Gerlinde Kretschmann bleibt optimistisch
Frau des Ministerpräsidenten hat Brustkrebs-OP gut überstanden – Ihrem Mann wünscht sie vor allem Ruhe
STUTTGART - Gerlinde Kretschmann, die Ehefrau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, blickt trotz ihrer Brustkrebserkrankung positiv gestimmt in die Zukunft. „Ich bin einfach nur dankbar, dass ich das so gut überstanden habe. Meine Mutter ist an Krebs gestorben“, sagte sie am Dienstag in Stuttgart. „Und ich lebe noch.“
Wenige Wochen vor der Landtagswahl im März war bekannt geworden, dass die 74-Jährige an Brustkrebs erkrankt ist. Ihr Mann kündigte deswegen an, im Wahlkampf kürzerzutreten. Inzwischen wurde sie erfolgreich operiert. „Ich denke, wenn junge Frauen Brustkrebs bekommen, ist das noch mal etwas ganz anderes“, sagte sie. „Ich bin eine ältere Frau und man hat die Diagnose rechtzeitig gestellt.“Operation und Bestrahlung seien gut verlaufen. Jetzt dürfe sie noch zur Reha gehen.
Seit 1975 sind Gerlinde und Winfried Kretschmann verheiratet. Gemeinsam lebt das Paar im Sigmaringer Ortsteil Laiz. Entspannt und fröhlich zeigte sich Gerlinde Kretschmann am Dienstag im Stuttgarter Landtag, wo das Parlament zu seiner ersten Sitzung in der neuen Legislaturperiode zusammentraf. Dem 72-jährigen Kretschmann, der sich am Mittwoch erneut zum Ministerpräsidenten
wählen lassen will, fiel dabei die Rolle des Alterspräsidenten zu. Als lebens- und dienstältester Abgeordneter durfte er in dieser Funktion die konstituierende Sitzung eröffnen. „Alterspräsident hört und fühlt sich schon sehr alt an“, sagte seine Frau Gerlinde dazu mit einem Schmunzeln kurz vor der Sitzung. „Aber auch würdig.“
Die Sitzung sei ein freudiges Ereignis, sagte sie. „Auf der anderen Seite finde ich schon auch sehr traurig, dass es unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Ich darf als einzige Vertreterin unserer Familie dabei sein. Die Feste können zurzeit einfach nicht gefeiert werden, wie sie eigentlich gefeiert werden müssten.“Sie vermisse vor allem das Singen
mit Kindern und im Kirchenchor.
Die Laune verderben lassen will sich Frau Kretschmann jedoch weder von der Pandemie noch von ihrer Krankheit. „In normalen Zeiten hätte ich mich gegrämt, weil ich viele schöne Termine versäumt hätte“, sagte sie. „Aber jetzt habe ich doch gar nichts versäumt.“Sie freue sich darauf, bald wieder ihre ehrenamtlichen Termine wahrnehmen zu können.
Gerlinde Kretschmann, die sich lange als Schirmherrin eines landesweiten Mammografie-ScreeningProgramms engagierte, sprach sich dafür aus, die Altersgrenze des Programms aufzuheben. „Mit 69 läuft das aus. Deswegen hat man den Krebs bei mir durch Mammografie nicht entdeckt. Dieses Programm kann einfach nicht mit 69 aufhören, sondern muss weitergeführt werden“, sagte sie.
Nicht nur ihre Krankheit, auch die Pandemie und der Wahlkampf hätten in den vergangenen Monaten an den Kräften gezehrt – auch an denen ihres Mannes. „Für die nächsten Tage erhoffe ich mir für meinen Mann, dass er wenigstens ein paar Tage daheim sein kann und runterkommen kann, weil es für ihn wahnsinnig anstrengend war – nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch.“