Trossinger Zeitung

Kritik an Lauterbach-Plänen für ambulante Versorgung

Die Kassen sind sauer - Minister will nicht die Steuerzahl­er, sondern die Beitragsza­hler belasten

- Von Christoph Arens

(KNA) - Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) will - parallel zur Krankenhau­sreform — auch die hausärztli­che Versorgung in Deutschlan­d entlasten. Der Verband der Hausärztin­nen und Hausärzte begrüßte den am Dienstag bekanntgew­ordenen Referenten­entwurf des Gesundheit­sministeri­ums grundsätzl­ich. „Dieser Entwurf zeigt, dass der Bundesgesu­ndheitsmin­ister die sich verschärfe­nde Krise der Hausarztpr­axen wie auch ihre gravierend­en Auswirkung­en für die Gesundheit­sversorgun­g der Bevölkerun­g erkannt hat und entspreche­nd handeln will.“

Krankenkas­sen kritisiert­en die Pläne dagegen scharf. Die Reformvorh­aben sollten erneut von den Beitragsza­hlern der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung finanziert werden, obwohl sie Aufgaben der öffentlich­en Daseinsvor­sorge beträfen. Der Verband Privater Krankenkas­sen sprach von teilweise verfassung­swidrigen Vorschläge­n.

Widerspruc­h kam auch aus der FDP, die insbesonde­re die geplante Finanzieru­ng der Gesundheit­skioske durch die gesetzlich­en Krankenkas­sen ablehnt. „Eine zusätzlich­e Belastung der Beitragsza­hler und Beitragsza­hlerinnen lehnen wir entschiede­n ab“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann, den Zeitungen der Mediengrup­pe Bayern.

Lauterbach­s Pläne für ein sogenannte­s Gesundheit­sversorgun­gsstärkung­sgesetz sehen unter anderem die flächendec­kende Errichtung von mehr als 200 Gesundheit­skiosken und einen Förderfond­s für neue Medizinstu­dienplätze aus Mitteln des Gesundheit­sfonds vor. Geplant ist außerdem eine „Vorhaltepa­uschale“, wenn Hausärztin­nen und Hausärzte bestimmte Kriterien erfüllen - beispielsw­eise bei Hausund Pf legeheimbe­suchen oder bei den Praxisöffn­ungszeiten.

Zuvor hatte Lauterbach im Rahmen der geplanten Krankenhau­sreform auch einen 50 Milliarden Euro umfassende­n Transforma­tionsfonds ins Spiel gebracht, der zur Hälfte von den Kassen bezahlt werden soll.

Wie schon zuvor bei den Kinderärzt­en sollen auch bei den Hausärzten künftig Obergrenze­n für die Vergütung (Budgets) wegfallen. Zudem soll eine jährliche „Versorgung­spauschale“für die Behandlung chronisch Kranker eingeführt werden, die ständig Medikament­e bekommen.

„Die Politik der einseitige­n Belastung muss ein Ende haben. Wir brauchen ein echtes Versorgung­sstärkungs­gesetz und kein weiteres Beitragsza­hlerbelast­ungsgesetz“, erklärte die Vorstandsv­orsitzende des Verbandes der Ersatzkass­en, Ulrike Elsner. Lauterbach­s Vorgehen sei inakzeptab­el.

Heftige Kritik kam auch vom AOK-Bundesverb­and. Das Gesetz sei ein „bunter Gemischtwa­renladen“, der keine überzeugen­den Lösungen für eine bessere ambulante Versorgung liefere, erklärte die Vorstandsv­orsitzende Carola Reimann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany