Büsche Angerstraß­e, Kreuzplatz) für Unmut gesorgt.

Hugger setzt hier auf eine Versachlic­hung und sorgfältig­e Prüfung. Die alten Kastanien an der Alten Turnhalle etwa müsse man sich genau ansehen, um festzustel­len, wie stabil die Bäume sind und welche Stabilisie­rungsmaßna­hmen eventuell möglich und nötig sind. „Ich sehe dieses Jahr aber noch keine Gefahr im Verzug.“

Schlechter könnte es um ein paar der jüngeren Bäume vor der Stadthalle stehen. „Die sind kaputt“, so Bürgermeis­ter Hugger, „da macht es Sinn, zwei, drei Bäume rauszuhole­n“. An einigen der Bäume vor der Stadthalle ist die Rinde aufgerisse­n – vermutlich Frostschäd­en.

Die Überlebens­chance der Linden auf dem Kreuzplatz und entlang der neu gestaltete­n Hauptstraß­e hängt nach Einschätzu­ng von Bürgermeis­ter Hugger nicht nur davon ab, wie stark ihr Wurzelwerk unter Umständen durch die Tiefbauarb­eiten beschädigt worden ist, sondern vor allem auch von der Witterung in den nächsten zwei, drei Jahren. Eine niederschl­agsreiche und kühle Witterung würde den Bäumen gut tun. „Doch die heißen und niederschl­agsarmen Sommer und sogar Winter, die wir in den vergangene­n Jahren hatten, setzen die Bäume unter Stress.“

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FOTO: KURT GLÜCKLER Die Bepflanzun­g auf dem Spaichinge­r Marktplatz hat schon erste „Früchte“in Form dieses improvisie­rten Dankplakat­s getragen, das eine Zeit lang an einem der Bäume hing.
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FOTO: FAWA Ein paar der Bäume, die vor der Stadthalle stehen, weisen deutliche Applatzuge­n an der Reinde auf.

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