Tauben immer wieder ein Konfliktthema
In Rietheim-Weilheim gab es eine Entscheidung – So gehen andere Kommunen damit um
- Beim Thema Tauben und deren Haltung in Wohngebieten scheiden sich die Geister. Für die einen ist es ein liebgewonnenes Hobby, für die anderen die reine Belästigung. Vergangenes Jahr gab es einen Fall in Reitheim-Weilheim, doch auch in anderen Gemeinden waren die Vögel schon Thema.
Im besagten Fall in RietheimWeilheim geht es um einen Geräteschuppen direkt an der Grundstücksgrenze, der als Taubenschlag genutzt wurde. Für die Nachbarn zu viel Lärm und zu viel Dreck. Für den Halter ein schönes Hobby.
Weil der Schuppen aber nicht als Taubenschlag, sondern als Geräteschuppen deklariert war, beantragte der Halter eine Nutzungsänderung. Der Gemeinderat diskutierte, doch entscheiden durfte er darüber nicht. Das zu tun lag beim Landratsamt.
Das ließ sich mit seiner Entscheidung Zeit, doch seit einigen Wochen steht fest: Der Schuppen darf offiziell als Taubenschlag genutzt werden. Allerdings begrenzt auf 40 Tiere. Die Begründung: Bereits durch die Rechtsprechung sei festgestellt, dass die Haltung von maximal 40 Tauben innerhalb eines allgemeinen Wohngebietes eine zulässige Nebennutzung darstelle. Zumal die Taubenhaltung räumlich und funktionell hinter die Wohnnutzung zurücktrete - also im Verhältnis deutlich geringer ist. Zudem wird eine Stallsperre für „besonders schützenswerte Stunden“verhängt: von 20 bis 7 Uhr an Werktagen, bis 9 Uhr an Sonnund Feiertagen.
Bürgermeister Felix Cramer von Clausbruch zieht aus dem Fall seine Lehren. „Wir haben gelernt, dass etwas grundsätzlich zulässig ist, wenn es nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist.“Das werde er in Zukunft beachten. Zwar sei aktuell kein neuer Bebauungsplan in Aufstellung,
doch er werde beim nächsten Baugebiet sicherlich darauf achten, „was man regelt und was nicht“. So könne er sich vorstellen, die Haltung und Zucht von Kleintieren auf fünf Tiere zu begrenzen. Aber das ist wie gesagt Zukunftsmusik.
Das Thema Taubenhaltung hat vor ein paar Jahren auch schon in Emmingen-Liptingen hohe Wellen geschlagen. In einem sogenannten dörflichen Mischgebiet in Liptingen hielt ein Mann Tauben. Den Anwohnern war das ein Dorn im Auge – vor allem wegen der Verkotung. Und auch in diesem Fall wurde nachträglich um Genehmigung gebeten. Was diesen Fall zusätzlich brisant machte: Die Tauben wurden teilweise abgeschossen. Von wem, das wusste man nicht.
Und wie ist die Lage heute? „Das Thema ist durch“, sagt Bürgermeister Joachim Löffler. „Der Taubenhalter ist verzogen und der Taubenschlag wurde entfernt.“Andere Fälle gebe es keine.
Allerdings auch keine generellen Vorgaben für die Haltung in der Gemeinde.
So ist die Lage auch in Fridingen. „Damit haben wir gar kein Problem“, sagt Bürgermeister Stefan Waizenegger. Dass es einen Taubenhalter in der Stadt gegeben habe, sei sicherlich Jahrzehnte her. Daher gebe es auch keine Bestimmungen, was die Haltung und die Zucht in Wohngebieten betreffe. Einzig in der für die Stadt gültigen Polizeiverordnung steht, dass „Tauben auf öffentlichen Straßen und Gehwegen sowie in Grün- und Erholungsanlagen nicht gefüttert werden dürfen“.
Eine übergeordnete Regelung gibt es auch in Mühlheim nicht, dafür aber einen privaten Taubenhalter, „der das sehr seriös betreibt“, so Bürgermeister Jörg Kaltenbach. Probleme gebe es seines Wissens nicht. Deutlich mehr im Trend liege die Hühnerhaltung.
Das bestätigt auch Jürgen Buhl, Bürgermeister aus Seitingen-Oberf
lacht: „Hühnerhaltung ist gerade bei jungen Leuten extrem angesagt. Tauben hingegen hatten wir noch nicht.“Unabhängig von Tauben oder Hühnern sei Kleintierhaltung in Neubaugebieten aus seiner Sicht ohnehin kaum ein Thema. Und das aus einem einfachen Grund: Weil man mit der Fläche sparsam umgehen muss, sind die Grundstücke in Neubaugebieten gar nicht mehr groß genug, um mehrere Tiere artgerecht zu halten.
Viel eher seien frei fliegende Tauben ein Problem, berichtet Buhl, der in Mühlheim wohnt, aus eigener Erfahrung. Diese ließen sich in den engen Häuserschluchten nieder. Das führe zu hygienischen Problemen.
Davon kann auch die Stadt Tuttlingen ein Lied singen, die seit Jahren gegen die unkontrollierte Vermehrung der Tiere ankämpft. Nicht nur durch ein Fütterungsverbot, sondern auch dadurch, dass Taubeneier durch Attrappen ersetzt werden.