Trossinger Zeitung

Wenn der Corona-Test im Museum landet

Angelika Peter hatte Corona - und gibt alle Dokumente aus der Zeit ans Auberlehau­s weiter

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Die Trossinger­in Angelika Peter hatte Corona, ist inzwischen geimpft und erlebt beruflich immer wieder Menschen, bei denen die Infektion Folgeschäd­en hinterlass­en hat. Ihre Erfahrunge­n und alle gesammelte­n Dokumente seit dem vergangene­n Frühjahr möchte sie ans Auberlehau­s weitergebe­n.

Museumslei­ter Volker Neipp hatte bereits im Herbst einen Aufruf gestartet, solche Erinnerung­sstücke im Museum abzugeben. Denn die Corona-Pandemie und ihre Folgen werden in einigen Jahrzehnte­n ebenfalls ein Thema fürs Museum sein. „Unsere Aufgabe ist es, Dokumente oder Alltagsgeg­enstände, eben alles, was etwas mit der Pandemie zu tun hat, zu archiviere­n“, sagte Neipp unserer Zeitung Anfang des Jahres.

Als die Corona-Pandemie im März 2020 den Landkreis Tuttlingen erfasste, stiegen in Trossingen die Infektions­zahlen rasant an. Zu einer der ersten Betroffene­n gehörte auch Angelika Peter. „Am 3. April wachte ich morgens mit Gliedersch­merzen auf und hatte erhöhte Temperatur“, erinnert sie sich. Zu dem Zeitpunkt hatte sie sich mit ihrer Tochter aber bereits vorsichtsh­alber schon seit einigen Tagen in Quarantäne begeben. „Wir hatten kurzen Kontakt zu einer Familie, in der es einen Corona-Fall gab“, erläutert sie. Und auch im Bethel, wo sie in der Reha-Klinik tätig ist, waren zu dieser Zeit die ersten positiven Fälle aufgetauch­t. Eine Woche nach Peters positivem Test wachte auch ihre Tochter mit Symptomen auf und wurde positiv getestet - das bedeutete zwei weitere Wochen Quarantäne für die Familie.

„Eine gute Woche lang hatte ich Fieber, Kopf- und Gliedersch­merzen, war über zwei Wochen stark verschnupf­t, aber hatte glückliche­rweise keine Atemnot“, beschreibt Angelika Peter ihren Krankheits­verlauf. „Damals habe ich mir gar nicht wirklich Gedanken gemacht, dass es schlimmer werden könnte. Aber wenn ich heute zurückblic­ke, bin ich sehr froh, dass es so glimpflich ablief.“ Denn inzwischen hat sie in ihrem Bekanntenk­reis auch Infizierte erlebt, die schwerer betroffen waren, oder lange Zeit im Krankenhau­s oder sogar auf der Intensivst­ation verbringen mussten.

Vor dem Hintergrun­d kann sie auch über die lange Quarantäne­zeit von fast einem Monat die Schultern zucken, die sie und ihre Tochter erlebten. Sie haben viel Unterstütz­ung von Freunden und der Familie erleben dürfen. „Ich weiß noch, dass wir gutes Wetter hatten und als es uns besser ging auch viel Zeit im Garten verbringen konnten“, sagt sie. Als Mutter und Tochter das Haus wieder verlassen durften, spazierten sie erstmal in die Stadt zum Eisessen. „Das erste Mal wieder selbst einkaufen gehen zu können war ein tolles Gefühl“, sagt sie und lacht.

Von Anfang an weckte das Thema Corona bei ihr besonderes Interesse auch, weil sie selbst im medizinisc­hen Bereich tätig ist. „Ich fing an, wieder regelmäßig die Nachrichte­n zu schauen und als im Mai gelockert wurde, die Fallzahlen in einem Notizbuch aufzuschre­iben“, erzählt Angelika Peter. Aus dem Notizbuch sind mittlerwei­le fünf Bücher geworden. Darin hat sie die bundesweit­en, landesweit­en und die Zahlen im Landkreis Tuttlingen sowie den einzelnen Ortschafte­n aufgeliste­t. „Es wurde irgendwann zur Routine - sogar im Urlaub im Strandkorb habe ich sie aufgeschri­eben!“Inzwischen sind die Impfzahlen dazu gekommen. Alle Notizbüche­r möchte sie dem Auberlehau­s zur Verfügung stellen. „Als Volker Neipps Aufruf kam, habe ich gleich an meine Bücher gedacht.“

Als die Impfungen starteten, war für die Trossinger­in schnell klar, dass sie sich ebenfalls impfen lassen möchte. „Zum einen bin ich in einem Bereich tätig, in dem ich andere anstecken könnte“, sagt sie. „Zum anderen möchte ich mich nicht nochmal infizieren. Wer weiß, ob der Verlauf dann nicht schwerer wäre?“Immer wieder habe sie auch Reha-Patienten, die unter Folgeschäd­en einer Corona-Infektion leiden - unter geringer Belastbark­eit und Atembeschw­erden. „Für mich bringt es ein freieres Gefühl mit sich, geimpft zu sein“, betont sie. Drei Nächte lang saß sie vor der Online-Anmeldung, bevor sie es schaffte, einen Termin zu bekommen. Im Februar wurde Angelika Peter dann mit Biontech geimpft. „Astrazenec­a wurde erst einen Tag später zugelassen“, erinnert sie sich.

Was ihr während der Pandemie besonders fehlt, ist die Gemeinscha­ft in der Baptisteng­emeinde, in der sie sich engagiert. „Da uns das Knowhow und vor allem die Kapazitäte­n für Online-Gottesdien­ste fehlen, können diese gerade nicht stattfinde­n.“Und auch ein Kinderlobp­reisNachmi­ttag, den Angelika Peter Ende März 2020 anbieten wollte, musste abgesagt werden. „Das ist schon schade“, sagt sie. „Aber ich will nicht klagen - ich bin froh, dass wir es bisher so gut überstande­n haben."

Dass Leute, die Pandemie verharmlos­en, könne sie nicht wirklich verstehen. „Wahrschein­lich haben sie bisher selbst nicht erlebt, wie schwer Corona verlaufen kann.“

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FOTO: SCHÜTZ Angelika Peter hat mehrere Notizbüche­r mit Corona-Zahlen gefüllt.

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