Zwei Urgesteine verlassen den Gemeinderat
Wolfgang Schoch (CDU) und Hilmar Fleischer (FDP) treten nach 30 beziehungsweise 22 Jahren bei der Wahl im Juni nicht mehr an
- Zwei der altgedientesten Trossinger Gemeinderäte hören auf: FDP-Fraktionsvorsitzender Hilmar Fleischer wird nach 22 Jahren, CDU-Gemeinderat Wolfgang Schoch nach sogar 30 Jahren nicht mehr antreten bei der Kommunalwahl am Sonntag, 9. Juni. Die Freien Demokraten verlieren mit Anika Neipp und Willi Link insgesamt drei ihrer fünf Ratsvertreter.
„Ich werde im Juli 75“, macht Hilmar Fleischer vor allem Altersgründe geltend für seinen Rückzug. Dies sei auch beim Schuraer Willi Link, ebenfalls 74 Jahre alt, die Triebfeder gewesen. Bei Anika Neipp seien es beruf liche Gründe, sie sei unter anderem an der Musikhochschule stark eingespannt. Verbleiben für die FDP-Fraktion Antje Spehn und Thomas Springer, der jedoch ebenfalls über ein Weitermachen nachdachte. „Bei ihm waren es jedoch keine grundsätzlichen Zweifel“, betont Fleischer.
Den traditionell stimmenstarken Trossinger Liberalen ist es jedoch offensichtlich gelungen, die personellen Lücken zu schließen. Die Nachfolge sei geklärt, sagt Hilmar Fleischer. Für die Nominierungsversammlung Mitte
März seien drei Kandidatinnen und Kandidaten gefunden, zwei von ihnen seien jünger. „Der Altersdurchschnitt senkt sich deutlich nach unten.“
Er habe die Notwendigkeit gesehen, „dass sich Gemeinderat und Fraktion verjüngen“, sagt Fleischer zu seinen Beweggründen. „Wir brauchen neue Kandidaten, die in Verantwortung kommen müssen und wollen.“
Zu seinem Amtsverständnis habe gehört, als mahnende Stimme wahrgenommen zu werden. In der Vergangenheit warnte Fleischer wiederholt vor dem enorm in die Höhe schnellenden Schuldenberg der Stadt in den kommenden Jahren ob mannigfaltiger Investitionen. „Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen.“Ihm sei es stets um eine vernünftige, realistische Politik gegangen, sagt Fleischer. „Man muss gucken, dass es ein vernünftiges Verhältnis gibt zwischen Einnahmen und Ausgaben.“Und dazu etwa Industrieansiedlungen fördern.
Als „Stimme im Hintergrund“will der Ehrenvorsitzende des FDP-Ortsverbands weiterhin hörbar bleiben.
Noch acht Jahre länger, seit 1994, ist Wolfgang Schoch die Stimme Schuras im Gemeinderat. Zusammen mit Freie WählerFraktionschef Gustav Betzler ist er damit das Urgestein schlechthin im Trossinger Stadtparlament. Altersgründe und einen Generationswechsel nennt auch er als für ihn Ausschlag gebende Argumente, dem neuen Gremium nicht mehr angehören zu wollen. Schoch betont die „gute Kameradschaft“innerhalb der CDU-Fraktion.
Da ja auch Willi Link aufhört, könnte Ingo Hohner (Freie Wähler) künftig der einzige in dem Trossinger Teilort wohnende Gemeinderat sein - je nachdem, welche Kandidatinnen und Kandidaten sich finden bei den einzelnen Fraktionen.
„Ich war als einziger 30 Jahre durchgehend im Gemeinderat und Schuraer Ortschaftsrat“, blickt der 73-jährige Schoch zurück. Ehrenamtlicher Ortsvorsteher will er indes bleiben. „Ich fühle mich total fit und bin in den Themen drin.“Er wolle die Schuraer „nicht allein zurücklassen mit Themen, die ich angestoßen habe“. Er würde das Amt gerne für weitere fünf Jahre übernehmen, deshalb lasse er sich für den Ortschaftsrat aufstellen - dem die
Wahl des Ortsvorstehers obliege als Empfehlung für den Trossinger Gemeinderat.
Auch als „Unterstützungskandidat“für den Kreistag fungiere er bei der Wahl im Juni, sagt der Christdemokrat. „Ich wurde gebeten, noch mal anzutreten.“Der Trossinger CDU-Stadtverband veranstaltet seine Nominierungsversammlung zur Aufstellung von Bewerbern für die Gemeinderatswahl am Mittwoch, 28. Februar, 19.30 Uhr, in der Gaststätte „Germania“. Dem Vernehmen nach soll an diesem Abend Bürgermeisterin Susanne Irion zur CDU-Kandidatin für das Tuttlinger Kreisgremium gekürt werden.
Auch bei der Offenen Grünen Liste (OGL) ist bekanntlich das Wechselkarussell ins Laufen gekommen: Dort bleibt nur Fraktionsvorsitzender Gerhard Brummer an Bord, der langjährige Rat Wolfgang Steuer zieht sich altershalber zurück, Sigrun Kramer aus privaten Gründen. Dagegen wollen, wie bei den freien Wählern, alle drei Räte der SGT, Vatche Kayfedjian, Dieter Görlich-Heinichen und Simon Mayer, erneut kandidieren - diesmal komplett unter dem Label der Sozialdemokraten, nachdem Mayer zwischenzeitlich SPD-Mitglied geworden ist.