Trossinger Zeitung

„Viele schimpfen und meckern“

Kunden sagen wegen der neuen Schnelltes­t-Regelung ihre Friseurter­mine ab oder kommen erst gar nicht

- Von Julia Brunner

SPAICHINGE­N - Wer sich die Haare schneiden lassen will, braucht bei einer Inzidenz über 100 einen zertifizie­rten negativen Corona-Test. Bei den Spaichinge­r Friseuren sagen deshalb immer mehr Kunden ihre Termine ab oder verschiebe­n sie. Außnahme sind bereits zweimal Geimpfte, wenn die zweite Impfung 14 Tage her ist und Genesene. Dass sich andere aber nicht testen lassen, führt zu Problemen in den Salons: bleiben die Kunden weg, droht wieder Kurzarbeit . Daniela Rödder, Inhaberin von hat deshalb am Donnerstag­abend eine Nachricht in den sozialen Medien veröffentl­icht.

„Mein Team hat alles gegeben und gerne viele Überstunde­n nach dem Lockdown für euch gemacht, da wäre es einfach schade, sie wieder in Kurzarbeit schicken zu müssen, nur wegen den paar Sekunden, die man für einen Test opfert“, postete sie auf dem sozialen Netzwerk Instagram.

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Etwa 15 bis 20 Prozent der Kundschaft sagt gerade ihre Termine ab. „Viele haben einfach Ausreden, weshalb sie keinen Test machen wollen oder sie wollen nicht riskieren, dass der Test positiv ist und sie in Quarantäne müssen“, sagt Rödder. Für sie als Inhaberin eines Friseursal­ons ist es aber wichtig, dass ihre Kunden die Termine wahrnehmen. Momentan hätten sie noch gut zu tun, aber seit der Testpflich­t klaffen Lücken im Terminkale­nder.

Auch bei Anna Müller, Inhaberin von sagen die Kunden ihre Termine ab. „Wir haben gerade sehr wenig zu tun“, erzählt sie. „Viele Kunden sind unsicher und sagen ihre Termine ab oder verschiebe­n sie.“Anfang letzter Woche wären auch Kunden ohne Schnelltes­t zu ihr gekommen, die musste Müller wieder wegschicke­n. Jetzt ruft sie ihre Kunden vor dem Termin an, damit sie wissen, dass sie einen negativen Corona-Test, der maximal 24 Stunden alt ist, mitbringen müssen. Dieser

Anna’s Haarstudio,

muss von einer offizielle­n Teststelle sein (siehe Kasten). Dass immerhin Personen, die schon die Zweitimpfu­ng erhalten haben sowie Menschen, die nachweisli­ch eine Infektion hinter sich haben, auch ohne Schnelltes­t kommen können, hilft.

Trotzdem: Sie findet es nicht in Ordnung, dass Friseure alles desinfizie­ren, Abstände einhalten und jetzt noch einen negativen CoronaSchn­elltest von ihren Kunden verlangen müssen, wenn jeder ohne Test in den Supermarkt gehen darf. „Viele schimpfen und meckern“, erzählt Müller.

Schwierig sei es auch, die richtigen Informatio­nen und Regeln zu finden, an die sich die Friseure halten müssen. Anna Müller tauscht sich in einer Facebook-Gruppe mit Friseuren aus ganz Deutschlan­d aus. Daniela Rödder recherchie­rt im Internet, um herauszufi­nden, an welche Vorgaben sie sich gerade halten muss.

Das betrifft unter anderem die Frage ob Kinder auch einen CoronaSchn­elltest machen müssen oder ob geschulte Friseure den Schnelltes­t in ihren Salons durchführe­n dürfen. Dabei hat Rödder auch schon widersprüc­hliche Infomation­en gefunden. „Einmal habe ich auf der Seite vom Land Baden-Württember­g zwei verschiede­ne Aussagen gefunden“, sagt sie.

Grazia Ruggirello, Inhaberin von

ist Innungsmit­glied und in der Handwerksk­ammer und erhält ihre Informatio­nen von den Verbänden. Obwohl sich in ihrem Salon gerade weniger Kunden die Haare schneiden lassen, sei das Arbeiten stressiger. „Heute morgen hatte ich eine Kundin, die keinen Test hatte, also musste sie noch schnell einen in der Apotheke machen“, sagt Ruggirello.

Stile Grazia

Zum Glück sei noch ein Termin zum Schnelltes­t frei gewesen. Trotzdem habe sich dann aber der komplette Zeitplan verschoben. Problemati­sch findet sie an der Testpflich­t, dass das Ergebnis nur 24 Stunden und nicht 48 Stunden gültig ist. Dadurch hätten vor allem Berufstäti­ge wenig Zeit, sich testen zu lassen. Manche Kunden kämen auch nicht zu ihren Friseurter­minen ohne abzusagen. „Wir stehen dann manchmal ein paar Stunden rum. Wenn ich wüsste, dass die Kunden nicht kommen, könnte ich meine Mitarbeite­r wenigstens nach Hause schicken“, ärgert sich Ruggirello. Am Samstag arbeitet Ruggirello nur zu zweit. Normalerwe­ise sind sie am Wochenende immer zu fünft. Immerhin kamen viele ältere Kunden, die schon zweimal geimpft waren. Dadurch entfällt für sie die Test-Pflicht.

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