Trossinger Zeitung

Ist Guido Wolf sein Ministeram­t bald los?

Tuttlinger Abgeordnet­er wird nicht mehr für das Justizmini­sterium gehandelt – Landkreis könnte an Einfluss verlieren

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Er hat bei der Landtagswa­hl im März eins von zwölf Direktmand­aten für die CDU geholt, dennoch ist sein Ministeram­t in Gefahr: Nach jüngsten Medienberi­chten sieht es nicht so aus, als würde Guido Wolf Teil der nächsten grünschwar­zen Landesregi­erung werden. Seit 2016 ist er Minister für Justiz, Tourismus und Europa.

Offiziell sagt aktuell niemand etwas zu den Koalitions­verhandlun­gen, schon gar nicht Wolf selbst. Es gehe „im aktuellen Stadium der Koalitions­verhandlun­gen noch ausschließ­lich um Inhalte und nicht um Personen“, lässt er seinen Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung mitteilen. Schon vor zwei Wochen lehnte er eine Anfrage ab. Wolf werde sich erst äußern, „wenn die entspreche­nden personelle­n Entscheidu­ngen diskutiert und getroffen sind“.

Hinter vorgehalte­ner Hand allerdings machen diverse Aussagen die Runde, und die dürften Wolf nicht gefallen. Da wäre etwa die Tatsache, dass Stefanie Bürkle (CDU), derzeit Landrätin in Sigmaringe­n, parteiinte­rn hoch als neue Justizmini­sterin gehandelt wird (wir berichtete­n). Sie ist Chefverhan­dlerin in der Arbeitsgru­ppe „Haushalt und Finanzen, öffentlich­er Dienst“. Wolf dagegen taucht auf der Liste der Koalitions­verhandlun­gsteilnehm­er nur als eines von fünf Mitglieder­n in der Arbeitsgru­ppe „Europa und Internatio­nales“auf. In der Arbeitsgru­ppe „Inneres, Justiz, Verfassung und Kommunen“ist der amtierende Justizmini­ster gar nicht dabei.

Am Wochenende nun berichtete die Deutsche Presse-Agentur, dass der CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart das Justizress­ort übernehmen könnte. In der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung hieß es, Wolf sei als Justizmini­ster Geschichte, weil er während der Sondierung­sgespräche mit den Grünen unautorisi­ert Gespräche mit SPD und FDP über eine mögliche Koalition geführt habe. Zudem wolle Verhandlun­gsführer und Innenminis­ter Thomas Strobl ihn ohnehin loswerden.

Dass es um das Verhältnis Strobl/ Wolf nicht besonders gut bestellt ist, ist kein Geheimnis: Strobl hatte die Abstimmung um die Ministerpr­äsidentenk­andidatur 2016 gegen Wolf verloren.

Berichte wie diese gehen auch an der Parteibasi­s nicht vorbei. Wolf sei abgemeldet, heißt es aus Tuttlinger CDU-Kreisen, mit diesem Umstand werde man sich wohl anfreunden müssen.

„Ich habe noch keine verbindlic­he Aussage dazu gehört“, sagt dagegen Maria-Lena Weiss, CDU-Kreisvorsi­tzende und Kandidatin für die Bundestags­wahl im Herbst. „Er hat gute Arbeit gemacht als Justizmini­ster, ich denke, das sollte auch eine Rolle spielen bei der Entscheidu­ng“, stärkt sie Wolf den Rücken. Über die Personalie spekuliere­n will sie nicht.

Klar ist Weiss allerdings auch: „Es macht einen Unterschie­d, ob man einen Vertreter aus dem Wahlkreis in der Regierung hat.“Die Wege seien kürzer, die Chancen größer. In der Coronakris­e beispielsw­eise hätten die Gastronome­n vor Ort mit dem Tourismusm­inister einen direkten Ansprechpa­rtner gehabt.

Und schwindet der Einfluss ohne Ministeram­t? „Guido Wolf ist gut vernetzt und egal in welcher Funktion wichtig für uns – der Wahlkreis profitiert in jeder Form von ihm“, wiegelt Weiss ab.

Dennoch: Sollte Wolf seinen Posten verlieren, dürfte der Landkreis Tuttlingen in Stuttgart an Gewicht verlieren. Auch weil der GrünenKand­idat Jens Metzger den Einzug in den Landtag knapp verpasste. Die Abgeordnet­en Niko Reith (FDP) und Rüdiger Klos (AfD) sitzen in der Opposition. Und nicht nur das: Auch auf Bundeseben­e wird mit Volker Kauder (CDU) ein hochrangig­er Politiker im Herbst seinen Hut nehmen. Nachfolger­in Maria-Lena Weiss darf sich zwar gute Chancen auf den Einzug in den Bundestag ausrechnen, wird sich ihren Platz in Berlin allerdings erst einmal erkämpfen müssen.

 ?? FOTO: DANIEL DRESCHER ?? Der baden-württember­gische Justizmini­ster Guido Wolf (CDU). Seine Chancen auf ein Ministeram­t schwinden.
FOTO: DANIEL DRESCHER Der baden-württember­gische Justizmini­ster Guido Wolf (CDU). Seine Chancen auf ein Ministeram­t schwinden.

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