Rewe-Marktleiter hat so etwas noch nicht erlebt
Täter versuchen mit einem Trick volle Einkaufswägen zu stehlen – Steckt eine Bande dahinter?
(sbo) -Unverfroren, dreist oder doch skrupellos? Für diese Art von Diebstahl im Schwenninger Rewe fehlen selbst dem Marktleiter die Worte. Denn die Täter versuchen, mit voll gepackten Einkaufswägen den Markt zu verlassen.
„Ich bin schon 20 Jahre im Handel, aber solche Dimensionen kenne ich nicht“, macht Andreas Golob deutlich. Der selbstständige Kaufmann hat vor rund einem Jahr die neu gebaute Filiale des Lebensmitteleinzelhändlers in der Villinger Straße eröffnet. Auf dem ehemaligen Ziegeleigelände erfüllte sich Golob damit den Traum der Selbstständigkeit, nachdem er zuvor am Bodensee als Marktmanager agierte. Doch mit solchen Zuständen hatte er nicht gerechnet.
Diebstähle, die im verborgenen bleiben sollen – wenn beispielsweise Waren unter der Jacke aus dem Laden geschafft werden – sind in der Branche gang und gäbe. Doch hier geht es um ein ganz anderes Vorgehen. Golob erklärt: Meist seien mehrere Personen, sowohl Männer als auch Frauen mittleren Alters, an dem dreisten Diebstahl beteiligt.
Im Laden würden sie ein besonderes Augenmerk auf hochpreisige Waren legen, „beispielsweise Spirituosen oder Pfannen“, wie der Marktleiter erklärt. Damit packen die Diebe den Einkaufswagen randvoll. Dann kommt der entscheidende Part: Am Ausgang versuchen die Täter die Kassen zu überwinden, um den Markt mit den Waren zu verlassen.
Im Dezember nutzten sie hierfür beispielsweise die SB-Kassen. Die Täter hatten zwei Einkaufswagen vollgepackt, an der Kasse bezahlten sie jedoch nur zwei Artikel, öffneten so mit dem Kassenbon die Warenschranke und verließen mit den gefüllten Wagen und den unbezahlten Waren den Markt.
Bisher ging das schief. „Sie haben es mehrmals versucht, wir konnten sie festhalten.“Die Waren konnten in der Folge gesichert werden, die Täter entkamen unerkannt. Zurück blieben die fassungslosen Mitarbeiter. Golob: „Bis zu diesem Vorfall konnte ich mir so etwas nicht vorstellen.“Eingesetzte Sicherheitskräfte haben nun verstärkt einen Blick auf derartige Auffälligkeiten, die sich bislang insbesondere in den Abendstunden abgespielt hätten.
Für ihn sei klar, dass es sich bei den Tätern um kriminalisierte Banden aus dem Ausland handeln muss. „Die haben kein Gewissen“, ist sich der Kaufmann sicher. Er hofft nun auf die Härte der Justiz, um Nachahmern die Grenzen deutlich aufzuzeigen. Doch dazu müssen die Täter zunächst gefasst werden. Was weiß die Polizei zu dem Fall?
Polizeisprecher Dieter Popp bestätigt zunächst, dass beim Polizeirevier Schwenningen die Diebstahlsversuche bekannt sind. Demnach gab es von Mitte Dezember 2023 bis Anfang Januar 2024 wohl mindestens zwei Ladendiebstähle im Rewe mit dieser Vorgehensweise. Popp: „Dabei wird mit gefüllten Einkaufswagen der Verkaufsraum durch die Eingangsschranke verlassen.“
Die Ermittlungen der Polizei zu den Vorfällen laufen – wohlwissend, dass es sich dabei mutmaßlich um „organisierte osteuropäische Tätergruppierungen“handelt. Bisher hätten diese Taten in der Region noch nicht Schule gemacht, wie der Polizeisprecher betont. „Bislang sind bei uns solche Taten die Ausnahme“so Popp.
Doch: Deutschlandweit treten solche Fälle durchaus auf, wie Recherchen
zeigen. In Aldersbach (Landkreis Passau) waren im vergangenen September vier Täter entkommen, die in einem Supermarkt zwei Einkaufswagen mit Waren im Wert von 1000 Euro beluden und ohne zu zahlen verschwanden.
In einem Supermarkt in Regensburg packen die Täter regelmäßig
alle Taschen voll und f lüchten dann mithilfe von Komplizen im Eingangsbereich möglichst schnell aus dem Laden. Alleine dort beträgt der Schaden im vergangenen Jahr weit über 10.000 Euro, wie es in einem Medienbericht heißt. Auch hier sollen organisierte Banden für die Straftaten verantwortlich sein.