Bringt die nächtliche Ausgangssperre etwas?
Dass aufgrund der Ausgangssperre alle diejenigen, die sich bislang regelmäßig mit Freunden oder Familie getroffen haben, auf einmal brav zu Hause bleiben, ist natürlich eine Illusion. Wer sich unbedingt treffen möchte, der wird das weiter tun. Trotzdem kann die nächtliche Ausgangssperre, gemeinsam mit anderen Maßnahmen, zur Eindämmung des Virus beitragen, das hat sich in anderen Ländern gezeigt. Warum ist das so? Vermutlich weil die Androhung im Kopf hängen bleibt: „Wenn ich nach 21 Uhr draußen bin, bin ich illegal unterwegs.“
Es ist nicht besonders wahrscheinlich, bei einem Treffen zuhause mit mehr als einer weiteren Person erwischt zu werden. Es ist aber deutlich wahrscheinlicher, auf dem Nachhauseweg von eben diesem Treffen in eine Kontrolle zu geraten. Und da fragt man sich dann schon: Ist es den Nervenkitzel wirklich wert? Und überlegt auch nochmal: Müssen wir uns wirklich treffen? Oder bleibe ich besser gleich zuhause?
Treffen unter der Woche lohnen sich da kaum noch. Und auch am Wochenende hocken einige nicht mehr stundenlang bei alkohol-gelockerter Stimmung aufeinander. Das ärgert das Virus, diesen fiesen Mitbewohner: Je kürzer die Zeit, desto weniger Chance hat es, sich auszubreiten.
Dorothea Hecht
d.hecht@schwaebische.de
Da ist sie wieder, die nächtliche Ausgangssperre. Und das, obwohl in der jüngsten Vergangenheit schon mehrere Gerichte diese Maßnahme gekippt hatten. Und, obwohl Aerosolforscher – also die Experten, die sich in Sachen Corona-Verbreitung mit am besten auskennen dürften – immer wieder sagen, dass die Ansteckungsgefahr im Freien mehr als gering ist.
„Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass drinnen die Gefahr lauert“, schrieben einige Aerosolforscher in einem Brief an die Bundeskanzlerin. Trotzdem wird nun wieder eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. In der Folge treffen sich die Leute also im Zweifelsfall erst recht drinnen. Dort, wo das Risiko einer Infektion deutlich höher ist. Denn, wer sich bisher nicht an die Vorgaben gehalten hat, wird dies auch jetzt nicht tun. Statt abends nach Hause zu gehen, wird eben beim Gastgeber übernachtet.
Im Grunde bedeutet die Ausgangssperre nur einen weiteren Schlag ins Gesicht derer, die sich seit Monaten an die Regeln halten und nun ohne triftigen Grund nach 21 Uhr nicht einmal mehr alleine an die frische Luft dürfen. Wie Landrat Stefan Bär schon festgestellt hat, ist bei den Menschen eine Corona-Müdigkeit eingetreten. Diese wird aber nicht besser, wenn die Leute das Gefühl haben, eingesperrt zu werden. Vor allem dann nicht, wenn es draußen wärmer wird.
Ist es den Nervenkitzel wirklich wert?
Die Gefahr lauert drinnen.
Linda Seiss
l.seiss@schwaebische.de