Kreissparkasse erhöht Eigenkapitalquote
Bei der Jahresbilanz präsentiert Bankhaus gute Zahlen – Wertpapiergeschäft wächst rasant
TUTTLINGEN - Die Arbeit der vergangenen Jahre hat sich ausgezahlt. Trotz der großen Herausforderung der Corona-Pandemie hat die Kreissparkasse Tuttlingen bei der Jahresbilanz 2020 wieder gute Zahlen vorgelegt. Dank der guten Eigenkapitalausstattung war es dem Bankhaus möglich, die Menschen und Firmen der Region in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu stützen. Die konservative Geldanlage vieler Kunden bereitet aber dennoch Sorgen.
„Wir haben ein extrem spannendes Jahr hinter uns“, sagte Markus Waizenegger, Vorstand des Vorstands der Kreissparkasse. Die Corona-Pandemie habe das Geldhaus doch „sehr gefordert“. Trotzdem sei es gelungen, jederzeit „handlungsfähig zu sein und die Kunden mit allem zu versorgen, was nötig ist. Wir sind unserem öffentlichen Auftrag nachgekommen“, bilanzierte er. Zufrieden war er auch, dass man bei der Sparkasse nur wenige Corona-Fälle gehabt habe. „Die Gesundheit steht über allem.“
Wirtschaftlich seien die Unternehmen durch die abgekühlte Konjunktur schon vor dem Ausbruch der Pandemie stark gefordert gewesen. Die Verbreitung des Virus habe dann aber alles überlagert. Das Bruttoinlandsprodukt brach ähnlich deutlich wie bei der Krise 2009 ein. Anfang des Jahres waren mehr als 1000 Betriebe und fast ein Viertel aller Arbeitnehmer in Kurzarbeit. „Die Arbeitslosenzahl stieg gegenüber Ende 2019 um mehr als 40 Prozent sprunghaft an“, ergänzt Waizenegger das wirtschaftliche Gesamtbild.
In dieser Phase sei die Kreissparkasse gefordert gewesen. Mehr als 2000 Anfragen und Anträge für staatliche Hilfsprogramme und eigenen Unterstützungsleistungen habe die Sparkasse
TRAUERANZEIGEN
von Unternehmen bekommen. Die Darlehenszusagen an Unternehmen erhöhten sich um 90 Millionen Euro und erreichten zusammen mit dem privaten Wohnungsbau das neue Rekordniveau von 604 Millionen Euro (2019: 496 Millionen Euro). Vor allem zwischen April und Juli wurden Kredite in Höhe von 254 Millionen Euro an Unternehmen und Selbstständige vergeben. „Zusammen mit den Mitteln der staatlichen Förderbanken lagen unsere Zusagen für unterstützende Darlehen auf Rekordhöhe und damit auch auf einem Spitzenplatz in BadenWürttemberg“, sagte Waizenegger. Die Zusagen seien allerdings auch nicht alle ausgezahlt worden. Den Unternehmen sei es vornehmlich darum gegangen, die Liquidität zu sichern. Es sei auch keine Auffälligkeit durch Häufung an Insolvenzen erkennbar. „Wir sind zuversichtlich, dass die Unternehmen stabil sind.“
Erleichtert nahmen die Vorstände zudem zur Kenntnis, dass sich die Situation vor allem in der verarbeitenden Industrie wieder besser entwickelt habe. „Die Unternehmen sind sehr gut durch die letzten Monate gekommen. Die Auftrags- und Beschäftigungslage ist gut“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Sorgen bereitet der Bereich Handel/Dienstleistungen/Gastronomie. Der Konsum sei abgestürzt, das Konsumklima durch den Dauerlockdown dauerhaft unter Druck, sagte Waizenegger. „Die Menschen geben ihr Geld nicht aus, machen keine Urlaube, gehen nicht in Restaurants oder zu kulturellen Veranstaltungen.“
Einen Umstand, den die Sparkasse zu spüren bekommt. Die Sparquote ist von 10,9 Prozent auf 16,2 Prozent nach oben geschnellt. Die Kundeneinlagen stiegen von fast 2,53 Milliarden Euro auf fast 2,75 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen an Kunden erhöhte sich um 6,3 Prozent von fast 2,55 Milliarden auf fast 2,66 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme stieg um 6,3 Prozent und überschritt erstmals die Grenze von vier Milliarden (plus 4,3 Prozent; 2019: 3,90 Milliarden Euro; 2020: 4,15 Milliarden Euro). „Das ist ein ordentliches Ergebnis. Unser Geschäftsmodell ist tragfähig auch bei niedrigen Zinsen“, war der Sparkassen-Chef zufrieden.
Die Entwicklung, dass Kunden ihr Geld auf das Tagesgeldkonto legen, beginne aber zu schmerzen, sagte Waizenegger. Bisher habe man eine ausbalancierte Bilanz gehabt. Nun würden die Einlagen die ausgegebenen Kredite übersteigen. Die Banken müssten für diese überschüssige Liquidität Strafzinsen bezahlen. Und auch die Kunden hätten davon keine Vorteile, denn durch die derzeitige Inflationsrate wird das Vermögen, das auf dem Tagesgeldkonto geparkt wird, durch die de facto negative Realverzinsung weniger. „Ohne Wertpapiere gibt es derzeit keine Möglichkeit, Vermögen
zu erhalten“, erklärt Waizenegger und rät zum regelmäßigen Invest in Fondssparpläne.
Das Wertpapiergeschäft hat sich für die Sparkasse zu einer wichtigen Säule entwickelt. Mehr als 100 Millionen Euro war der Absatz im vergangenen Jahr, ein Zuwachs von 67 Millionen Euro. Dabei profitierte die Kreissparkasse auch von dem neuen Betreuungsangebot für vermögende Kunden im eigens geschaffenen Private Banking. „Wir sehen darin noch großes Potenzial, weil es im Kreis große Geldvermögen gibt.“
Viele Kunden investierten im vergangenen Jahr in eigene Immobilien. Mit Auszahlungen in Höhe von 139 Millionen Euro lag die Kreissparkasse bei der Finanzierung privater Immobilien ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres (140 Millionen Euro). Allerdings waren es mehr als 100 Zusagen weniger. „Das zeigt, dass es im Schnitt teurer geworden ist, zu bauen oder zu kaufen. Der Zuzug von Bevölkerung in den Kreis und die niedrigen Zinsen lassen die Kosten steigen“, erklärte Waizenegger. Ein Ende der Entwicklung nach oben sei nicht abzusehen.
Die Sparkasse wird auch in Zukunft in der Lage sein, die Unternehmungen ihrer Kunden zu finanzieren. Das Eigenkapital stieg um 37 Millionen Euro auf fast 515 Millionen Euro. Damit hat das Bankhaus seine Substanz seit 2008 verdoppelt, erreicht nun eine Eigenkapital-Quote von 17,8 Prozent. „Damit haben wir Vorsorge getroffen“, berichtet Daniel Zeiler, stellvertretender Vorsitzender der Kreissparkasse. Bisher seien 12 Prozent gefordert, wobei sicherlich mit weiteren aufsichtsrechtlichen Verschärfungen zu rechnen sei. „Das ist kaufmännische Vorsicht. Wir stehen auf einem gesunden Fundament und fühlen uns gut aufgestellt.“