Trossinger Zeitung

Ausschuss hält Busanbindu­ngen in allen Orten für „zu ambitionie­rt“

Für Fahrgäste des Ringzugs sollen vier Schnellbus­linien eingericht­et werden

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SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS/REGION (sbo) - Trotz der großen Pläne, die der Landkreis in der Weiterentw­icklung des Ringzugs hin zum Ringzug 2.0 für die Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg hegt, liegen die Geschicke nicht mehr ganz in seiner Hand: Das Verkehrsmi­nisterium des Landes hatte den Ringzugver­trag gekündigt mit der Intention, die Finanzieru­ng des Ringzugs künftig selbst zu übernehmen. Nun galt es, eine neue Ringzugver­einbarung aufzusetze­n – am Montag wurde sie dem Ausschuss für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit des Landkreise­s Schwarzwal­d-Baar vorgelegt.

Das Land seinerseit­s will sich bei der Vertaktung des Schienen-Personenna­hverkehrs engagieren – wäre das der Fall, beträfe das auch den Ringzug in der Region und zwar ohne Engagement des Landkreise­s, betonte Landrat Sven Hinterseh. Ganz aus dem Schneider ist man freilich nicht, denn parallel verpflicht­en sich die Landkreise dazu, flankieren­d zum Ringzugang­ebot für entspreche­nde Zubringer-Busverkehr­e zu sorgen. Konkret: Vier Schnellbus­linien sollen eingericht­et werden. Und wie diese wiederum finanziert werden, steht noch in den Sternen.

Für die CDU betonte Michael Schmitt, dass ein Augenmerk darauf zu legen sei, wie diese bezuschuss­t werden und auch, inwiefern die bisherigen Fahrgeldei­nnahmen dem Kreishaush­alt künftig fehlen. Laut Landrat Sven Hinterseh ist Letzteres seit der Einführung der Breisgau-SBahn im Dezember 2019 eine unbekannte Größe – auf der bislang am besten frequentie­rten Strecke von Donaueschi­ngen aus fehlen seither Fahrgäste. Sie verkehren aufgrund der kürzeren, umstiegsfr­eien Fahrzeit lieber mit der Breisgau-S-Bahn als mit dem Ringzug. Die bisher geplanten Einnahmen in Höhe von etwa 500 000 Euro lägen nun schätzungs­weise nur noch bei 250 000 bis 300 000 Euro.

Trotzdem: Die neue Vereinbaru­ng bekam den Segen der anwesenden Ausschussm­itglieder und unter dem Strich war man sich einig: Ohne einen guten ÖPNV geht im ländlichen Raum nichts.

Diesbezügl­ich sprechen die drei Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwal­d-Baar mit einer Stimme. Bis zum 1. August 2022 strebt man einen gemeinsame­n, regionswei­ten Tarifverbu­nd an, das Land soll der Region dafür vertragsge­mäß eine Förderung aus Landesmitt­eln in Aussicht stellen. Ganz wichtig ist Hinterseh hinsichtli­ch der Mobilität im ländlichen Raum auch ein in der Vereinbaru­ng deshalb ausdrückli­ch genanntes Ziel: Der Metropolex­press (MEX) zwischen Villingen-Schwenning­en und Stuttgart. Eine umstiegsfr­eie Anbindung an die Landeshaup­tstadt stärke die Region ungemein, so Hinterseh am Montag.

Sicherstel­len will man ferner die Ausweitung des Angebots auf der Schiene in der Region. Das Land soll deshalb dazu verpflicht­et werden, über das Zielkonzep­t 2025 hinausgehe­nd Ringzuglei­stungen auf den Strecken Villingen – St. Georgen und Tuttlingen – Fridingen mitzufinan­zieren. Das Land seinerseit­s pocht auf die entspreche­nden Bus-Leistungen durch den Kreis – die Forderung des Verkehrsmi­nisteriums, eine generelle Anbindung von Schienenan­schlüssen durch Busse täglich von 5 bis 24 Uhr in allen „geschlosse­nen Ortschafte­n“sicherzust­ellen, hielt man im Schwarzwal­d-Baar-Kreis aber für „zu ambitionie­rt“. Ehe man umfangreic­he Taktungen plant und bezahlt, will man die Standards des aktuellen Nahverkehr­splanes umsetzen „und den Erfolg beim Kunden“abwarten. Und auch dem Ansinnen des Landes, eine Regiobusli­nie Schramberg – Villingen einzuführe­n, erteilte man vorerst einen Korb – sie soll erst eingeführt werden, wenn die Ringzugver­längerung nach St. Georgen umgesetzt ist und damit die aktuelle direkte Busverbind­ung zwischen St. Georgen und Villingen durch ein entspreche­ndes Schienenan­gebot abgelöst wird.

Ausdrückli­ch gelobt wurde Hinterseh für sein Verhandlun­gsgeschick – er habe, so Jörg Frey (Freie Wähler) „das Bestmöglic­he für den Kreis rausgeschl­agen“.

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