ZF will Kosten um sechs Milliarden Euro senken
Zulieferer aus Friedrichshafen erwartet ein „sehr hartes Jahr 2024“– Verkauf der „Passiven Sicherheitstechnik“wird konkreter
- ZF steuert auf schwierige Zeiten zu: „2024 wird ein sehr hartes Jahr“, sagte Holger Klein, Vorstandschef des Friedrichshafener Zulieferers, nun in Stuttgart. Das abgelaufene Geschäftsjahr sei schon „nicht einfach“gewesen, man habe jedoch immer noch „Volumenzuwächse“verzeichnen können. So legte der Umsatz 2023 auf rund 46 Milliarden Euro zu. Damit sei im Jahr 2024 nicht zu rechnen, vielmehr mit „deutlich rückläufigen Volumina“. Entsprechend hat der Zulieferer ein Sparprogramm aufgelegt, das die Kostenbasis bis Ende 2025 um insgesamt sechs Milliarden Euro verringern soll.
Es gelte, wettbewerbsfähiger zu werden und auf die „schwachen Märkte“zu reagieren. Dabei gehe es keineswegs nur um Stellenstreichungen, auch sämtliche weitere Kosten und auch ein günstigerer Materialeinkauf spielten hierbei eine Rolle.
Derweil konkretisiert sich der Zeitrahmen für den Verkauf der Sicherheitstechnik-Sparte (Umsatz 2022: rund 4,4 Milliarden Euro). „Mitte des Jahres wären wir so weit für einen Investor oder für einen Börsengang“, sagte Klein. Der Zulieferer hatte bereits im Oktober 2022 angekündigt, die Division „Passive Sicherheitstechnik“, die hauptsächlich Sicherheitsgurte und Airbags fertigt, verkaufen zu wollen. Der ZF-Chef betonte die hohe Attraktivität dieser Sparte und sagte, dass man sie keinesfalls „unter Wert“verkaufen werde. Zur Preiserwartung machte er keine Angaben.
Den Verkauf der „Passiven Sicherheitstechnik“strebt ZF an, um den Schuldenabbau des Konzerns weiter voranzubringen. Aktuell liegen die Verbindlichkeiten bei rund 10,5 Milliarden Euro. Diese will man zurückfahren, um wieder mehr Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Schon im laufenden Jahr sei ein Schuldenabbau geplant, den Klein jedoch nicht
genauer bezifferte. Auch äußerte er sich nicht zu den Zahlen des Geschäftsjahres 2023, die erst auf der Bilanz-Pressekonferenz am 21. März bekannt gegeben werden. Perspektivisch soll mit weniger Verbindlichkeiten mehr Geld in Forschung und Entwicklung f ließen. Auch weitere Zukäufe sollen so wieder möglich werden. Unabhängig vom Schuldenstand investiert ZF in den kommenden drei Jahren 18 Milliarden Euro.
Der ZF-Chef, der sonst eher weniger die Öffentlichkeit sucht, stand am Dienstagabend ausführlich Wirtschaftsjournalisten in Stuttgart Rede und Antwort. Dabei benannte der Manager klar die Herausforderungen der Branche, verbreitete aber auch Zuversicht und Tatendrang. Der Weg der Transformation vom Getriebebauer zum umfassenden Technologiekonzern soll konsequent weiterbeschritten werden. Vor zehn Jahren war ZF Friedrichshafen noch zu 60 Prozent vom Verbrennungsmotor abhängig, heute sind es nur noch rund 30 Prozent, betonte Klein.
Die besondere Herausforderung bei diesem Wandel sind nicht nur die enormen Investitionen, die erforderlich werden, es fällt dabei auch maßgeblich Wertschöpfung in Deutschland weg. Für den Bau eines E-Antriebs sei nur noch etwa die Hälfte an Arbeitskräften wie bei einem klassischen Getriebe erforderlich. Entsprechend werde der ZFPersonalbestand
hierzulande, der aktuell bei einem Rekordwert von 54.000 liegt, auch zurückgehen müssen. Die vom Betriebsrat kolportierten 12.000 Stellen, die bis Ende des Jahrzehnts wegfallen sollen, wollte Klein jedoch nicht bestätigen. Dies sei vielmehr das Potenzial an Stellen, die bis 2030 durch Fluktuation abgebaut werden könnten. Es gehe durchaus darum, möglichst viele Jobs in Deutschland zu erhalten.
Dafür sei jedoch die „Wettbewerbsfähigkeit“ganz entscheidend – von ZF insgesamt, aber auch die der einzelnen Standorte. Diese gelte es, kontinuierlich zu verbessern – gerade vor dem Hintergrund, dass in den neuen Geschäftsfeldern wie der E-Mobilität eine deutlich stärkere Konkurrenz herrsche als bei klassischen Getrieben. Am Ende verbreitete Klein aber auch Zuversicht: „ZF ist ein starkes Unternehmen. Wir sind in einer herausfordernden Situation, wissen aber, wie wir damit umzugehen haben.“