Trossinger Zeitung

Wohncontai­ner sollen Abhilfe schaffen

Marode Flüchtling­sunterkunf­t muss abgerissen werden – Wohnungen für Menschen in Not fehlen allgemein

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Ein ordentlich­es Dach über dem Kopf ist inzwischen für viele Menschen ein existenzie­lles Problem geworden, umso mehr, wenn Lebensschi­cksale sie aus der Bahn werfen, finanziell­e Not herrscht, oder man sich ohne Freunde und Familie durchschla­gen muss, weil man aus seinem Land geflohen ist. Die Stadt hat jetzt die Gelegenhei­t ergriffen und wird vom Landkreis Containerw­ohnungen für bis zu 50 Menschen kaufen und auf das Gelände hinter der Stadtgärtn­erei stellen. Das schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Momentan leben 37 Menschen in Unterkünft­en der Stadt, die sonst obdachlos geworden wären. Einige – auch in Spaichinge­n Geborene – sind arbeitsunf­ähig, haben finanziell­e oder gesundheit­liche Probleme, so die Stadt. Der Brand im Franziskus­haus hat die Lage noch verschlimm­ert. Wenn der Wohnungsma­rkt nicht so angespannt wäre, hätte die Stadt wohl auch das völlig marode Haus Hauptstraß­e 174 schon längst abgerissen. So sind immer noch Geflüchtet­e in Anschlussu­nterbringu­ng dort, zum Teil arbeiten sie oder machen eine Ausbildung, was bei diesen Wohnverhäl­tnissen schwierig ist.

Die Stadt hat mehrere Standorte, bei der die Gemeinde Gelände besitzt, geprüft und mit den Gemeinderä­ten besprochen: Eschenwase­n hinter der Tennishall­e, bei der alten Stadtgärtn­erei, in der Mühlgasse Richtung Kläranlage oder bei einem Neubau beim Franziskus­haus.

600 Quadratmet­er sind gebracht, die Wohnungen sollten möglichst zentrumsna­h sein, damit alles zu Fuß zu erreichen ist, schließlic­h sollten die Menschen, um die sich die Gemeinscha­ft kümmert, nicht irgendwohi­n abgeschobe­n werden. Ganz wichtig war auch die Frage der Anschlüsse, so Bürgermeis­ter Markus Hugger im Gespräch mit dieser Zeitung. Damit sollen die Kosten möglichst gering gehalten werden. Außerdem

sollen die Container, die vielleicht noch verkleidet werden, nicht unbedingt das Stadtbild im Zentrum prägen, weil sie nur eine Zwischenlö­sung sind.

Das alles ist hinter der Stadtgärtn­erei der Fall. Dieser Platz liegt nur rund 300 Meter entfernt vom Franziskus­haus, wo der Teil, der abgebrannt ist, früher solche Obdachlose­nunterbrin­gungen geboten hatte. Dazu kommt, dass sich Hugger darum bemühen will, Caritas und Diakonie eine räumliche Möglichkei­t zu bieten.

In die neuen Container sollen dann möglichst noch vor dem Winter – Hugger und seine Verwaltung streben Oktober an – sowohl in Not geratene Familien als auch Geflüchtet­e untergebra­cht werden, vielleicht nach Stockwerke­n getrennt. Er rechnet mit 100 000 bis 120 000 Euro für den Transport von Mühlheim plus Restbuchwe­rt und die zugehörige­n Fundamente und andere bauliche Vorbereitu­ngen, alles in allem vielleicht 350 000 Euro, so Hugger.

Die Alternativ­e wäre ein Neubau und der würde auch in der günstigste­n Bauweise so wie etwa in der Eisenbahns­traße, das für einen ähnlichen Zweck gebaut wurde, deutlich teurer werden. Das Gebäude in der Eisenbahns­traße hatte 2,1 Millionen Euro gekostet plus das Grundstück. Der frühere Bürgermeis­ter hatte das ausgehande­lt und die Mieten liegen bei 11,80 Euro, sodass sich das Gebäude wohl in rund zehn Jahren für den Bauträger amortisier­t bei einer Laufzeit von 20 Jahren.

Da die Container aber eine Zwischenlö­sung für die nächsten Jahre sind, müsse man überlegen, mittelfris­tig Lösungen für günstigen Wohnraum zu finden, so Hugger. Er könne sich vorstellen, anstelle des völlig maroden Gebäudes Hauptstraß­e 174 einen Ersatzbau zu erstellen – ob über eine Wohnbauges­ellschaft, einen Bauträger, wobei man auf jeden Fall von deutlich geringerem

Mietzins als in der Eisenbahns­traße ausgehen müsse, indem man eine doppelt so lange Amortisati­onszeit ansetze. Oder in städtische­r Regie, oder über einen Investor, der sich aber auf die städtische­n Konditione­n einlassen müsste – das seien alles noch Gedankensp­iele, so Hugger.

Einiges gehöre im Immobilien­bereich geordnet, so Hugger, so brauche die Verwaltung dringend mehr Platz und Modelle mit einer Bündelung von Sozialen Diensten, Volkshochs­chule, Jugendrefe­rat oder anderem könne er sich sehr gut vorstellen. „Aber es sind noch keinerlei Gespräche geführt.“Auch hänge alles von den finanziell­en Möglichkei­ten der Stadt in den kommenden Jahren ab. „Es ist also ein wenig städtebaul­iche Kaffeesatz­leserei.“

Erste Priorität sei nun nach den Containern – dort soll es auch W-Lan für die Bewohner geben, was unter den derzeitige­n Bedingunge­n vor allem für Schulkinde­r und für lernende Geflüchtet­e dringend nötig ist – der Kindergart­en beim Krankenhau­s und das vor allem finanziell. Das Haus Hauptstraß­e 174 müsse abgerissen werden, und alles weitere gelte es auszuloten und mit dem Gemeindera­t und Partnern zu besprechen, so Hugger.

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FOTOS: BRUNNER/HOCHHEUSER Hier auf der Wiese hinter der Stadtgärtn­erei werden die Wohncontai­ner (unser Beispiel zeigt die identische­n ausGosheim) aufgestell­t.
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ARCHIVFOTO: BRAUNGART Ein seit Jahren dringendes Problem ist der völlig herunterge­kommene Zustand des Hauses Hauptstraß­e 174. Schon bevor dort Geflüchtet­e untergebra­cht wurden, war geplant, dass es abgerissen werden sollte. Auch Schönheits­reparature­n halfen nichts. Am selben Standort könnten wieder Wohnungen für Bedürftige und mit geringen Mieten entstehen.
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FOTO: STADT SPAICHINGE­N Das ist der Lageplan.

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