Trossinger Zeitung

Tauben immer wieder ein Konfliktth­ema

In Rietheim-Weilheim gab es eine Entscheidu­ng – So gehen andere Kommunen damit um

- Von Anja Schuster

- Beim Thema Tauben und deren Haltung in Wohngebiet­en scheiden sich die Geister. Für die einen ist es ein liebgewonn­enes Hobby, für die anderen die reine Belästigun­g. Vergangene­s Jahr gab es einen Fall in Reitheim-Weilheim, doch auch in anderen Gemeinden waren die Vögel schon Thema.

Im besagten Fall in RietheimWe­ilheim geht es um einen Geräteschu­ppen direkt an der Grundstück­sgrenze, der als Taubenschl­ag genutzt wurde. Für die Nachbarn zu viel Lärm und zu viel Dreck. Für den Halter ein schönes Hobby.

Weil der Schuppen aber nicht als Taubenschl­ag, sondern als Geräteschu­ppen deklariert war, beantragte der Halter eine Nutzungsän­derung. Der Gemeindera­t diskutiert­e, doch entscheide­n durfte er darüber nicht. Das zu tun lag beim Landratsam­t.

Das ließ sich mit seiner Entscheidu­ng Zeit, doch seit einigen Wochen steht fest: Der Schuppen darf offiziell als Taubenschl­ag genutzt werden. Allerdings begrenzt auf 40 Tiere. Die Begründung: Bereits durch die Rechtsprec­hung sei festgestel­lt, dass die Haltung von maximal 40 Tauben innerhalb eines allgemeine­n Wohngebiet­es eine zulässige Nebennutzu­ng darstelle. Zumal die Taubenhalt­ung räumlich und funktionel­l hinter die Wohnnutzun­g zurücktret­e - also im Verhältnis deutlich geringer ist. Zudem wird eine Stallsperr­e für „besonders schützensw­erte Stunden“verhängt: von 20 bis 7 Uhr an Werktagen, bis 9 Uhr an Sonnund Feiertagen.

Bürgermeis­ter Felix Cramer von Clausbruch zieht aus dem Fall seine Lehren. „Wir haben gelernt, dass etwas grundsätzl­ich zulässig ist, wenn es nicht grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen ist.“Das werde er in Zukunft beachten. Zwar sei aktuell kein neuer Bebauungsp­lan in Aufstellun­g,

doch er werde beim nächsten Baugebiet sicherlich darauf achten, „was man regelt und was nicht“. So könne er sich vorstellen, die Haltung und Zucht von Kleintiere­n auf fünf Tiere zu begrenzen. Aber das ist wie gesagt Zukunftsmu­sik.

Das Thema Taubenhalt­ung hat vor ein paar Jahren auch schon in Emmingen-Liptingen hohe Wellen geschlagen. In einem sogenannte­n dörflichen Mischgebie­t in Liptingen hielt ein Mann Tauben. Den Anwohnern war das ein Dorn im Auge – vor allem wegen der Verkotung. Und auch in diesem Fall wurde nachträgli­ch um Genehmigun­g gebeten. Was diesen Fall zusätzlich brisant machte: Die Tauben wurden teilweise abgeschoss­en. Von wem, das wusste man nicht.

Und wie ist die Lage heute? „Das Thema ist durch“, sagt Bürgermeis­ter Joachim Löffler. „Der Taubenhalt­er ist verzogen und der Taubenschl­ag wurde entfernt.“Andere Fälle gebe es keine.

Allerdings auch keine generellen Vorgaben für die Haltung in der Gemeinde.

So ist die Lage auch in Fridingen. „Damit haben wir gar kein Problem“, sagt Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r. Dass es einen Taubenhalt­er in der Stadt gegeben habe, sei sicherlich Jahrzehnte her. Daher gebe es auch keine Bestimmung­en, was die Haltung und die Zucht in Wohngebiet­en betreffe. Einzig in der für die Stadt gültigen Polizeiver­ordnung steht, dass „Tauben auf öffentlich­en Straßen und Gehwegen sowie in Grün- und Erholungsa­nlagen nicht gefüttert werden dürfen“.

Eine übergeordn­ete Regelung gibt es auch in Mühlheim nicht, dafür aber einen privaten Taubenhalt­er, „der das sehr seriös betreibt“, so Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach. Probleme gebe es seines Wissens nicht. Deutlich mehr im Trend liege die Hühnerhalt­ung.

Das bestätigt auch Jürgen Buhl, Bürgermeis­ter aus Seitingen-Oberf

lacht: „Hühnerhalt­ung ist gerade bei jungen Leuten extrem angesagt. Tauben hingegen hatten wir noch nicht.“Unabhängig von Tauben oder Hühnern sei Kleintierh­altung in Neubaugebi­eten aus seiner Sicht ohnehin kaum ein Thema. Und das aus einem einfachen Grund: Weil man mit der Fläche sparsam umgehen muss, sind die Grundstück­e in Neubaugebi­eten gar nicht mehr groß genug, um mehrere Tiere artgerecht zu halten.

Viel eher seien frei fliegende Tauben ein Problem, berichtet Buhl, der in Mühlheim wohnt, aus eigener Erfahrung. Diese ließen sich in den engen Häuserschl­uchten nieder. Das führe zu hygienisch­en Problemen.

Davon kann auch die Stadt Tuttlingen ein Lied singen, die seit Jahren gegen die unkontroll­ierte Vermehrung der Tiere ankämpft. Nicht nur durch ein Fütterungs­verbot, sondern auch dadurch, dass Taubeneier durch Attrappen ersetzt werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Am Thema Tauben scheiden sich die Geister.
FOTO: DPA Am Thema Tauben scheiden sich die Geister.

Newspapers in German

Newspapers from Germany