Geplanter Baarweg-Ausbau sorgt weiterhin für Unmut
Gemeinderat beschließt Entwässerung Richtung Kreuzäckerstraße - Anwohner sind verärgert
TROSSINGEN-SCHURA (ls) - Der Gemeinderat hat am Montagabend eine Entscheidung über den Ausbau des Baarwegs in Schura getroffen. Auch nach dem jüngsten Aufschub gab es keine Einigung mit Anwohnern wegen der Abwasserleitungen. Deshalb soll die Straße nun doch angehoben werden, um einen Anschluss an den Kanal in der Kreuzäckerstraße zu ermöglichen. Damit sind nicht alle glücklich.
Der Baarweg soll auf Wunsch des Ortschaftsrats östlich von der Kreuzäckerstraße auf einer Länge von 90 Metern ausgebaut werden. Dadurch können vier oder fünf mögliche Baugrundstücke innerorts erschlossen werden. In der Gemeinderatssitzung Mitte März hatte der Rat das Thema Baarweg nochmals vertagt, um die Planungen zunächst bei der Anwohnerversammlung vorzustellen und eventuell doch eine andere Lösung zu finden, als die Straße an der angedachten Wendeplatte rund einen Meter anzuheben. Dies würde es nämlich den angrenzenden Anwohnern unmöglich machen, die Straße mitzunutzen. „Wir können niemanden zwingen, einen Kanal über sein Grundstück zu legen. Also sind wir wieder beim ursprünglichen Plan“, so Ortsvorsteher Wolfgang Schoch.
Dass es in Sachen Baarweg wohl keine Chance gibt, alle zufriedenzustellen, wurde schon in der Bürgerfrageviertelstunde deutlich. Da war nämlich die Besitzerin eines der angrenzenden Grundstücke erschienen, um ihrem Unmut Luft zu machen: Nach der Anwohnerversammlung hatte sie sich nochmals mit der Stadtverwaltung zusammengesetzt, um zu diskutieren, ob der Kanal nicht doch über ihr Grundstück verlegt werden könnte. Damit wäre eine Anbindung an den Kanal in der Trossinger Straße möglich gewesen und die Straße hätte nicht angehoben werden müssen.
Zunächst, erzählte sie, schien es, als würden dadurch die Erschließungskosten geringer, die Anwohner für den Ausbau bezahlen müssen. „Aber dann hieß es plötzlich, es wird sogar teurer!“Sie sieht ihre Familie als große Verlierer des Baarweg-Ausbaus. „Ich habe das Gefühl, wir alten Schuremer werden als Dorftrottel hingestellt und dem auswärtigen Bauherrn wird der rote Teppich ausgerollt“, stellte sie fest. Dessen Bauinteresse hatte den Ortschaftsrat 2018 dazu veranlasst, die Erschließung zu beschließen.
Vor allem Willi Link (FDP), der auch im Ortschaftsrat sitzt, ärgerte die Situation. Er hatte im März den Aufschub beantragt - und betonte auch am Montag: „Wären Stadt und Anwohner finanziell zusammengekommen, hätte sich bestimmt eine anständige Lösung gefunden. Es hätte doch möglich sein müssen, die Anwohner zu entschädigen?“In einer ebenen Straße sieht er Vorteile für alle Beteiligten. Er plädierte für einen weiteren Aufschub der Entscheidung. Während Schoch zuvor gehofft hatte, bald mit dem Ausbau starten zu können („Wir wollen ein verlässlicher Partner sein.“), war Link sicher, dass der auswärtige Bauherr nochmals warten würde.
Stadtkämmerer Axel Henninger war allerdings ohnehin nicht begeistert von einem Abwasserkanal auf Privatgrundstück anstatt Richtung Kreuzäckerstraße. Denn diese Variante würde die Stadt 13 000 Euro mehr kosten - schließlich müsste sie dann die Anwohner für das Leitungsrecht bezahlen. „Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht“, sagte er und empfahl, auf stadteigenem Grundstück Richtung Kreuzäckerstraße zu entwässern.
Diesem ursprünglichen Plan schloss sich auch der Gemeinderat an. Nachdem Willi Links Antrag auf Aufschub bei acht Ja-Stimmen keine Mehrheit fand, stimmte der Gemeinderat der Anhebung der Straße für eine Kanalanbindung an die Kreuzäckerstraße zu.
Für Bürgermeisterin Susanne Irion stand jedenfalls fest, dass der Fall Baarweg dem Gemeinderat eine Mahnung sein sollte, ausgewiesene Baugebiete künftig zeitnah zu erschließen - und nicht erst rund 60 Jahre später. Der gültige Bebauungsplan für den Baarweg existiert seit 1963.