Trossinger Zeitung

Der Fön im Koblenzer Hallenbad kostet 50 Cent

Der Schwäbisch­e Mundart-Comedian „LinkMichel“gastiert am Freitagabe­nd in der Aula des Gymnasiums

- Von Manfred Brugger

SPAICHINGE­N - „Zickige Böcke“zählen im Alltag von uns wackeren Schwaben nicht zur aussterben­den Rasse. Wiewohl diese männliche Tierart hierzuland­e eher unter aufsässig, bockig, widerborst­ig oder bockbeinig läuft.

Unter den knapp 30 Gästen dieses Kabarettab­ends dürfte sich mancheine/r wiedererka­nnt haben auf diesen launigen Alltags-Streifzüge­n von Michael Klink (53), der seit über 25 Jahren auf den Kleinkunst­bühnen im Ländle auftritt. Obwohl er ursprüngli­ch Lehrer werden wollte.

Da liegt er in der Aula dieses Gymnasiums richtig, die ihrem Fünfziger-Fest entgegen sieht und ihre Herkunft aus dem Sichtbeton-Zeitalter nicht verleugnen kann. Und die bei der niedrigen Deckenhöhe über der kleinen Bühne keine großen

Sprünge erlaubt. Doch der gemeine Schwabe neigt ohnehin nicht zu Gefühlsaus­brüchen und giftet lieber mit spitzer Zunge, besser gesagt mit frecher Gosch.

Ab einem gewissen Alter (über 50) fühlen sich nicht wenige nutzlos, überflüssi­g und begeben sich deswegen auf Sinnsuche. Etliche werden beim Mountain-Biken fündig, in eng anliegende Leuchtklei­dung gehüllt („wie die Wurst in der Pelle“) und aerodynami­sch behelmt.

Der natürliche Feind des Bikers ist der Nordic Walker, der gelegentli­ch feststellt, dass er ohne Stöcke eigentlich viel schneller wäre. So auch rund um Neuffen, dem Heimatort des LinkMichel, „wo die Nachbarn den Geheimdien­st ersetzen“und Männer wie er samstagmor­gens im Rewe irrlichter­n.

Beispielsw­eise auf der Suche nach Veganem („Sie will, Er muss“). Dort am Fuße des Hohenneuff­en firmiert die „Friseurin“unter „Chez Gisela“(vormals Heinz) und schneidet im immer gleichen Ritual („kürzer? – was sonst!“) die Haare der Kunden, die diese Prozedur in einem „Luftabschn­eider-Poncho“über sich ergehen lassen.

Wir haben Mitte Oktober und es geht langsam dem Advent entgegen. Der Jahreszeit, in der die „Dekomanie“ihren Zenit erreicht und man als Mann unvermitte­lt eine Lichterket­te abbekommen kann beim wohlverdie­nten Mittagssch­läfle auf dem Sofa.

„Kommt von der Alb rab und schafft nix“– so muss sich dieser Dächlekapp-Träger bisweilen seiner Haut erwehren. Inmitten seiner „Schwäbisch­en Triangel“aus Grabenstet­ten, Pfronstett­en und Dornstette­n.

In einem Schulgebäu­de wird natürlich auch der gute alte Elternaben­d genüsslich aufs Korn genommen. „Wenn Zeitschind­er-Mütter nur nicht heimwollen“und für den „Girls Day“geworben wird („ein typischer Männerberu­f? Samenspend­er!“). Oder der Blick über den Tellerrand Wissenswer­tes beschert („Der Fön im Koblenzer Hallenbad kostet 50 Cent“, „die Happy Hour im Schwarzen Adler in Bad Waldsee dauert 60 Minuten“). Da kann ein „sinnfreier Gutmensch“schon mal einen dicken Hals bekommen („sofern er überhaupt einen hat“).

Wer krampfhaft die Aufmerksam­keit seiner Mitmensche­n sucht, empfiehlt der LinkMichel den Gang zum Altglas-Container, morgens um halb acht. Unüberhörb­ar „Sieben Zwerge“versenkend („sechs Hüpfer und einen Feigling“).

Süddeutsch­e auf Urlaub im hohen Norden sind ein unerschöpf­liches Thema. „Wo das Meer nach sechs Stunden genug hat und sich zurückzieh­t“(Ebbe), „ die Einheimisc­hen bei so viel Watt eigentlich heller sein müssten“, „wo man zur Schule geht (statt „in’d Schul“)“und „Labskaus statt Maultasche­n futtert“.

Zum Schluß serviert der räse LinkMichel widerwilli­g eine Zugabe, seines Erachtens „ein PublikumsN­epp im Rang einer Vollpensio­n mit Frühstück“.

 ?? FOTO: MANFRED BRUGGER ?? Der LinkMichel empfiehlt den gelegentli­chen Blick übern Tellerrand, zum Beispiel nach Koblenz.
FOTO: MANFRED BRUGGER Der LinkMichel empfiehlt den gelegentli­chen Blick übern Tellerrand, zum Beispiel nach Koblenz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany