Bald ist der Schlachthof endgültig Geschichte
2000 aufgegeben - Kulturfestival 2006 mit elf Veranstaltungen - Kulturzentrum auch in Zukunft geplant
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Und immer mehr verschwindet ein Stück Schwenninger Geschichte: Der alte Schlachthof wird derzeit dem Erdboden gleich gemacht. Dort, wo Bagger und Maschinen wüten und riesige Schutthaufen zu sehen sind, soll unter anderem ein Kulturzentrum entstehen. Schon mehrmals zuvor diente das Areal ungewöhnlichen Kulturveranstaltungen.
Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist – bis auf Turm, Villa und Kühlzellen-Gebäude – nichts mehr übrig vom alten Schlachthof, der seit dem Jahr 2000 nicht mehr in Betrieb und seither immer mehr zerfallen ist.
Die Firma BERB (Bantle-Entsorgung-Rückbau-Bösingen) ist seit Juli mit unterschiedlichsten Maschinen vor Ort. Zunächst wurde das rund 9100 Quadratmeter große Gelände für den Abriss vorbereitet beziehungsweise entkernt. Seither wird abgerissen und zerkleinert, was das Zeug hält. Tagtäglich sieht man zudem Laster kommen und gehen, die den Bauschutt abtransportieren. Und tagtäglich stehen Passanten am Bauzaun, um das teils spektakuläre Prozedere zu beobachten, zu fotografieren oder zu filmen. „Es ist gut, dass der Schandfleck endlich wegkommt“, sagt ein Passant. Für die einen nämlich galt das Areal als der massivste Schandfleck in der Neckarstadt, für die anderen hatte das Gelände als sogenannter „Lost Place“aber gleichzeitig einen besonderen Reiz.
Eigentlich hat das Ensemble aus den Jahren 1914/15 das Zeug zum Industriedenkmal. Aber unter Denkmalschutz wurde das Areal nie gestellt, zu viele Umbauten hätten den alten Schlachthof verunstaltet, hieß es 2005 aus dem Regierungspräsidium.
Rund 21 Jahre ist es her, dass der Schlachthof in Schwenningen im Jahr 2000 von der Firma Färber GmbH aufgegeben wurde. Im Jahr 2006 tat sich allerhand. Architekten erweckten die Brache für das Festival „Zwanzig Null Fünf“für einige Wochen zum Leben. Sie wollten Impulse geben, „was alles möglich sein könnte, anstatt nur über die Brachen zu klagen“.
Mit elf Veranstaltungen in drei Wochen rückten die Leerstände, deren Geschichte und die Chancen für
Schwenningen durch unterschiedliche Sichtweisen in den Blickpunkt des Interesses. Es gab Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Tanz und zum Abschluss ein Schlachthoffest.
Wenige Wochen nach dem Festival keimte Hoffnung auf. Die Handwerkerkreis GmbH wollte das Gelände vermarkten. Der Weg wäre frei gewesen, denn der Verdacht auf Altlasten hatte sich nicht bestätigt und unter Denkmalschutz steht das Areal auch nicht. Doch das Geschäft kam nicht zustande.
Dass das verlassene Areal Potenzial für ein ungewöhnliches Festival hat, davon war auch jüngst der Schwenninger Journalist und Macher Dirk Werner überzeugt. Im Sommer 2020 und 2021 veranstaltete er zusammen mit Studenten der umliegenden Hochschulen das Medienkunstfestival »Instandsetzung« – erfolgreich und mit einem Vorgeschmack auf das, was die Bürger in Zukunft mitunter auf dem dann umgestalteten Gelände erwartet.
Beim sogenannten „HIQ“, dem Hammerstadt Innovations-Quartier, plant Eigentümer Hans-Walter Haller nicht nur einen Bildungscampus mit überbetrieblichem Ausbildungsbereich für alle Haller-Azubis samt Internat, sondern auch einen kreativen Freiraum in Form eines Kulturzentrums.