Am Mittwoch werden die ersten Stolpersteine verlegt
Auberlehaus bittet Bürger um Mithilfe bei Recherche
TROSSINGEN (pm) - Trossingens Geschichte ist spannend und vielfältig – jedoch wurde bis dato dem Thema nationalsozialistischer Opfer eher wenig Beachtung geschenkt. Am Ehrenmal auf dem Friedhof sind einige davon aufgeführt, doch die Geschichte dahinter, die genauen Umstände von Ermordung und Verschleppung sind den meisten Trossingern so gut wie unbekannt, tabuisiert und oftmals totgeschwiegen.
Ein Umstand, welcher den Verein Auberlehaus, Arbeits- und Förderkreis Trossinger Heimatmuseum, dazu bewog, sich diesen Themen anzunehmen. Die Idee, sich mit dem Thema der Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu befassen, wurde 2019 aufgenommen. Als Ausgangsbasis diente dem Verein das Buch „Miseris procul patria defunctis“aus dem Jahr 1948 , in welchem Opferlisten aus dem Landkreis Tuttlingen geführt werden.
Recherchen führten nach Grafeneck, wo das Programm T4 – die Ermordung psychisch kranker Menschen, besser bekannt als Euthanasie – seinen furchtbaren Anfang nahm. Die aufkommende Pandemie beeinflusste weitere Recherchen, diese waren aber doch von neuen Erkenntnissen geprägt, ebenso die Recherchen in den erhalten gebliebenen Krankenakten des Bundesarchives.
Am Mittwoch werden die ersten fünf Stolpersteine durch den Initiator der Stiftung, Gunter Demnig, selbst verlegt. Um die Stolpersteine dann auch vor den ursprünglichen Wohnorten der Ermordeten verlegen zu können, stellte das Stadtarchiv
Trossingen die notwendigen Adressen zusammen und der Bauhof bereitete die Verlegung bauseitig vor: 1. Stolperstein für Hans Hohner, Tuningerstr. 10; 2. Stolperstein für Adomina Birk, Ernst-Hohner-Str. 46; 3. Stolperstein für Ernst Koch, Butschsstraße 20; 4. Stolperstein für Berta Anna Lang, Vogtswinkel 10; 5. Stoplerstein für Johann Maurer, Eberhardstraße 5.
Gunter Demnig beginnt mit der Verlegung des ersten Stolpersteines für Hans Hohner um 14.30 Uhr. Pro Verlegestelle wird mit rund 20 Minuten Zeit plus Fahrtzeit zur nächsten Stelle gerechnet. Die Bevölkerung ist zur Verlegung ebenso eingeladen wie zum Vortrag von Günter Demnig um 19.30 Uhr im Kesselhaus. Hier gelten die 3G Regeln.
Die Aktion ist damit nicht beendet. Alleine in Grafeneck wurden neben den oben genannten Trossingern folgende Bürger ermordet: Barbara Burger, Barbara Kauth, Marie Marx, Berta Schäfer und Klara Gamper.
Deren Stolpersteine sollen 2022 verlegt werden. Nach weiteren Opfern wird recherchiert - weit über die bestehende Listen von Rosenfeldt und Neipp hinaus. Bis zum Jahr 2027 anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Stadt Trossingen sowie 50 Jahre Museum Auberlehaus soll die Geschichte des Nationalsozialismus in Trossingen aufgearbeitet werden.
Das Auberlehaus ruft alle Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Gruppierungen auf, ihr Wissen zu teilen, um die Aufarbeitung breit und gut aufgestellt anzugehen.