Eltern ärgern sich über Gebühren
Voller Beitrag: Notbetreuung der katholischen Kitas wurde anders abgerechnet als angekündigt
TUTTLINGEN - Eltern, deren Kinder Einrichtungen der katholischen Gesamtkirchengemeinde besuchen, ärgern sich: Für die Notbetreuung zahlten einige von ihnen einen kompletten Monatsbeitrag, obwohl ihre Kinder nur einzelne Tage kommen durften. Eine andere Vorgehensweise wählten hingegen die anderen Kindergartenträger.
Für eine Zwei-Kind-Familie kostet ein Kindergartenplatz mit verlängerten Öffnungszeiten bis 14 Uhr in Tuttlingen monatlich 91 Euro, der Kita-Platz für Unter-Dreijährige 259 Euro. In den Monaten, in denen die Einrichtung aufgrund von Corona geschlossen blieben, setzte die Stadt Tuttlingen die Gebühren aus. Auch die beiden kirchlichen Träger – evangelisch und katholisch – schlossen sich an.
Doch: Anders sieht das bei der Abrechnung der Notbetreuung aus. Während die Stadt Tuttlingen und die evangelische Kirchengemeinde bereits im Januar und Februar für ihre Einrichtungen nur die Tage abrechneten, an denen die Notbetreuung auch tatsächlich in Anspruch genommen wurde, erhob die katholische Gesamtkirchenpflege den vollen Monatsbeitrag. Etliche Eltern ärgert das. Denn: „Es ist so, dass manche Kinder wegen der Arbeitszeiten ihrer Eltern nur zwei oder drei Tage in die Notbetreuung kommen durften, aber trotzdem voll bezahlt werden musste“, schildert Franziska Schmidberger, Elternvertreterin im Kindergarten Maria Königin die Situation.
Auch sie selbst ist betroffen: „Wir mussten für zwei Wochen in Quarantäne und obwohl die Kinder in dieser Zeit natürlich zuhause waren, wurde uns der komplette Beitrag von insgesamt 350 Euro in Rechnung gestellt“, erzählt die zweifache Mutter. Was die Eltern, so auch eine betroffene Familie aus dem Kindergarten Bruder Klaus, dabei besonders ärgert: Mündlich wurde den Eltern mitgeteilt, dass sich die katholische Gesamtkirchenpflege am Vorgehen der Stadt Tuttlingen orientieren werde.
Im Falle von Maria Königin gab es Anfang Februar gar eine Mail an die Eltern. Sie enthielt den Hinweis, dass bei der Notbetreuung individuell abgerechnet werde, „so dass auch hier Rückzahlungen möglich sind“.
Auf diese Aussage hätten sich einige Familien verlassen, als sie ihre Kinder für einzelne Betreuungstage anmeldeten, erzählen die betroffenen Mütter. Niemand hätte damit gerechnet, dass sie dann doch den ganzen Monatsbeitrag zahlen mussten. „Es ist ja zum Teil auch ganz schön viel Geld, was die Plätze kosten – vor allem bei den Unter-Dreijährigen“, sagt Schmidberger. Die Mütter ärgern sich: Bis jetzt hätte es auch keine klare Auskunft gegeben, wie die
Abrechnung für April und Mai aussehen soll.
Nicht mit dieser Empörung gerechnet hat Marianne Gajo, Leiterin der katholischen Gesamtkirchenpflege. „Es hat für Unmut gesorgt, das hatte ich so nicht erwartet“, sagt sie. Sie bekam Anrufe und auch Mails mit Inhalten wie: „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Kind nicht angemeldet.“Ihr sei bekannt gewesen, dass die Stadt Tuttlingen anders abrechnen würde. Aber: „Wir haben uns ganz pragmatisch für diese Vorgehensweise entschieden. Wer sich anmeldet, der zahlt.“Aufgrund der Proteste sei man manchen Eltern finanziell entgegengekommen, betont Gajo. „Zum Teil haben wir auf die Hälfte des Betrages verzichtet.“
Dass Kita- und Kindergartenkinder nur an den Tagen in die Notbetreuung kommen dürfen, an denen die Eltern nachweislich arbeiten, ist generell so. „Das müssen uns die Eltern schriftlich bestätigen. Im Zweifel lassen wir uns eine Bescheinigung vom Arbeitgeber oder ähnliches vorlegen“, sagt Stadt-Pressesprecher Arno Specht. Wie abgerechnet wird, dürfe hingegen jeder Träger selbst entscheiden. Während die Stadt Tuttlingen auch weiterhin tageweise abrechnen wird, konnte Marianne Gajo noch nichts Definitives sagen. „Dieses Mal werden wir voraussichtlich tageweise abrechnen – ich habe gemerkt, dass das so nicht handhabbar ist.“