Trossinger Zeitung

Möhringer will für die AfD in den Bundestag

Joachim Bloch ist der Direktkand­idat für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen – Früher war er bei der SPD

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Die AfD schickt bei der Bundestags­wahl am 26. September Joachim Bloch als Direktkand­idaten für den Wahlkreis 285 Rottweil-Tuttlingen ins Rennen. Der 57Jährige kommt aus Möhringen und arbeitet als selbststän­diger Rechtsanwa­lt. Bis 2019 saß er für die SPD im Möhringer Ortschafts­rat.

Bereits Ende Januar hat der AfDKreisve­rband seinen Kandidaten bei einer Wahlversam­mlung bestimmt, wie Sprecher Emil Sänze berichtet. Zur Wahl standen Reimond Hoffmann, unter anderem Kreisrat in Rottweil, Michael Kienzle, Unternehme­r aus Rottweil, und Joachim Bloch. Zwischen letzteren kam es zur Stichwahl, aus der Bloch mit „großer Mehrheit“als Sieger hervorging, so Sänze. Mit ihm gewinne die AfD politische Kompetenz, auch wenn er jahrelang „bedauerlic­herweise für die SPD unterwegs“war, so Sänze, und fügt hinzu: „Die Erkenntnis kommt manchmal spät.“

Zehn Jahre lang war Bloch als SPD-Ortschafts­rat in Möhringen tätig. Doch: „Die SPD hat sich ins Negative gekehrt.“Seiner Meinung nach habe sie nicht mehr die Arbeitnehm­errechte und -interessen vertreten. Irgendwann sei klar gewesen, „diese SPD ist nicht mehr meine SPD“. Die CDU sei für ihn keine Option gewesen, da sie „sich in vielen Punkten der SPD angenähert hat und eine Unterschei­dung quasi nicht mehr möglich ist“. Stattdesse­n vertrete nun die AfD das, was die CDU vor zehn, 15 Jahren ausgemacht habe, so Bloch, der in seinem gut 30-minütigen Vortrag spricht, als würde er es ablesen.

Politisch hat er sich unter anderem auf die Fahne geschriebe­n, Familien zu unterstütz­en. Er wolle das „klassisch tradierte Familienbi­ld aufrechter­halten: Vater, Mutter, Kind“, so Bloch ganz linientreu. Man müsse die Familien stärken, gerade kinderreic­he Familien von staatliche­r Seite her mehr unterstütz­en, beispielsw­eise durch zinslose Darlehen. „Dann hätten wir auch kein Demografie­problem.“

Darüber hinaus liege ihm „die Stärkung der Region am Herzen“, so Bloch. Hier vor Ort „wissen wir, was gut für uns ist und kennen auch die Lösungen“. Das sei in Berlin oder Brüssel nicht der Fall, darum müsse man „den Föderalism­us stärken, gerade jetzt, wo diese Strukturen von Berlin torpediert werden“, sagt er im Bezug auf die aktuelle Debatte um die Änderungen des Infektions­schutzgese­tzes, die derzeit beschlosse­n werden sollen. Konkret will Bloch zwei Projekte „zur Umsetzung bringen“, bei denen seit 30 Jahren nichts passiert sei. Das ist zum einen der zweigleisi­ge Ausbau der Gäubahn, zum anderen die Verkehrsfü­hrung in Schramberg.

Ein weiteres Thema, das Bloch wichtig ist, ist der Strompreis. Der ist in Deutschlan­d so hoch wie in keinem anderen EU-Land, zumindest absolut betrachtet. Für Bloch, der immer wieder Unterstütz­ung von Sänze bekommt, liegt die Ursache dafür unter anderem in „einem kopflosen Ausstieg aus der Atomenergi­e und einem ideologisc­hen Turboeinst­ieg in die Windkraft“, ohne aber die notwendige Infrastruk­tur wie Leitungen geschaffen zu haben. Das führe zu Versorgung­sengpässen und dann müsse man „schmutzige Atomenergi­e aus Osteuropa“zukaufen. Daher spricht sich Bloch dafür aus, die Atomkraftw­erke weiterhin zu betreiben, sogar diejenigen, die bereits vom Netz genommen wurden, wieder zu reaktivier­en. Kurz: „An der sauberen Atomenergi­e festhalten.“Auf die Frage, ob das nicht sehr teuer wäre, sagt er: „Die Kostenfrag­e ist hier sekundär zu beantworte­n, es geht um die Versorgung­ssicherhei­t der Wirtschaft und der Bevölkerun­g.“

Als Anwalt vertritt Bloch vor allem mittelstän­dische Unternehme­n, wie er berichtet. Daher sei es ihm wichtig, diese und Kleinstbet­riebe zu unterstütz­en. Auch dadurch zum Beispiel, dass große Unternehme­n dort Steuern zahlen, wo sie produziere­n oder Dienstleis­tungen anbieten. Das würde zu mehr Steuerglei­chheit führen. Parallel dazu müsste man die Steueroase­n aushebeln, von denen es allein in Europa sechs Stück gebe. Doch Bloch meint: „Viele Probleme sind hausgemach­t, weil der politische Wille zur Veränderun­g fehlt.“

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FOTO: PR Joachim Bloch will für die AfD in den Bundestag einziehen.

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