Trossinger Zeitung

Mit Theaterpäd­agogik und Sprachspie­len gegen Lern-Lücken

Schüler durch Corona abgehängt: Bürgerstif­tung will Sprachförd­erung weiter vorantreib­en

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TUTTLINGEN (pm) - Vor allem schwächere Schüler haben unter den Schulschli­eßungen in Corona-Zeiten zu leiden. Aus diesem Grund hat die Tuttlinger Bürgerstif­tung ein Sonderprog­ramm zur Sprachförd­erung an Schulen ausgeschri­eben. Mittlerwei­le sind die ersten Projekte angelaufen.

Monika Kirschnick, Rektorin der Schillersc­hule in Tuttlingen, findet klare Worte für das Problem: „Wir laufen Gefahr, den Draht zu denen zu verlieren, die ohnehin schwer erreichbar sind.“Zwar würden ihre Kollegen alles tun, um die Kontakte zu halten, aber nach über einem Jahr Pandemie spürt die Rektorin die Folgen der Schulschli­eßungen: Schüler, die sich ohnehin schon schwertate­n, fallen immer weiter ab – vor allem im Sprachbere­ich. „Dieses Problem wird sich Jahr für Jahr fortsetzen“, sagt sie.

Soweit es geht, füllt die Schillersc­hule die Lücken auf. Unterstütz­t wird sie dabei auch von der Tuttlinger Bürgerstif­tung. Sie hatte Ende letzten Jahres ein Sonderprog­ramm für die Tuttlinger Grund-, Werkreal-, Gemeinscha­fts- und Förderschu­len aufgelegt, um genau auf diese Situation reagieren zu können. Dabei entwickelt­en die Schulen jeweils eigene Konzepte.

Die Schillersc­hule zum Beispiel hat zwei Studentinn­en der PH Weingarten engagiert, die sich gezielt um einzelne Schüler kümmern. Ergänzend zur regulären Sprachförd­erung unterricht­en sie in Kleinstgru­ppen diejenigen, die es am nötigsten haben. „Wir haben hier Kinder zwischen elf und 14 Jahren – die meisten von ihnen sind erst seit kurzem in Deutschlan­d“, berichtet Kirschnick. Von dem Programm profitiere­n übrigens auch die Studentinn­en, die parallel zum Studium Lehrerfahr­ungen sammeln können. „Das ist eine echte Win-Win-Situation.“

Speziell an Erstklässl­er richtet sich das Programm, das die AntonBraun-Schule in Möhringen erarbeitet hat. Vor allem bei den Jüngsten hat das Homeschool­ing negative Spuren hinterlass­en. „Vielen fehlen wichtige Wörter, die sie in diesem Alter kennen sollten“, berichtet Rektorin Kathrin Körrenz. Aus diesem Grund erhalten die Erstklässl­er jetzt eine Extraförde­rung – immer dann, wenn gerade Präsenzunt­erricht möglich ist. Unterricht­et werden sie dabei von Lehrkräfte­n, die sonst Schwimm- oder Sportunter­richt gegeben hätten. Und mit dem Zuschuss der Bürgerstif­tung wurden spezielle Lernmateri­alien angeschaff­t, mit denen man spielerisc­h den Sprachscha­tz anreichern kann.

Für einen ganz anderen Weg hat sich die Wilhelmsch­ule entschloss­en: „Wir haben einen hohen Anteil an Schülern mit Migrations­hintergrun­d – und je länger der Lockdown geht, desto länger sind viele in einem Umfeld, in dem ausschließ­lich in der Mutterspra­che gesprochen wird“, berichtet Rektorin Heike Schoppe. Um die Vertrauthe­it mit der deutschen Sprache zu stärken, setzt Schoppe auf einen künstleris­chen Ansatz: Sie hat den Mühlheimer Theaterpäd­agogen Martin Bachmann engagiert, der in mehreren Doppelstun­den pro Woche mit den Kindern Theaterstü­cke einstudier­t. „Die Kinder werden so auf spielerisc­he Weise mit der Sprache vertraut – und wenn eines Tages wieder Aufführung­en möglich sind, haben sie ein besonderes Erfolgserl­ebnis.“

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FOTO:STADT TUTTLINGEN Mit Theaterpäd­agogik gegen Sprachdefi­zite: Auch das Projekt von Martin Bachmann an der Wilhelmsch­ule wird von der Bürgerstif­tung finanziert.

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