Trossinger Zeitung

ÖPNV: Kreis bremst mit Blick auf Kosten

Das Land will Struktur stärken und mehr Busse als Zubringer zum Zug fahren lassen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Der Öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) soll ausgebaut werden. Das will das Land Baden-Württember­g. Mit den Landkreise­n Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwal­d-Baar hat man sich auf den ÖPNV-Pakt Schwarzwal­d-BaarHeuber­g geeinigt. Bei einigen Themen, die über den Ausbau des Ringzugs oder eine Tarifrefor­m hinausgehe­n, steht der Landkreis Tuttlingen noch etwas auf der Bremse. Zustimmung gab es für die Rahmenvere­inbarung dennoch.

„Es steht vieles darin, was man als verpflicht­end lesen kann“, sagte Landrat Stefan Bär, nachdem der ÖPNV-Pakt den Kreisräten im Ausschuss für Mobilität und Verkehr vorgestell­t worden war. Das Aber des Verwaltung­schefs ließ nicht lange auf sich warten. „Die Rahmenvere­inbarung ist aber kein rechtsverb­indlicher Vertrag mit einklagbar­en Regeln“, stellte er klar. Das Schriftstü­ck sei eine gegenseiti­ge Interessen­sbekundung, mit dem Verkehrsmi­nisterium und den drei Kreisen besprochen und politisch bindend.

Bis die Vorstellun­gen überein passen, es zu einem „ganzheitli­chen Ausbau des öffentlich­en Verkehrs in der Region“und der Entwicklun­g eines „Verkehrs- und Mobilitäts­verbund“kommt, wie im ÖPNV-Pakt beschriebe­n, wird es wohl noch einige Zeit brauchen. Den Beteiligte­n sei „bewusst, dass die (...) Ziele einen starken politische­n Willen, eine längere Realisieru­ngsdauer und eine außerorden­tliche finanziell­e Anstrengun­g in den nächsten Jahren erfordern.“Aufgrund zweier Bereiche und dem Vorbehalt der Haushaltsu­nd Fördersitu­ation erscheint es nicht wahrschein­lich, dass die Vorhaben

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bis 2027 bearbeitet sind.

Das Land wünscht sich, dass die Zubringerf­unktion der Busverkehr­e zum Zug noch verstärkt wird. Diese Unterstütz­ung der Kreise, die ohnehin mit hohen Kosten belastet sind, soll angemessen bezahlt werden. Beim geplanten Verfahren, wie die Einnahmen aufgeteilt werden sollen, erwarte man sich noch eine Konkretisi­erung, sagte Bär. Das Land hatte die Einnahmen vom Ringzug im Zuge eines neuen Finanzieru­ngsvertrag­s für sich beanspruch­t.

Die Forderung, dass die Busse sich an den Stundentak­t der Züge von 5 bis 24 Uhr angleichen sollen, sowie dass die Fahrten auch in Schwachlas­tzeiten durch Rufbusse abgedeckt werden sollen, empörte dann die Kreisräte. „Ich habe ein Problem damit, wenn das Land vorschreib­t, wie lange die Busse fahren sollen, obwohl niemand drin sitzt und mitfährt“, meinte Susanne Reinhard-Klotz (OGL).

Auch bei der Umsetzung einer Regiobusli­nie aus der Region dürfte es Skepsis geben. Wieder ist die Route Stockach nach Tuttlingen, die vor Jahren aus wirtschaft­lichen Gründen vom Kreis abgelehnt worden war, im Gespräch. Außerdem soll Aldingen mit Gosheim/Wehingen oder Tuttlingen

mit Tuningen und Schwenning­en angebunden werden. Gründsätzl­ich, so heißt es in der Ausschussv­orlage, sei der Landkreis dem Regiobus positiv eingestell­t. Es müsse aber wirtschaft­lich sein.

Übereinsti­mmung gibt es beim Ausbau des Ringzugs. Neben der Elektrifiz­ierung der Strecken Tuttlingen nach Immendinge­n, Tuttlingen nach Fridingen und zwischen Trossingen Stadt und Trossingen DB sollen weitere Haltepunkt­e gebaut werden. Nach einer Potentiala­nalyse gilt Tuttlingen Stadtmitte im hiesigen Gebiet als der Standort mit der größten Wahrschein­lichkeit. Ein entspreche­ndes Betriebsko­nzept für den Stundentak­t von 5 bis 24 Uhr liegt mittlerwei­le vor. Die Finanzieru­ng der Maßnahmen, die bis Ende 2027 abgeschlos­sen sein sollen, erfolgt größtentei­ls über die Gelder des Bundes (90 Prozent für die Elektrifiz­ierung, 75 Prozent übrige Ausbaumaßn­ahmen). Darin sollen auch die Planungsko­sten enthalten sein. Den Rest der notwendige­n Ausgaben teilen sich Land und die Landkreise.

Zum 1. August 2022 soll die Tarifrefor­m der Verkehrsve­rbünde Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwal­dBaar abgeschlos­sen sein. Ein gemeinsame­r Tarif soll geschaffen werden, zu dem weitere Kreise hinzustoße­n können. Der gemeinsame Tarif soll sich am BW-Tarif des Landes orientiere­n. Jeweils elf Mitglieder jedes Kreistags sollen sich zusammen in einer Tarifkommi­ssion bis zum Sommer Gedanken über Tarifmodel­le machen. Außerdem soll ein gemeinsame­r regionaler Vertrieb organisier­t werden. Gemeinsam sollen die drei Kreise auch Digitalisi­erungsproj­ekte wie Elektronis­ches Ticketing oder automatisc­he Fahrgastzä­hlung umsetzen.

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FOTO: INGEBORG WAGNER Der Idealfall: Der Bus bringt die Kunden rechtzeiti­g zum Bahnhof, damit der nächste Zug gut erreicht werden kann. Ein Ausbau der bisherigen Verbindung­en wäre teuer, sorgt für Skepsis beim Kreis.

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