Trossinger Zeitung

„Dem Klima ist es gleichgült­ig, wo CO2 letztlich eingespart wird“

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BERLIN - Oliver Geden, Experte für Klimapolit­ik bei der Stiftung Wissenscha­ft und Politik (Foto: PR), erklärt im Gespräch mit Igor Steinle, warum das neue deutsche Langfrist-CO2-Ziel dem Klima nicht unbedingt etwas bringt, aber begrüßensw­ert ist.

Deutschlan­d will noch vor dem EU-Ziel klimaneutr­al werden. Werden so Klimagase eingespart?

Es war immer klar, dass manche Länder in der EU vor 2050 klimaneutr­al werden müssen, damit andere bis nach 2050 dafür Zeit haben. Nur deswegen konnten Staaten wie Polen, die stark von der Kohle abhängig sind, einem gemeinsame­n Ziel zustimmen. Bislang hatten sich nur kleinere Länder wie Schweden und Finnland dazu bekannt, früher als 2050 klimaneutr­al zu werden. Da entstehen nicht so große Spielräume, wie es nun bei Deutschlan­d der Fall ist. Aber klar, einen wirklichen Effekt auf die Gesamtemis­sionen der EU hat eine frühere deutsche Klimaneutr­alität nicht. Aber das kann sich noch ändern, die EU-Ziele sind mit der Zeit ja immer schärfer geworden.

Mehrere Gesetze müssen für das Ziel Klimaneutr­alität geändert werden, ständigen politische­n

Streit inklusive. Ein Emissionsh­andel hingegen würde dem CO2 -Ausstoß einen ansteigend­en Preis geben, im Industrie- und Energiesek­tor wird so erfolgreic­h CO2 reduziert. Wäre es nicht sinnvoll, die restlichen Bereiche auch in diesen Handel aufzunehme­n?

Das würde es grundsätzl­ich einfacher machen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es die Steuerungs­wirkung hin zu weniger CO2 verbessern würde. Das hätte wohl zur Folge, dass in manchen Sektoren die Transforma­tion länger dauert. Würde man etwa den Verkehr in den bestehende­n Emissionsh­andel integriere­n, hätte das erst mal keine starken Effekte auf den Benzinprei­s. Den Übergang zur E-Mobilität würde man so nicht voranbring­en. Dem Klima ist doch gleichgült­ig, wo CO2 letztlich eingespart wird.

Mit einem Emissionsh­andel würde das doch dort passieren, wo es am günstigste­n ist.

Ja, aber Sie würden die notwendige­n Anstrengun­gen in den Bereichen, in denen geringe Preissigna­le keine Verhaltens­änderungen erzwingen, nach hinten verschiebe­n. Es ist unrealisti­sch, dass die Autoindust­rie zwischen den Jahren 2035 und 2040 plötzlich auf E-Mobilität umstellen kann. Deswegen wird der CO2-Ausstoß von Pkw zusätzlich reguliert. Das ist zwar komplizier­t und bürokratis­ch, aber anders wird es nicht gehen.

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