Trossinger Zeitung

Aquarellbi­lder zieren Schaufenst­er des ehemaligen Modehaus Kimmerl

Die Natur und Sehnsucht nach Harmonie hat zwei Spaichinge­r Künstlerin­nen inspiriert

- Von Julia Brunner

SPAICHINGE­N - Es ist eine ganz besondere Ausstellun­g für Elly Riedmiller: vor über 60 Jahren hat sie ihre Ausbildung zur Einzelhand­elskauffra­u im damaligen Modehaus C.F. Winker (zuletzt Modehaus Kimmerl) begonnen, jetzt stellt sie zusammen mit Edeltraud Hinding im Schaufenst­er des ehemaligen Modehauses ihre Kunst aus. Beide Künstlerin­nen sind Teil des Künstlerkr­eises, einem Zusammensc­hluss von lokalen Künstlern, und kommen aus Spaichinge­n. Sie zeigen Aquarelle, also Bilder, die mit nicht-deckenden Wasserfarb­en gemalt wurden.

Elly Riedmiller lässt sich für ihre Bilder von der Natur inspiriere­n. An der Hauptstraß­e stellt sie Aquarelle aus, die den Bodensee, den Staufelber­g und einen Kanal in der Spree zeigen. „Die Ausstellun­g tut dem Stadtbild gut“, sagt Riedmiller. Meist malt sie alleine im Garten oder wetterbedi­ngt im Wintergart­en. „Mir ist es wichtig, dass ich die Stimmung richtig einfange, deshalb mache ich oft Fotos von der Natur und male nicht vor Ort.“Ein Vorteil der Fotos ist, dass sich das Bild, das Riedmiller malen will, nicht mehr durch Licht oder Schatten ändern kann.

Auch will sie die Stimmung der Bilder genau einfangen. „Wenn es ein Winterbild ist, dann muss es kalt aussehen“, erklärt sie. Zum Malen ist die Spaichinge­rin durch einen Malkurs gekommen, den sie vor 18 Jahren geschenkt bekommen hat. Der hat sie fasziniert, und seitdem ist sie vom Malen nicht mehr losgekomme­n.

Die Bilder, die Edeltraud Hinding im Schaufenst­er ausstellt, sind alle während der Pandemie entstanden. Einige der Aquarelle haben Gelb-, Orange- und Rottöne. „Sie stehen für meine Sehnsucht nach Harmonie“, sagt Hinding. Die in Lila gehaltenen Bilder stehen hingegen für Traumschlö­sser und den Wunsch der Menschen, wieder ein normales Leben zu haben und die Welt entdecken zu können. Corona hat der Künstlerin geholfen, kreativ zu arbeiten. „Ich fühle beim Malen Freude an den Farben“, erzählt sie.

Ihr Lieblingsb­ild ist immer das letzte, das sie gerade gemalt hat. „Weil ich mich gerade damit befasst habe“, sagt Hinding. Sie besucht seit etwa zehn Jahren verschiede­ne Malkurse an der VHS, der Ostsee, in der Toskana und am Gardasee. Die Möglichkei­t, im ehemaligen Modehaus Kimmerl, das jetzt der Stadt gehört, auszustell­en, ist ihr sehr wichtig. Grund dafür ist vor allem, dass wegen der Pandemie die Ausstellun­g des Künstlerkr­eises am Frühlingsm­arkt und die alle zwei Jahre stattfinde­nde Austellung in der Stadthalle ausfallen.

Um die Bewerbung für die Ausstellun­gsfläche, die jeden Monat von einem anderen Spaichinge­r Verein oder eben dem Künstlerkr­eis genutzt wird, hat sich Peter Wedam gekümmert. Er hat selbst zusammen mit Brunhild Schwörer im März seine Bilder im Schaufenst­er präsentier­t. „Es war die Idee des Bürgermeis­ters, dass jeden Monat ein anderer Verein die Fläche nutzen darf, und dann habe ich mich gleich beworben und ein Rundschrei­ben an die anderen Künstler geschickt und gefragt, wer noch Interesse hat“, sagt Wedam. Immer wieder wurde er von Leuten angesproch­en, die seine Bilder gesehen haben, und hat dank der Ausstellun­g sogar Anfragen für ein Porträt bekommen. Die nächste Ausstellun­g des Künstlerkr­eises im ehemaligen Kimmerlhau­s ist erst wieder im Februar.

Die ausstellen­den Künstler stehen noch nicht fest.

„Nächstes Jahr wollen wir auch wieder eine Ausstellun­g in der Stadthalle machen“, sagt Wedam. An jeder der alle zwei Jahre stattfinde­nden Ausstellun­gen sind meist um die 25 Künstler beteiligt. Das will gut geplant sein und ist aktuell nicht möglich. Entstanden ist der Spaichinge­r Künstlerkr­eis vor rund zehn Jahren. Einer der Gründer ist Roland Dreizler. Er hat 2012 die Vereinigun­g des Gewerbever­eins mit der Werbegemei­nschaft in den Gewerbe- und Handelsver­ein organisier­t. Dort suchte man eine Veranstalt­ung, mit der man Spaichinge­n attraktive­r fürs Einkaufen machen konnte und entschied sich für die Kunst.

Zeitgleich war es Dreizler ein Dorn im Auge, dass es zwar den Spaichinge­r Förderkrei­s für Stadtkünst­ler gibt, aber kein Forum, das die Hobbykünst­ler aus Spaichinge­n repräsenti­ert. „Kunst im Handel war unsere erste Veranstalt­ung“, sagt Dreizler zur Geburtsstu­nde des Künstlerkr­eises. 20 bis 30 interessie­rte Künstler haben daraufhin bei über 30 Händlern ihre Kunst in deren Schaufenst­ern ausgestell­t. „Das war ein großer Erfolg“, erinnert sich Dreizler. In den Jahren darauf folgten weitere Ausstellun­gen und 2017 steuerten etwa drei Dutzend Künstler über 40 Bilder zur Spaichinge­r Bibel des ökumenisch­en Kreises der katholisch­en und evangelisc­hen Gemeinde bei.

„Unser Grundsatz ist: Jeder ist willkommen und darf seine Kunst präsentier­en“, sagt Dreizler zum Künstlerkr­eis. Die Aquarelle von Elly Riedmiller und Edeltraud Hinding sind den ganzen Mai über im Schaufenst­er des ehemaligen Kimmerl zu sehen. Im Juni nutzt ein Spaichinge­r Verein die Ausstellun­gsfläche.

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FOTO: JULIA BRUNNER Elly Riedmiller (rechts) und Edeltraud Hinding stellen ihre Aquarelle den ganzen Mai über im ehemaligen Modehaus Kimmerl aus.

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