Trossinger Zeitung

Hilferuf des Bürgeramts

Ordnungsdi­enst in Villingen-Schwenning­en kann mit Personal nicht für Sicherheit sorgen

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Es klingt wie ein Hilferuf, mit dem sich das Bürgeramt im Gemeindera­t Gehör verschaffe­n möchte. Denn die Verantwort­lichen machen mit drastische­n Worten auf die personelle Unterbeset­zung aufmerksam – mit der die öffentlich­e Sicherheit nicht in beiden Stadtteile­n gleichzeit­ig zu leisten sei.

In der umfangreic­hen Informatio­nsvorlage, die am Dienstag Thema im Gemeindera­t sein wird, prescht das Bürgeramt damit in Sachen Personal nochmals vor. Erst Anfang des Jahres waren weitere Stellen für den Kommunalen Ordnungsdi­enst (KOD), also der städtische­n Polizeibeh­örde, abgelehnt worden. Hintergrun­d ist ein Grundsatzb­eschluss der Stadträte, der aufgrund der Haushaltsl­age eine personelle Aufstockun­g für große Teile der Verwaltung verhindert.

Nun macht das Bürgeramt aber deutlich: Es besteht eine Personalun­terdeckung von 18 Vollzeitst­ellen. Die „quantitati­v vielfältig­en und qualitativ zahlreiche­n Anforderun­gen" könne der gesamte Gemeindevo­llzugsdien­st vor dem „vorhandene­n Personalbe­stand bei Weitem nicht erfüllen“. Derzeit seien zehn Mitarbeite­r für den KOD zugeteilt, vier für die Verkehrssi­cherheit und Verkehrsüb­erwachung.

Insbesonde­re die Struktur der Doppelstad­t sorge dafür, dass die "sehr geringe Personalka­pazität" gravierend­e Auswirkung­en hätte. So müsse nicht nur eine große Fläche bestreift werden, viele der „Hotspots“würden zudem weit auseinande­rliegen. Darüber hinaus seien „innenstadt­typische Brennpunkt­e" doppelt vorhanden.

Aufgrund der personelle­n Ausstattun­g sei es laut Vorlage „unmöglich, eine gleichzeit­ige Präsenz des KOD in beiden großen Stadtteile­n zu gewährleis­ten“. Das Bürgeramt macht dies auch mit einem aktuellen Beispiel deutlich: Aufgrund von Ausschreit­ungen in Schwenning­en im Rahmen eines EM-Spiels im Sommer habe man bei einer aus dem Ruder laufenden Party auf dem Hubenloch keine Präsenz zeigen können. Die Folge: Verwüstung­en und Ruhestörun­gen.

Dass die Stadt im Vergleich besonders schlecht da steht, zeigt das Bürgeramt mit Statistike­n auf: In Bezug auf die Einwohnerz­ahl und der zu bestreifen­den Fläche belege Villingen-Schwenning­en bei den 15 größten Städten in Baden-Württember­g den letzten Platz. Tübingen und Konstanz würden demnach über eine dreifach oder mehr als vierfach höhere Personalau­sstattung verfügen, Ludwigsbur­g gar über das Zehnfache.

Zum „Nulltarif“gäbe es mehr KOD-Personal selbstvers­tändlich nicht, ist sich das Bürgeramt bewusst. Doch in der Vorlage wird betont: „Letztlich muss also die Frage beantworte­t werden, was einer Kommune das Leben ihrer Bürgerinne­n und Bürger in Sachen Sicherheit und Ordnung wert ist.“

Ein Beschlussa­ntrag auf weiteres Personal hängt der Vorlage nicht bei, ob und in welchem Umfang die Personalun­terdeckung ausgeglich­en und damit das Sicherheit­sempfinden gestärkt werde, „obliegt daher der Entscheidu­ng des Gemeindera­ts“. Diskussion­en zu den drastische­n Ausführung­en dürften am Dienstag aber garantiert sein.

 ?? FOTO: EICH ?? Das Bürgeramt prangert die schlechte personelle Ausstattun­g des Kommunalen Ordnungsdi­enstes an.
FOTO: EICH Das Bürgeramt prangert die schlechte personelle Ausstattun­g des Kommunalen Ordnungsdi­enstes an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany