Trossinger Zeitung

Männlich, 50, Lehrer oder Jurist

Neuer Landtag nimmt seine Arbeit auf – Die Abgeordnet­en in Zahlen

- Von Theresa Gnann

STUTTGART - Mehr Frauen und mehr Menschen mit Migrations­hintergrun­d: Der neue baden-württember­gische Landtag ist so vielfältig wie noch nie. Am Dienstag sind die Abgeordnet­en zum ersten Mal zusammenge­kommen. Wie alt sind sie? Was verdienen sie? Und welchen Bildungsab­schluss haben sie? Die wichtigste­n Zahlen zum neuen Südwest-Parlament.

Wie setzt sich der neue Landtag zusammen?

Der 17. Landtag von Baden-Württember­g besteht aus 154 Mitglieder­n. Elf Sitze mussten deshalb zusätzlich in den Plenarsaal eingebaut werden. Größer war das Landesparl­ament nur zwischen 1996 und 2001. In der neuen Legislatur­periode vertritt jeder Abgeordnet­e ungefähr 72 100 Baden-Württember­ger. 58 Abgeordnet­e bilden die Grünen-Fraktion, 42 die Fraktion der CDU, 19 die der SPD, 18 die der FDP und 17 die der AfD.

Wie groß ist die Altersspan­ne?

Die jüngste Abgeordnet­e heißt Alena Trauschel (FDP). Als sie 1999 geboren wurde, hatte Winfried Kretschman­n schon einige Jahre Landtagser­fahrung. Er saß 1980 zum ersten Mal im baden-württember­gischen Parlament. Der Ministerpr­äsident ist mit seinen 72 Jahren der älteste und der dienstälte­ste Abgeordnet­e. Der durchschni­ttliche Abgeordnet­e ist laut einer Umfrage der „Stuttgarte­r Zeitung“und der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“49,5 Jahre alt.

Wie sieht die Geschlecht­erverteilu­ng aus?

Über viele Jahre bildete der Landtag von Baden-Württember­g beim Frauenante­il das Schlusslic­ht unter den deutschen Landesparl­amenten. Auch nach den Landtagswa­hlen im März 2016 hing die rote Laterne in Stuttgart: Direkt nach der Wahl war nur knapp ein Viertel der gewählten baden-württember­gischen Landtagsab­geordneten weiblich – 108 der 143 Parlamenta­rier waren Männer. Mit der Landtagswa­hl am 14. März ist der Frauenante­il gestiegen. Unter den 154 Abgeordnet­en sind jetzt 45 Frauen (29,2 Prozent). Im Bundesverg­leich schiebt sich der Südwesten damit auf den zehnten Rang. Den größten Frauenante­il innerhalb des Parlaments hat mit großem Abstand die Grünenfrak­tion (48 Prozent). Das Schlusslic­ht bildet die AfD, für die nur eine Frau im Parlament sitzt (sechs Prozent). Dass der Frauenante­il im Südwest-Parlament insgesamt vergleichs­weise gering ist, liegt unter anderem am Wahlsystem. Wähler in Baden-Württember­g haben bei der Landtagswa­hl nur eine Stimme, mit der sie sowohl die Kandidaten im Wahlkreis als auch deren Partei wählen. Eine Landeslist­e, die die Parteien annähernd gleich mit Frauen und Männern besetzen können, gibt es nicht.

In zehn von 70 Wahlkreise­n stand deshalb bei der letzten Wahl keine einzige Frau auf dem Stimmzette­l – zum Beispiel in Ravensburg oder Ulm. Auch deshalb haben sich die Regierungs­parteien im neuen Koalitions­vertrag darauf geeinigt, das Wahlsystem zu reformiere­n und „ein modernes personalis­iertes Verhältnis­wahlrecht mit einer geschlosse­nen Landeslist­e“einzuführe­n.

Wie viele Abgeordnet­e haben einen Migrations­hintergrun­d? Baden-Württember­g hat den zweitgrößt­en Migrantena­nteil unter den deutschen Flächenlän­dern. Ungefähr jeder Dritte im Land hat einen Migrations­hintergrun­d. Im Parlament ist der Anteil gestiegen – ein Abbild der Gesellscha­ft ist er jedoch nicht. Von den 154 Abgeordnet­en blicken 16 auf eine Einwanderu­ngsgeschic­hte zurück, also etwa einer von zehn. Das hat eine Umfrage der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“und der „Stuttgarte­r Zeitung“ergeben. Am geringsten ist demnach der Anteil in der Fraktion der FDP mit 5,6 Prozent, am höchsten bei den Grünen mit 19 und der AfD mit 17,6 Prozent.

Welchen Bildungsab­schluss haben die Abgeordnet­en?

Auch hier repräsenti­ert der Landtag die Bevölkerun­g nicht wirklich. Während in Baden-Württember­g jeder Fünfte einen Hochschula­bschluss hat, sind es im Landtag laut „Stuttgarte­r Zeitung“und „Stuttgarte­r Nachrichte­n“76,6 Prozent. 12,3 Prozent der Abgeordnet­en haben demnach die Mittlere Reife, niemand einen Hauptschul­abschluss. Jeder vierte Abgeordnet­e ist Jurist oder Lehrer. Zum Vergleich: Im Land haben 31,3 Prozent der Menschen die Hauptschul­e abgeschlos­sen, 26,2 Prozent haben die Mittlere Reife.

Was verdient ein Abgeordnet­er?

Ein Abgeordnet­er im Landtag von

Baden-Württember­g bekommt derzeit monatlich 8210 Euro Entschädig­ung. Die Summe muss versteuert werden, ein 13. Monatsgeha­lt gibt es nicht. Daneben erhält er Aufwandsen­tschädigun­gen in Form von Geld- oder Sachleistu­ngen. Für allgemeine Kosten wie das Wahlkreisb­üro und bei parlamenta­risch bedingten Reisen bekommt der Abgeordnet­e eine monatliche Pauschale in Höhe von 2286 Euro. Das Land zahlt dem Abgeordnet­en auch die Kosten für einen Mitarbeite­r oder für mandatsbed­ingte Dienstleis­tungen. Innerhalb BadenWürtt­embergs dürfen Abgeordnet­e außerdem kostenlos mit der Deutschen Bahn fahren.

Was kostet der neue Landtag?

In der vergangene­n Legislatur­periode fielen für den Landtag rund 96 Millionen Euro im Jahr an. Je Einwohner sind das 8,65 Euro. Der neue Landtag ist größer und auch etwas teurer. Pro Einwohner betragen die Ausgaben jetzt 9,14 Euro jährlich, liegen aber weiterhin deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt von 16,94 Euro.

 ?? FOTO: BERND WEISSBROD/DPA ?? Der durchschni­ttliche Abgeordnet­e ist männlich, knapp 50 Jahre alt und mit hoher Wahrschein­lichkeit Lehrer oder Jurist. Trotzdem ist der neue Landtag so vielfältig wie noch nie. Alte und neue Landtagspr­äsidentin ist Muhterem Aras (Grüne).
FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Der durchschni­ttliche Abgeordnet­e ist männlich, knapp 50 Jahre alt und mit hoher Wahrschein­lichkeit Lehrer oder Jurist. Trotzdem ist der neue Landtag so vielfältig wie noch nie. Alte und neue Landtagspr­äsidentin ist Muhterem Aras (Grüne).

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