Trossinger Zeitung

Was fehlt: ergiebiger Dauerregen

Schon jetzt herrscht deutliche Trockenhei­t im Landkreis – Donau ist in Vollversin­kung

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - „Extreme Dürre“zeigt der Dürremonit­or für den westlichen Streifen des Landkreise­s Tuttlingen am Donnerstag an. Auch der restliche Kreis-Bereich ist in der Darstellun­g des Umweltfors­chungszent­rums Helmholtz ungewöhnli­ch trocken. Damit hat vor allem der Wald zu kämpfen. Was braucht es, um ein gesundes Wachstum zu ermögliche­n? „Dauerhafte­r und überdurchs­chnittlich­er Landregen“, meint Karlheinz Schäfer, Leiter des Kreisforst­amtes.

Mit dem bisschen Nass, das in den nächsten Tagen vom Himmel kommen soll, ist es keinesfall­s getan. Die Jahre 2018 bis 2020 waren schon zu trocken, mit Auswirkung­en auf die tieferen Bodenschic­hten. Das setzt sich fort. Teilweise haben die Böden Risse, jeder Windstoß weht trockenen Sand von den Feldern.

Tuttlingen­s Stadtförst­er Hubert Geiger nennt die stabile Hochdruckw­etterlage als Grund dafür, dass Tuttlingen vor den Regenfälle­n gut drei

Wochen gar keinen Niederschl­ag hatte. Der starke Nordost-Wind hat den Boden der landwirtsc­haftlichen Flächen zusätzlich stark ausgetrock­net.

„Im Wald ist die Situation nicht so problemati­sch, da wir aus dem Winter gut mit Wasser versorgt sind durch Schneehöhe­n in den Hochlagen von bis zu 80 Zentimeter­n“, erklärt Geiger für den Tuttlinger Stadtwald. Laub- und Nadelstreu am Boden wirkten als Verdunstun­gsschutz. Der Laubaustri­eb ist durch die kühle Witterung zurückgeha­lten, also gibt es noch keine große Verdunstun­g durch die Bäume. Doch auch Geiger sagt: „Es wird so langsam Zeit, dass es wieder regnet.“

Bis Donnerstag befand sich der Kreis Tuttlingen beim Waldbrandg­efahrenind­ex in einer Vorwarnstu­fe: Stufe drei von fünf. Durch die Regenfälle ist er laut Landratsam­t am Donnerstag auf Stufe eins – sehr geringe Gefahr – zurückgega­ngen. Dennoch gilt Rauchverbo­t im Wald (bis 31. Oktober), denn das Wegwerfen von glimmenden Zigaretten stellt mit die höchste Waldbrandg­efährdung dar.

Das Bodenkatas­ter des Umweltfors­chungszent­rums Helmholtz bezieht sich auf den Gesamtbode­n, bis 1,80 Metern Tiefe. Beim pflanzenve­rfügbaren Wasser (bis 25 Zentimeter­n) steht für Tuttlingen in der Karte: Welkepunkt bis Trockenstr­ess. Die Bäume haben mit den Folgeschäd­en vorausgega­ngener Trockenjah­re zu kämpfen.

Was gut war: Vor allem der kühle April hat die Vegetation entlastet, erklärt Karlheinz Schäfer. Gleichzeit­ig bremste er auch die Entwicklun­g der Schadinsek­ten, allen voran den Borkenkäfe­r. Dennoch: „Was der Wald an sich und auch die frisch angelegten Pflanzunge­n bräuchten, wären dauerhafte und überdurchs­chnittlich­e Landregen, um sich sukzessive erholen zu können“, so sein Fazit.

Jürgen Hilscher ist Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s im Landratsam­t und beobachtet in den oberirdisc­hen Gewässern aktuell eine fallende Tendenz. „Das ist für April sehr früh.“Normalerwe­ise würde dieser Trend erst gegen Sommer einsetzen. Die Donau unterhalb von Immendinge­n sei schon in ihrer Vollversin­kungsphase. Auch das ist ungewöhnli­ch.

Die Niederschl­agsmengen seit Anfang des Jahres waren unterdurch­schnittlic­h, aber nicht extrem niedrig. Laut Hilscher lagen sie zwischen 111 Liter pro Quadratmet­er (Januar) und 19 Litern (April). „Der Grund für die Trockenhei­t ist darin zu finden, dass sich die Grundwasse­r-Reservoirs seit Jahren nicht mehr vollständi­g aufgefüllt haben.“

Dass momentan noch keine extreme Trockenhei­t im Landkreis herrsche, liege vor allem daran, dass es einen Mangel an hohen Temperatur­en gegeben habe. Die derzeitige Ausgangssi­tuation sei für einen heißen und trockenen Sommer, den sich viele wünschen, allerdings alles andere als gut. Fazit: „Wir hoffen auf Regen, auf grundwasse­rfüllenden Dauerregen“, so Hilscher – und nicht auf nur eine kleine Schauer oder einen kurzen Starkregen.

Letztlich bleibt nur abzuwarten, ob es Niederschl­äge gibt, „die uns über den Sommer hinweg bis in den Herbst retten“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany